Tshelpa Künga Dorje

Tshelpa Künga Dorje
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ཚལ་པ་ཀུན་དགའ་རྡོ་རྗེ
Wylie-Transliteration:
tshal pa kun dga' rdo rje
Andere Schreibweisen:
Tshelpa Künga Dorje; Tsalpa Kunga Dorje
Chinesische Bezeichnung
Vereinfacht:
采巴•耿噶多杰; 司徒•格卫罗哲; 蔡巴•贡噶多吉; 蔡巴•贡噶多杰; 蔡巴•贡嘎多吉; 蔡巴•贡噶多吉; 司徒•格微洛追

Tshelpa Künga Dorje (tib. tshal pa kun dga' rdo rje[1]; * 1309; † 1364[2]) oder Situ Gewe Lodrö (si tu dge ba'i blo gros[3]) war ein berühmter Fürst der Region Tshelpa bzw. Tshel Gungthang in Zentraltibet und ein bedeutender Geistlicher der Tshelpa-Kagyü-Schule[4] des tibetischen Buddhismus.

Er ist der Autor eines Katalogs zum Tshelpa Kanjur (den Weißen Annalen) und eines der bedeutendsten Werke der tibetischen Geschichtsschreibung: den Roten Annalen[5].

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Künga Dorje war ein Sprößling der alten tibetischen Adelsfamilie der Gar (mGar[6]), deren Mitglieder schon zur Zeit der Yarlung-Dynastie wichtige zivile und militärische Posten besetzt hielten.[7]

Er war der Sohn von Drungchen Mönlam Dorje (drung chen sMon-lam rdo-rje [8]; 1284–1346/7), des 9. Tshelpa (bzw. Tshel Gungthang)-Herrschers (Tshal-pa dpon-po / Tshal-dpon).[9]

Seit seinem 15. Lebensjahr (1323) war er der 10. Herrscher der Zehntausenschaft Tshel Gungthang (tshal gung thang), ein Amt das er im Folgenden für achtundzwanzig Jahre bekleideten sollte. Er regierte von 1323 bis 1352.

1324 reiste er an den Hof des Mongolen-Kaisers nach China, um sich in seinem Amt als Oberhaupt der Tshelpa-Zehntausendschaft vom Kaiser Yesun Timur Khan der Yuan-Dynastie bestätigen zu lassen.

Durch sorgfältige Verwaltung und Wiederherstellung des Tshelpa-Klosters, des Gungthang-Klosters, des Jokhang-Tempels (in Lhasa) und des Potala-Palastes (in Lhasa) und den Bau des Klosters Riwo Gepel (ri bo dge 'phel[10]) (in Lhasa) erwarb er den Respekt der Mehrheit der Mönche aller Schulen.[11]

Er verbündete sich mit Sakya (sa skya[12]) und Yasang (g.ya' bzang[13]) gegen Phagdru (phag gru[14]) und verlor.

Im Jahr 1352 wurde die Zehntausendschaft Tshel Gungthang von dem Phagmo-Drupa-Herrscher Changchub Gyeltshen (byang chub rgyal mtshan[15]; 1302-1364) erobert[16], womit die Herrschaft von Tshelpa Künga Dorje beendet war. Er trat die Herrschaft an seinen Bruder Dragpa Sherab (grags pa shes rab[17]) ab und wurde unter dem upādhyāya Sang-rin-pa (mkhan chen don zhags pa sangs rgyas rin chen[18]) Mönch in Tshel (tshal).[19] Als Mönch nahm er den Dharmanamen Gewe Lodrö (tdge ba'i blo gros[20]) an. Rölpe Dorje (rol pa'i rdo rje), der spätere 4. Schwarzmützen-Karmapa (Zhva-nag Karma-pa), kam auf seine Einladung nach Gungthang.

Künga Dorje starb im Jahr 1364 Alter von 56 Jahren.

Werk

Das Kloster Tshel Gungthang war der Sitz der Tshel (tshal)-Familie bzw. der Tshelpa-Herrscher oder Gouverneure der tibetischen Zehntausendschaft Tshel Gungthang. Er befand sich in der Nähe des Tshelpa-Klosters in der historischen Provinz Ü im Westen von Lhasa.

In der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts wurde hier die Kanjur-Sammlung des tibetischen buddhistischen Kanons (bka'-'gyur) einer Revision unterzogen, wofür der Fürst der zentraltibetischen Region - Tshelpa Künga Dorje - Geld bereitstellte.

„Die Kanjur genannte Sammlung der autoritativen Worte des Buddha wurde von 1347 bis 1351 im Kloster Tshel Gungthang in Ü einer gründlichen Revision unterzogen. Hierfür stellte der Tripön von Tshel, Tshelpa Künga Dorje (1309-1364), Geld zur Verfügung. Eine weitere, von der Tshelpa-Version abweichende Edition wurde in Zhalu in Tsang erstellt.[21]

Sie fand mit dem berühmten Gelehrten Butön Rinchen Drub (1290-1364) statt und zählt zu seinen herausragenden Leistungen. Diese neue Ausgabe des buddhistischen Kanons umfasste zweihundertsechzig in Gold- und Silberschrift geschriebene Bände und ist unter der Bezeichnung Tshelpa Kanjur (Tshal-pa bKa'-'gyur) [22] bekannt. Es handelt sich dabei um eine Revision der um 1320 im Kloster Narthang (snar thang) entstandenen Ausgabe des tibetischen buddhistischer Kanons. Zu seinen wichtigen Werken zählen der unter dem Namen Weiße Annalen (deb ther dkar po[23]) bekannte Katalog des Tshelpa Kanjur.

