Camcorder

Camcorder
JVC-Camcorder

Ein Camcorder ist eine Videokamera mit eingebautem Videorekorder.

Dass es sich um ein Gerät handelt, das aus zwei klar unterscheidbaren Komponenten besteht, zeigt sich auch an der Bezeichnung „Camcorder“. „Camcorder“ ist eine Wortkreuzung aus „camera“ und „recorder“.

Inhaltsverzeichnis

Vor der Einführung des Camcorders

Bevor es Camcorder gab, musste der 'Videograph' entweder die Videokamera über ein langes Kabel mit einem stationären Videorekorder verbinden, oder einen getrennten, tragbaren Rekorder mitnehmen. Die ersten tragbaren Videorekorder waren sehr schwer und wurden daher auf dem Rücken getragen.

Später wurden umhängbare Rekorder benutzt, die nur wenige Kilogramm wogen; sie wurden noch bis in die 1990er Jahre eingesetzt.

Die ersten Camcorder

Die ersten Geräte, die man als vollwertige Camcorder bezeichnen kann, waren die Betamovie-Geräte der Firma Sony, die ab 1983 auf den Markt kamen. Die Apparate von Sony konnten das Bild der eingebauten Kamera direkt auf ein Betamax-Band aufzeichnen. Die Wiedergabe, wie sie heute in fast jedem Videorekorder und Camcorder üblich ist, war mit den damaligen Betamovie-Modellen von Sony nicht möglich, weil eine kleinere Kopftrommel verwendet werden musste, um das Gerät klein genug zu halten; die Videospuren konnten nur von einer normalgroßen Kopftrommel gelesen werden, wie sie in Heimgeräten verwendet wurde. Gleichzeitig präsentierte JVC seine eigenen Entwicklungen, die auf dem VHS-C-Format basierten. Sie hatten den Vorteil, dass das gefilmte Material entweder über den Sucher der Kamera oder über einen angeschlossenen Fernseher oder Monitor wiedergegeben werden konnte.

Bei heutigen Camcordern können die Daten während der Aufnahme oder danach im Sucher der Kamera oder auf einem in die Kamera integrierten LC-Display betrachtet werden.

Magnetband: von VHS zu DV

Camcorder von Grundig

Die ursprüngliche Videotechnik zeichnete das analoge PAL-Signal (im US-Raum NTSC) direkt auf das Magnetband einer VHS-, S-VHS-, Video8-, Hi8- oder Betacam-Videokassette auf.

Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die Analogtechnik im professionellen wie im Amateurbereich durch digitale Aufzeichnungsformate verdrängt. Das derzeit gängigste System im Amateur- sowie semiprofessionellen Bereich ist DV, daneben existieren noch MicroMV und Digital8, wobei die beiden letztgenannten Formate kaum verwendet werden. DV ist dabei aufgrund seiner Qualität das erste ursprünglich für den Amateurbereich entwickelte Format, das auch im professionellen Produktions- und Broadcastingbereich eingesetzt wird.

DV zeichnet sich gegenüber der Analog-Aufzeichnung durch verlustfreie Kopierbarkeit, einfachere und präzisere Schnitt-/Editiermöglichkeiten und eine deutlich höhere Bildqualität aus.

Auch im Bereich der Fernsehproduktion zeichnet sich ein Trend zur Verwendung digitaler Speichermedien ab. Waren bei der analogen Aufzeichnung Betacam und Betacam SP dominierend, so sind diese in den letzten Jahren zunehmend von Digital Betacam und Digital Betacam SX abgelöst worden. Alle diese Standards verwenden sog. L-Kassetten mit dem Formfaktor der Beta-Kassetten. Für einfachere Produktionen im Low Budget-Bereich werden auch die Aufzeichnungsformate DVCAM mit dem Kassettenformat DV und DVCPro mit etwas größeren Kassetten eingesetzt.

