- Camp Meeting
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Ein Camp Meeting ist eine religiöse Erweckungsveranstaltung in der Regel unter freiem Himmel in den USA.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die großen Erweckungen um 1800, die nahezu jede Ecke der USA erreichten, begannen an den gegenüberliegenden Teilen des Landes: die moderatere Zweite Große Erweckung („Second Great Awakening“) in Neuengland und in die überschäumende große Erweckung („Great Revival“) in Kentucky.
Das Camp Meeting war die maßgebliche religiöse Erneuerung im Zuge der Kentucky - Erweckungen. Diese Veranstaltungen wurden zunächst von presbyterianischen Geistlichen nach dem schottischen Vorbild ausgedehnter open-air "Abendmahlsfestzeiten" organisiert, die häufig deutlich sichtbare emotionale Anzeichen religiöser Bewegung und Überzeugung auslösten.
In Kentucky luden die Siedler ihre Familien, Angestellten und Sklaven in Kutschen und fuhren zu den presbyterianischen Meetings, wo sie für einige Tage zelteten. Tausende kamen so zusammen. Wenn sie versammelt waren auf einem Feld oder am Waldesrand für ein längeres religiöses Treffen, bauten die Teilnehmer den Aufstellungsort in ein Camp Meeting um.
Einen Höhepunkt bildete das Camp Meeting 1801 in Cane Ridge. Ekstatische Ausbrüche (Springen, Tanzen, Lachen, Rennen, „Übungen des Bellens“ (barking exercises)) nahm man als unmittelbare geistliche Einwirkungen wahr, die ein rasches religiöses Wachstum in Gestalt zahlreicher weiterer Meetings, dem Bau von Kirchen und einem evangelikalen Sinneswandel zur Folge hatten.
Die religiöse Erweckung der Kentucky Camp Meetings war allerdings so intensiv und verursachte solche Gefühlsausbrüche, dass ihre Urheber, die Presbyterianer und die Baptisten sich bald von ihnen distanzierten. Die Methodisten übernahmen schließlich eine moderierte und domestizierte Form der Camp Meetings und führten sie im Osten der USA ein.
In Großbritannien wurden Camp Meetings von den Primitive Methodists veranstaltet; der methodistische Mainstream lehnte dort diese Veranstaltungsform als „nicht respektabel“ ab.
Sonstiges
Die 3. Sinfonie des amerikanischen Komponisten Charles Ives trägt den Untertitel The Camp Meeting. Sie greift auf American Hymns - religiöse und nationale Lobgesänge - zurück.
Mark Twain alias Samuel Clemens nimmt in seinem Buch Adventures of Huckleberry Finn genau diese Form des camp meetings auf Korn, wenn Huck einen der beiden Landstreicher auf ein camp meeting begleitet, wo dieser sich als bekehrter Pirat aus der Südsee ausgibt:
Der aus der Südsee nach Hause gekommene Pirat - eigentlich nur auf der Suche nach neuen Mannschaftsmitgliedern - berichtet der Menge, er sei kurz zuvor Abend komplett ausgeraubt worden, in diesem Augenblick sei ihm die Erleuchtung gekommen, dass er etwas falsches getan hat. So will er nun einfach der Gemeinde von seiner Bekehrung berichten und sogleich weiterreisen, um seine Missionierungsaufgabe in der Südsee zu beginnen, auch wenn er eigentlich nicht weiß, wie er das ohne Geld anstellen will. Aber: Er will es schaffen.
Die Gemeinde ist von seiner Geschichte, ebenso wie von seiner tränenreichen Darbietung so beeindruckt, dass ein Hut umgeht, Geld gesammelt wird und die Menschen, insbesondere die Mädchen, versuchen, im nahe zu kommen, ihn zu küssen und zu sich einzuladen. Der vermeintliche Pirat lehnt zwar die Einladungen nach Hause ab, nicht aber das Geld und die Küsse der Mädchen, und zieht mit Huck wieder weiter, um auf dem Weg aus dem Camp noch ein Fässchen Whiskey zu klauen.
Mittels Stilmitteln wie dramatischer Ironie schafft es Twain, dem Leser genau die Absurditäten der camp meetings wie ein Mangel an gesundem Menschenverstand als klassische Tugend vor Augen zu führen. Würden die Menschen ihren Verstand nutzen, so wären sie nicht der relativ billigen Südseegeschichte aufgesessen. In ihrem schwärmerischen Eifer aber haben sie diese Rationalität an der Haustür zurückgelassen.
Siehe auch
Literatur
- Paul Gillespie und seine Schüler (Hrsg.): Foxfire 7, Anchor Books, New York 1980, ISBN 0-385-15244-2 (englisch, S. 265-279)
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