- Camp de Rivesaltes
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Das Camp de Rivesaltes (auch Camp Joffre genannt) ist ein ehemaliges Militärlager auf einer Fläche von etwa sechs Quadratkilometern nördlich der Gemeinde Rivesaltes (F) im Département Pyrénées-Orientales; es liegt zwischen den heutigen französischen Départementsstrassen D 900 und D 12.
Teile des Lagers wurden zwischen den Jahren 1939 bis 2007 als Internierungslager bzw. Konzentrationslager benutzt:
1939 wurde das Lager nach dem Sieg der Franco-Truppen im Spanischen Bürgerkrieg ebenso wie das Camp de Gurs und weitere Lager zwischen der Stadt Argelès-Gazost und dem nahe gelegenen Perpignan zunächst mit primitivsten Mitteln errichtet, um den endlosen Strom spanischer Anhänger der Zweiten Spanischen Republik (Retirada[1]) sowie katalanischer Flüchtlinge aufzufangen und sie zu internieren.
Im deutschsprachigen Raum wurde es relativ bekannt als Lager Rivesaltes, da nach der Deportation von Juden aus Südwestdeutschland 1940 eine Vielzahl deutscher, speziell badischer und pfälzischer Juden dort interniert waren. Sie waren zuvor entweder aus Deutschland nach Frankreich geflohen und hatten geglaubt, sich hier vor Verfolgung, Verschleppung und Vernichtung durch die deutschen Nationalsozialisten in Sicherheit bringen zu können, oder sie wurden aus anderen französischen Konzentrationslagern, vor Allem aus dem in Gurs hierher verschleppt.[2] Für viele deutsche Juden wurde es zum Durchgangslager auf dem Weg der Deportation in das Vernichtungslager KZ Auschwitz; 1942 wurden von hier 2.251 Menschen jüdischen Glaubens (darunter 110 Kinder) auf dem Schienenwege in Eisenbahnwaggons via Drancy nach Auschwitz deportiert.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier auch Wehrmachtsangehörige in französischer Gefangenschaft untergebracht. Dabei starben viel auf Grund schlechter Ernährung und mangelhafter Unterbringung.
Anfang der 1960er-Jahre wurde das Lager durch die Internierung der Harkis nach dem Algerienkrieg auch international bekannt; bis 1966 diente es ihrer und der Internierung anderer afrikanischer Flüchtlinge.
Ab 1986 diente es Lager für so genannte illegale Einwanderer; bis Anfang des 21. Jahrhunderts lebten hier noch Flüchtlinge des Algerienkriegs.[3] Ihre Baracken-Unterkünfte sind noch teilweise erhalten.
Das Lagergelände am Rande eines Industriegebietes wirkt teilweise völlig verwahrlost, mittlerweile entsteht ein Museum und die Geschichte des Geländes wird aufgearbeitet und dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
Bibliographie
- Anne Boitel: Le Camp de Rivesaltes 1941–1942. Du centre d'hébergement au „Drancy de la zone libre“. Presses Universitaires de Perpignan – Mare Nostrum, Perpignan 2001, ISBN 2-908476-25-8.
- Joël Mettay: L'Archipel du mépris. Histoire du camp de Rivesaltes de 1939 à nos jours. Trabucaire, Canet 2001, ISBN 2-912966-51-5 (Historia).
- Abderamen Moumen: Entre histoire et mémoire. Les rapatriés d'Algérie. Dictionnaire bibliographique. Gandini, Nice 2003, ISBN 2-906431-63-X (Histoire des Temps Coloniaux).
- Denis Peschanski: La France des camps. L'internement, 1938–1946. Gallimard, Paris 2002, ISBN 2-07-073138-3, (La Suite des temps), (Zugleich: Paris, Univ., Diss., 2000: Les camps français d'internement (1938–1946).).
Weblinks
Commons: Camp de Rivesaltes – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur
- Friedel Bohny-Reiter, Hrsg: Erhard R Wiehn: Vorhof der Vernichtung: Tagebuch einer Schweizer Schwester im französischen Internierungslager Rivesaltes 1941-1942, Konstanz, Hartung-Gorre, 1995, ISBN 978-3891919170
- Friedel Bohny-Reiter, Hrsg: Erhard R Wiehn: Camp de Rivesaltes: Tagebuch einer Schweizer Schwester im französischen Internierungslager Rivesaltes 1941-1945 erweiterte Neuauflage des hiervor genannten Buches, Hartung Gorre Verlag, Konstanz, 2010, ISBN 978-3866282919
- Und flehentlich gesegnet, Konstanz, Hartung-Gorre, 1997
- Friedel Bohny-Reiter, Michèle Fleury-Seemuller: Journal de Rivesaltes 1941-1942, Editions Zoé, 2010, ISBN 978-2881826771
- Susan Zuccotti: Holocaust Odysseys: The Jews of Saint-Martin-Vesubie and Their Flight Through France and Italy, Yale University Press, 2007, ISBN 978-0300122947
Einzelnachweise
- ↑ La Retirada. L'exode des républicains espagnols
- ↑ a b badische-zeitung.de, 23. Oktober 2010, Martina Faller: Kein Hass, nur noch Mitleid (23. Oktober 2010)
- ↑ Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, d-nb.info: Schlagwort Rivesaltes / Internierungslager (3. Januar 2011)
42.8008172.87035Koordinaten: 42° 48′ 3″ N, 2° 52′ 13″ OKategorien:- Internierungslager
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