Magnetband: von SD zu HDTV

Mit der zunehmenden Verbreitung von hochauflösendem Fernsehen wurden von den Anbietern entsprechende Aufzeichnungssysteme entwickelt, um solche HDTV-Videoproduktionen zu gestatten. Seit einigen Jahren findet daher ein weiterer Übergang im Bereich der Fernsehproduktionen durch den Einsatz von HDTV-Kameras statt, die mittels HDCAM auf spezielle L-Kassetten aufzeichnen. Konkurrierende Formate sind DVCPro HD auf Speicherkarten (P2) von Panasonic und D9 HD auf Kassetten vom VHS-Format, von JVC. Für kleinere Produktionen und Amateurfilmer entwickelte Sony HDV, das wie bislang auf MiniDV-Kassetten aufzeichnet, aber die Bilder mit MPEG-2 komprimiert, um eine gleiche Abspiellänge wie bei DV zu erhalten. Der Trend heißt jedoch AVCHD. Das Format wurde von Sony und Panasonic gemeinsam auf den Markt gebracht. Inzwischen hat sich auch Canon angeschlossen. AVCHD komprimiert nach einem leicht modifizierten H.264-Codec. Allerdings verwenden alle drei Hersteller derzeit leicht unterschiedliche „Dialekte“ des Codecs, so dass die Videodaten nicht austauschbar sind.

Einzug ins Kino

Ab dem Jahr 2000 begannen Camcorder verfügbar zu werden, die auf Kinoproduktion ausgerichtet waren, als wichtigste Gruppe die Geräte nach der HDCAM-Norm. Diese Camcorder kosten als System fünf- bis sechsstellige Summen und wurden ab ihrer Verfügbarkeit von zahlreichen Regisseuren, Produzenten und Kameramännern für die Produktionen eingesetzt. Diese digitalen Kinokameras unterscheiden sich von ihren Artgenossen für TV-Produktion und Privatanwender teilweise dramatisch.

Neue digitale Speichermedien

DVD-Camcorder von Sony ...
... der direkt auf 8-cm-DVDs schreibt.

Seit ungefähr 2004 ist ein neuer Typ von Camcordern auf dem Markt. Dieser arbeitet mit dem MPEG2 Kompressions-Format und zeichnet die Daten neben DV-Kassetten auch auf bandlose Medien auf. Als weiteres Amateur-Format tritt ab 2007 AVCHD hinzu, das mit einer noch stärkeren Kompression nach MPEG-4 arbeitet und damit kleinere Dateigrößen bei gleicher Bildqualität wie MPEG-2 bietet. Zur Aufzeichnung verwendete Medien sind typischerweise wiederbeschreibbare DVDs, wechselbare Microdrives, integrierte Festplatten oder – ganz ohne bewegliche Teile – Speicherkarten. Auch bei diesem Typ Camcorder werden die Daten – wie bei Digital Video – vom Bildsensor zunächst als RGB-Daten erfasst. Mit bandlosen Camcordern können die Bildsequenzen mit vielen Camcordern direkt geschnitten, neu angeordnet, überblendet oder gelöscht werden, da ein Umspulen des Bandes entfällt.

Der Vorteil dieser Formate liegt darin, dass sie HD unterstützen, was DV nicht kann. Der Nachteil von MPEG-2(HDV) und MPEG-4(AVCHD) gegenüber DV liegt darin, dass die Daten stärker komprimiert werden und daher stärkere Verluste auftreten. MPEG-2/MPEG-4 ist daher eher als Archivierungscodec für bereits fertiggestellte Arbeiten empfehlenswert, was außerhalb des Amateurbereichs auch sein einziger Daseinszweck ist; durch jede weitere Bearbeitung, wie etwa Schnitt, wird das Material bei MPEG erneut komprimiert, sodass mit jeder Bearbeitung die Artefakte stark zunehmen, während DV quasi verlustfrei neu speichert. Dies lässt sich nur minimieren, wenn beim Schnitt ein entsprechend hochwertiger Codec genutzt wird.

Ein weiterer Nachteil, besonders von AVCHD: Das System komprimiert so effektiv (senkt also den Speicherbedarf des Videos), dass man für den Schnitt sehr leistungsfähige Computer benötigt.

Neben der gegenüber Bändern einfacheren Überspielbarkeit auf PCs zeichnen sich die digitalen Speichermedien auch durch eine höhere Zuverlässigkeit und Lebensdauer aus. Weiterhin können DVDs aus DVD-Camcordern auch in DVD-Playern oder -Rekordern abgespielt werden. Allerdings sind nicht alle DVD-Formate mit allen Abspielgeräten kompatibel. Zu unterscheiden ist insbesondere zwischen „+“- und „-“-Formaten. Ein nachträgliches Editieren ist wiederum nur bei den wiederberschreibbaren Medien DVD-RW und DVD-RAM möglich.