Sein 1346 begonnenes Geschichtswerk Rote Annalen (tib. Deb-ther dmar-po, mong. Hu-lan deb-ther) wurde 1363 fertiggestellt.[24]

Werke

  • Weiße Annalen (deb ther dkar po[25]), ein Katalog des Tshelpa Kanjur (Tshal-pa bKa'-'gyur) [26]
  • Rote Annalen (deb ther dmar po[27], 1363)
  • Deb ther mKhas-pa’i Yid-'phrog[28] ("Fortsetzung zu den Roten Annalen" )
  • Deb ther khra bo[29] ("Bunte Annalen")
  • Gung thang bla ma zhang gi rnam thar[30] ("Biographie des Gungthang Lama Shang")
  • Smon lam rdo rje rnam thar[31] ("Biographie des Vaters Mönlam Dorje")

Literatur

  • Zangzu da cidian. Lanzhou 2003
  • Per K. SØRENSEN and Guntram HAZOD in Cooperation with TSERING GYALPO: Rulers on the Celestial Plain. Ecclesiastic and Secular Hegemony in Medieval Tibet. A Study of Tshal Gung-thang. Vol 1 and Vol. 2. Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2007. IX, 1011 S. ISBN 978-3-7001-3828-0.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. chin. Caiba Gongga Duoji 蔡巴•贡噶多吉
  2. tbrc.org: kun dga' rdo rje
  3. chin. Situ Gewei Luozhe 司徒•格卫罗哲 oder Situ Gewei Luozhui 司徒•格微洛追 u.a.
  4. Eine auf Lama Shang (bla ma zhang; 1123-1194) zurückgehende Kagyü-Schule.
  5. tib. deb ther dmar po; chin. Hongshi 红史
  6. chin. Gar jiazu 噶尔家族
  7. Z.B. der Minister Gar Tongtsan (mgar stong rtsan bzw. mGar stong rtsan yul zung; chin. Gar Dongzan Yusong 噶尔·东赞域宋 oder Dachen Lu Dongzan 大臣禄东赞) unter Songtsen Gampo. - Vgl. Geoff H. Childs: Tibetan diary: from birth to death and beyond in a Himalayan valley of Nepal, S.180, Anm. 7
  8. chin. Zhongqin Menglang Duojie 仲钦•蒙朗多杰
  9. Die Reihe der Tshelpa-Herrscher geht auf Darma Shönnu (Tshal-pa dpon po Dar-ma gzhon-nu / Nye gnas Dar-ma gzhon-nu, den 1. dbon sa von Tshel (Tshal) zurück, der ein Schüler von Lama Shang (bla ma zhang; 1123-1194) war.
  10. chin. Riwu Gepei si 日邬格培寺 bzw. Riwo Gepei si 日沃格培寺 - Vgl. enlight.lib.ntu.edu.tw: General Remarks on “The Precious Scriptures of the Sugata, Rays of the Sun Illuminating Widely” Catalogue Kept at the Palace Museum in Taipei (Hu Jin-shan) (engl./chin.) - gefunden am 5. Oktober 2010.
  11. Vgl. tarthang.com: Caiba Gengga Duojie (gefunden am 5. Oktober 2010) und Zangzu da cidian (Caiba Gongga Duojie).
  12. Gegründet von Khön Könchog Gyelpo ( 'khon dkon mchog rgyal po; 1034-1102).
  13. Gegründet von Chö Mönlam bzw. Chökyi Mönlam (Chos kyi smon lam; 1169-1233).
  14. Gegründet von Phagmodrupa Dorje Gyelpo (phag mo gru pa rdo rje rgyal po; 1110–1170).
  15. Bzw. Ta'i Si-tu Byang-chub Rgyal-mtshan; chin. Da Situ Jiangqu Jianzan 大司徒•绛曲坚赞
  16. Vgl. die Herrschertabelle im Artikel Phagmodrupa-Dynastie.
  17. chin. Zhaba Xirao 札巴喜饶
  18. chin. Kanqin Duanxiba Sangjie Renqing 堪钦端喜巴•桑杰仁清 oder Kanqin Dunxia Sangjie Renqin 堪钦顿霞巴桑结仁钦
  19. himalayanart.org: Avalokiteshvara - Amoghapasha (Unfailing Lasso) - gefunden am 5. Oktober 2010
  20. chin. Gewei Luozhui 司徒•格微洛追
  21. Karénina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, S. 92. (Online-Auszug)
  22. chin. Caiba Ganzhur 蔡巴甘珠尔 (auch Tshelpa Tripitaka, chin. Caiba dazangjing 察巴大藏经)
  23. chin. Baishi 白史
  24. zmxh.com: Hongshi - gefunden am 5. Oktober 2010
  25. chin. Baishi 白史
  26. chin. Caiba Ganzhur mulu “采巴《甘珠尔》目录”
  27. chin. Hongshi 红史
  28. chin. Hongshi xuji Zhizhe yile 红史续集•智者意乐
  29. chin. Huashi 花史
  30. chin. Gongtang Lama Xiang zhuanji 贡塘喇嘛祥传记
  31. chin. Xianfu Molan Duoji zhuanji 先父默兰多吉传记 oder Fu Menglang Duojie zhuanji 父蒙朗多杰传记

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