Geriefter Weich-Täubling

Geriefter Weich-Täubling
Geriefter Weich-Täubling
2011-07-31 Russula nauseosa.jpg

Geriefter Weich-Täubling (Russula nauseosa)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Geriefter Weich-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula nauseosa
(Pers.) Fr.

Der Geriefte Weich-Täubling oder Bunte Fichten-Täubling (Russula nauseosa) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Es ist ein kleiner, zerbrechlicher Täubling mit einem stark gerieften Hut, dessen Farbe zwischen rosaviolett, purpurbraun oder grünlich schwankt. Der milde, aber wenig angenehm schmeckende Pilz hat gelbe Lamellen und kommt in Bergnadelwäldern vor.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist 3–5(–7) cm breit, dünn, jung flach buckelig, später niedergedrückt bis trichterförmig. Die Hutfarbe variiert sehr stark. Der Pilz kann rosaviolett bis purpurbraun, aber auch gelbgrünlich bis oliv gefärbt sein. Die Mitte ist gewöhnlich bräunlich oder oliv gefärbt und meist dunkler, als der oft schon jung höckerig geriefte Rand. Die Huthaut ist kahl, am Rande matt und nur zur Mitte hin klebrig glänzend. Sie ist weit, fast ganz abziehbar.

Die Lamellen sind angeheftet, bauchig und stehen zumindest im Alter ziemlich entfernt. Sie sind jung cremefarben, später lebhaft gelb bis schmutzig ocker gefärbt. Das Sporenpulver ist gelb bis ockergelb (IVb nach Romagnesi).

Der weißliche Stiel ist 1,5–4 cm lang und 0,6 cm dick. Er ist zerbrechlich, fein gerieft und im Alter gräulich geädert. Er kann auch von der Basis aus ocker fleckig werden. Das Stielfleisch ist jung voll, aber mürbe und wird schnell schwammig. Im Alter ist der Stiel oft hohl.

Das Fleisch ist weiß und schmeckt unangenehm und im ersten Moment ziemlich scharf. Junge Lamellen können manchmal auch deutlich scharf schmecken. Der Geruch ist schwach oder variabel und nur schwer zu beschreiben. Er ist unangenehm, schwach säuerlich bis leicht fruchtig.[1][2][3]

Mikroskopische Eigenschaften

Die Sporen sind breit elliptisch, 8–11(–12) µm lang und 7–8(–9) µm breit und mit starken, isolierten Stacheln besetzt. Die Zystiden sind recht auffällig. Die Huthaut enthält zahlreiche, kurze, keulige, 6–20 µm breite und 0–1-fach septierte Pileozystiden und lange Primordialhyphen.[3][4]

Ökologie

Der Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der vor allem mit Fichten eine symbiotische Partnerschaft eingeht. Selten können auch Tannen oder anderen Nadelbäume als Wirte dienen.

Der Täubling kommt in Fichten-Buchen, Fichten-Tannen- und Fichtenwäldern sowie in Fichtenforsten vor. Gelegentlich kann man ihn auch in Auenwäldern, an Rändern von Flachmooren oder an Waldwegen finden. Der Täubling mag frische bis feuchte, schwach saure bis alkalische Böden. Die Art ist relativ stickstofftolerant.

Die Fruchtkörper erscheinen relativ früh, schon ab Juni kann man sie im Nadelstreu, Moos oder lückigem Gras finden. Sie wachsen bis in den November hinein.[2]

Verbreitung

Der Geriefte Weich-Täubling ist über fast drei Klimazone hinweg verbreitet. Man findet ihn von der submeridionalen Klimazone, mit Mittelmeerklima bis in die boreale, mit kühl gemäßigtem Klima. Er ist in Nordasien (Kaukasus, Sibirien, Russland-Fernost) und Europa verbreitet.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Geriefte Weich-Täubling nachgewiesen wurde.[2][5][6]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,
Slowenien,
Rumänien,
Bulgarien,[7]
Griechenland[8]
Frankreich,
Benelux,
Großbritannien,
Hebriden
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,
Ungarn
Estland,
Weißrussland
Dänemark,
Norwegen,
Schweden

Nordamerika (USA) In Deutschland ist die Art im nördlichen Flachland und im Oberrheinischen Tiefland selten, im Hügelland zerstreut und im Bergland mäßig bis lokal stark verbreitet.[2]

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Geriefte Weich-Täubling ist die Typart der Untersektion Laricinae, die der Sektion Tenellae untergeordnet ist. Die Vertreter der Untersektion sind kleine bis mittelgroße Täublinge, die meist rötliche bis violett gefärbte Hüte, gelbes Sporenpulver und milden bis leicht schärflichen Geschmack haben. Sie gehen mit verschiedenen Nadelbäumen eine Symbiose ein.

Formen und Varietäten

Folgende Formen und Varietäten wurden beschrieben:

Varietät Autor Beschreibung
Russula nauseosa var. albida Singer Fast wie der Typus, aber die Hutfarbe ist fast ganz weiß.
Russula nauseosa var. flavida Cooke Fast wie der Typus, aber mit gelblich, olivfarbenem Hut.
Russula nauseosa f. xanthophaea (Boud.) Singer Fast wie der Typus, aber mit braunem Hut oder oliv- oder sepiabraun mit dunklerer Hutmitte.
Russula nauseosa var. striatella Jul.Schäff. ex Moënne-Locc. Fast wie der Typus, aber mit heller gefärbtem Hut und stark gerieftem Hutrand.

Bedeutung

Der Geriefte Reif-Täubling gilt als essbar, ist allerdings minderwertig. Wenn Nomen Omen sind, sollte man besser die Finger von diesem Pilz lassen, denn nauseosa bedeutet übersetzt übelkeiterregend.[3]

Literatur

  • Russula nauseosa (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 31. März 2011.
  • H. Romagnesi: Russula nauseosa (frz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 31. März 2011.

Einzelnachweise

  1. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 62.
  2. a b c d G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 513.
  3. a b c Monographic Key to European Russulas (1988) (PDF; 1,4 MB). Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel: S. 55. The Russulales Website. Abgerufen am 31. März 2011.
  4. Roger Phillips: Russula nauseosa. Rogers Mushrooms. Abgerufen am 31. März 2011.
  5. Russula nauseosa in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  6. Weltweite Verbreitung von Russula nauseosa. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  7. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/denchev-v111-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  8. D.M. Dimou, G.I. Zervakis & E. Polemis: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 4. Macrofungi from Abies cephalonica forests and other intermixed tree species (Oxya Mt., central Greece). In: Mycotaxon 104 / mycotaxon.com. 2008, S. 39–42, abgerufen am 22 August 2011 (PDF).

Weblinks

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