Camcorder mit Speicherkarten, meist SD-Karten (secure digital) benötigen große Speicher: Eine Ein-Gigabyte-SD-Karte reicht für ca. 20 bis 40 Minuten MPEG-2-Aufzeichnung je nach Camcorder, jedoch nur für etwa fünf Minuten DV. Das AVCHD-Format wird von den Herstellern Canon, Panasonic, Samsung und Sony unterstützt.

Bandlose Aufzeichnung im Bereich Fernsehproduktion und Kino setzt sich langsam durch und ist z. B. mit XDCAM und XDCAM HD (auf die Blu-ray-Variante Professional Disc for Broadcast und auf Speicherkarten SxS) von Sony, DVCPro HD von Panasonic (auf das Speicherkartensystem Panasonic P2) und Editcam von Ikegami realisiert worden.

Flip Video-Pocket-Camcorder wurden 2006 von Pure Digital Technologies in den USA eingeführt.

Bildrate

Grundsätzlich können Videos mit verschiedener Bildrate produziert werden. Üblich sind 24, 25, 30, 50 oder 60 Bilder pro Sekunde. 25 beziehungsweise 50 Bilder pro Sekunde sind aus historischen Gründen in Ländern mit 50 Hertz Wechselstrom üblich wie zum Beispiel überall in Europa. 30 beziehungsweise 60 Bilder pro Sekunde sind in Ländern mit 60 Hertz Wechselstrom gebräuchlich, wie zum Beispiel in den USA oder in Japan. Billige Digitalkameras können oftmals ausschließlich mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Dies ist so lange kein Problem, wie die Videos nur am Computer betrachtet werden. Soll jedoch eine „PAL“-DVD entstehen, was 25 oder 50 Bilder pro Sekunde erfordert, oder sollen Videos von verschiedenen Kameras mit unterschiedlicher Bildrate zu einem Video zusammengeschnitten werden, kann das Konvertieren Qualitätsverluste verursachen. Daher ist es empfehlenswert, beim Kamerakauf darauf zu achten, dass die erforderliche Bildrate unterstützt wird.

Bauformen

Camcorder weisen zahlreiche mögliche Unterschiede in ihren konkreten Ausgestaltungen auf, die von ihrem Einsatzzweck und Preis mitbestimmt werden. Im folgenden wird ein Versuch zur Darstellung der verschiedenen Unterscheidungsmerkmale bei den bekannten Bauformen gemacht.

  • Trage- und Haltungsbauform: Hier wird zwischen Schulterkameras, die auf der Schulter geführt werden, und Handkameras, die vor dem Körper gehalten werden, unterschieden. Schulterkameras weisen an der Unterseite eine Ausformung zur Auflage auf der Schulter und einen entsprechenden, auf der Schulter liegenden Schwerpunkt auf. Der Auslöser befindet sich meist an einem Anbau vorne rechts, mit dem die Kamera zugleich mit der rechten Hand stabilisiert wird. Der Sucher ist seitlich angebracht. Handkameras sind in der Regel kompakter und leichter, der Sucher befindet sich in der Regel am hinteren Ende der Kamera, der Auslöser an verschiedenen Stellen, entsprechend den Annahmen des Herstellers dazu, wie die Kamera gehalten werden soll.
  • Rekorderanbau: Bei der überwiegenden Anzahl von Camcordern bilden Kamerakopf (mit Aufnahmeelektronik und Bedienteil) und der Rekorderteil eine integrale Einheit. Bei anspruchsvolleren Kameras gibt es allerdings Modelle, bei denen der Rekorder an den Kopf angesteckt wird, und bei denen somit durch Rekordertausch auf verschiedene Medien aufgezeichnet werden kann.
  • Sucheranbau: Zahlreiche Varianten sind bekannt. Es gibt seitlich und hinten angeordnete Durchsichtsucher, sowie bei vielen Camcorder einen angebauten oder anschließbaren Kontrollbildschirm. Durchsichtsucher können verschwenkbar (erlaubt verschiedene Positionen des Kameramanns relativ zur Kamera) oder starr (Durchsicht dann von hinten) angebracht sein. Es gibt Kameras mit austauschbaren Suchern (z.B. für Modelle in Schwarz/Weiß und Farbe) und fest eingebauten Suchern.
  • Objektivanbau: Es gibt Kameras mit austauschbaren Objektiven und solche mit einem fest eingebauten Objektiv. Als Anschlüsse kommen bei ersteren der C-Mount, der CS-Mount, Arri PL, und das B4-Bajonett sowie firmenspezifische zum Einsatz. Camcorder mit eingebautem Objektiv sind in der Regel erheblich billiger und verfügen über ein Zoomobjektiv. Objektivvorsätze können den Brennweitenbereich solcher eingebauter Objektive vergrößern.
  • Trage- und Haltevorrichtungen: Einfache Modelle verfügen nicht über einen fest angebrachten Griff. Anspruchsvollere Modelle haben seitlich oder unten angebrachten Griffe zum Halten und Führen der Kamera, manche Modelle auch einen Tragebügel oben auf der Kamera, mit dem diese getragen werden kann.
  • Anschlüsse: Zahlreiche Anschlüsse können vorhanden sein, beispielsweise:
    • Mikrofonbuchsen als XLR, 3,5 mm oder 6,3 mm Klinkenbuchse
    • DV bzw. FireWireausgang oder USB zur Übertragung an einen Computer oder Synchronisierung mehrerer Camcorder
    • Zubehörschuh für Mikrofone, Lampen, oder sonstigem Zubehör, teils mit integrierter Stromversorgung
    • Control-L (LANC) -Eingang zur Fernsteuerung und für Timecodeerzeugung
    • Stromeingang zum Betreiben der Kamera am Stromnetz
    • Infraroteingang für Fernbedienung
    • Videoausgänge, z.B. RCA-Buchsen (FBAS und Component), BNC (FBAS), S-Video, SDI-Buchsen, HDMI

Qualitätskriterien

Eine Reihe von Merkmalen bestimmen die Qualität und den Einsatzzweck eines Camcorders:

  • (auswechselbares) Objektiv, Filtergewinde
  • Lichtstärke bei offener Blende (je größer Lichtstärke und Sensor, desto besser bei wenig Licht)
  • Größe des optischen Zoomfaktors (im Gegensatz zu elektronischem Zoom, bei dem die Bildqualität schlechter wird)
  • Manuelle Einstellmöglichkeiten
  • Möglichkeit manueller Fokussierung
  • Größe des eingesetzten CCD-Chips (vermeiden billiger CMOS-Chips)
  • Anzahl der Pixel, Pixelgröße
  • Echtes 16:9 durch hinreichende Pixelzahl versus blow up einer Ausschnittsvergrößerung
  • Einsatz eines 1-Chip oder 3-Chip Camcorders (3-Chip hat bessere Farberfassung; dies kann teils durch höhere Pixelzahl bei 1-Chip-Geräten ausgeglichen werden)
  • Optischer oder elektronischer Bildstabilisator (optischer B. ist zu bevorzugen)
  • Displaygröße
  • Qualität des Suchers
  • Stabilität, Größe und Gewicht des Gehäuses
  • Tonqualität, manuelle Tonaussteuerung, Dynamikkompression
  • Mikrofonqualität, Anschlussmöglichkeit externer Mikrofone
  • Akkulaufzeit, wichtig bei Festplattencamcorder
  • Eingebaute Videoleuchte (LED) sowie eingebauter Blitz bzw. IR-Nachtmodus (sofern gewünscht)
  • Fotoauflösung und -funktionalität (sofern gewünscht)
  • Aufzeichnungsqualität des Mediums/Formats (MPEG2/4 nachteilig für späteren Videoschnitt)
  • Schnittstellen (i.Link Firewire/IEEE-1394, USB, S-Video Aus-/Eingang, AV Aus-/Eingang, DV Aus-/Eingang)
  • Zubehörschuh und ggfs. dessen Funktionalität (Kontakte für Mikrofone/Leuchten)
  • Einschaltzeit
  • Bildrate

Daneben spielt die Ergonomie eine wichtige Rolle. So kann ein Einstellen der Schärfe über Tasten anstatt über einen Ring am Objektiv die Freude am Filmen leicht verderben. Auch verbergen sich wichtige Einstellungen teils in den Untiefen der Menüs; ein Touch-Screen kann vorteilhaft sein. Grundsätzlich sind Funktionen, die über Tasten geschaltet werden, solchen über Menupunkte ergonomisch vorzuziehen.

Im Consumerbereich ist zu beobachten, dass zunehmend Modelle ohne Sucher produziert werden. Dies macht die Geräte preisgünstiger, zumal viele Benutzer die Kamera sowieso in den ausgestreckten Armen halten und den seitlich ausklappbaren Monitor beobachten. Ein Sucher hat jedoch den Vorteil, dass man die Kamera gegen den Kopf pressen kann, was ihre Lage deutlich stabilisiert und das Verwackeln reduziert.

Siehe auch

Weblinks


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