Internierungslager

Internierungslager

Als Internierungslager wurden bisher verschiedene Haftorte in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten bezeichnet.

Die internierten Personen waren oft Zivilisten, Kriegsgefangene oder Soldaten neutraler Mächte (zum Beispiel Armée de l’Est oder die deutsche Schutztruppe 1916 in Kamerun).

Inhaltsverzeichnis

Erster Weltkrieg

Internierungslager der deutschen Palästina-Truppen in Konstantinopel, 1919

Vereinigtes Königreich

England richtete während des Burenkrieges ein Internierungslager zur Internierung Gefangener Buren in Ahmednagar in der Präsidentschaft Bombay in Indien ein. Im Ersten Weltkrieg diente es als Internierungslager für Zivilisten. Im Frühjahr 1915 wurden über 2000 Deutsche und Österreichische Zivilisten dorthin gebracht. Hauptsächlich waren es Deutsche Zivilisten aus der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika aber auch aus anderen Ländern. Das Lager bestand auch noch im Zweiten Weltkrieg.

Frankreich

In Frankreich wurden Deutsche und Österreicher im Internierungslager Le Vernet in den Pyrenäen festgehalten.

Österreich-Ungarn

In der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ließ das Abwehramt vor allem in Nieder- und Oberösterreich mehrere Internierungslager einrichten. Darunter Enzersdorf im Thale, Göllersdorf, Hainburg, Katzenau, Mittergrabern, Raschala, Sitzendorf an der Schmida, Steinklamm (im Pielachtal) oder Weyerburg. Im Waldviertel waren dies namentlich Drosendorf, Grossau, Illmau, Karlstein an der Thaya, Kirchberg an der Wild, Markl sowie Sittmannshof.

Zwischenkriegszeit

Internierungslager in Südfrankreich nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges, 1939

Frankreich

Gegen Ende des Spanischen Bürgerkrieges flohen mehr als eine halbe Million Flüchtlinge aus Katalonien zur französischen Grenze, die einzige Möglichkeit der Flucht vor den heranrückenden Truppen Francos. Aufgrund des internationalen Drucks erlaubte die Französische Regierung den Flüchtigen ab dem 5. Februar die Einreise nach Frankreich. Daraufhin strömten hunderttausende Zivilisten, sowie die Reste der republikanischen Volksarmee nach Frankreich. Bis zum 15. Februar 1939 flohen nach offiziellen Angaben 353.107 Menschen in das französische Departement Pyrénées-Orientales, in dem damals etwa 230.000 Einwohner wohnten. Laut eines Berichtes der französischen Regierung (Informe Valière) vom 9. März 1939 erreichte die Zahl der Flüchtlinge 440.000. Unter den Flüchtigen waren 170.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen, 220.000 Soldaten und Milizionäre, 40.000 Invalide sowie 10.000 Verletzte. Für die Flüchtenden wurden verschiedene Internierungslager eingerichtet, wie zum Beispiel das Internierungslager Argelès-sur-Mer am Mittelmeer.

Zweiter Weltkrieg

Siehe auch: Enemy Alien

Vereinigte Staaten

So wurden Kriegsgefangene oder politisch nicht erwünschte bzw. für gefährlich gehaltene Bürger interniert, in den USA während des Zweiten Weltkrieges beispielsweise 120.000 Japaner und Landsleute japanischer Abstammung (Internierung japanischstämmiger Amerikaner) und in kleinerer Anzahl Deutsch-Amerikaner, Mexikaner und Italiener. Die letzte Freilassung von Deutsch-Amerikanern aus den Internierungslagern, erfolgte im Sommer 1948. Es gab bis heute, seitens der US-Regierung, keine offizielle Anerkennung über Zwangsinternierung und Deportationen von Deutsch-Amerikanern.[1]

Vereinigtes Königreich

Die britische Regierung beschloss 1940, alle männlichen deutschen Emigranten als „feindliche Ausländer“ zu internieren. So wurden dort in den Internierungslagern während des Zweiten Weltkrieges auch nach Großbritannien geflüchtete Juden aus Deutschland, wie etwa Gerhard Leibholz, sowie deutsche Gegner des NS-Regimes interniert. Es bestanden unter anderem Internierungslager für Zivilisten in Huyton, auf der Isle of Man, in Kanada, Australien sowie mehrere Internierungslager in Indien, unter anderem in Ahmednagar und in Dehra Dun, wo auch der bekannte österreichische Tibetreisende Heinrich Harrer festgehalten wurde. Am 28. Mai 1940 wurden auch alle in Großbritannien lebenden deutschen Frauen im Alter von 16 bis 60 Jahren auf die Insel Man interniert.

Schweiz

In der Schweiz wurden erstmals im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 Einheiten der französischen Armée de l’Est interniert. Während im Ersten Weltkrieg nur wenige Soldaten interniert wurden, waren es im Zweiten Weltkrieg über 29.000 Franzosen, die in Absprache mit den Nationalsozialisten 1941 nach Frankreich zurück verbracht wurden, 12.000 Polen und 2.000 Zivilpersonen. Nach 1943 kamen ca. 20.000 Italiener und zum Ende des Krieges viele deutsche Einheiten hinzu. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Personen interniert. Angehörige der SS und Russen die auf deutscher Seite kämpften wurden abgewiesen. Offiziere durften sich frei bewegen, wenn sie ihr Ehrenwort gaben nicht zu fliehen.[2] Neben Kombattanten wurden auch ausländische Flüchtlinge festgehalten. Dazu gehörten prominente Persönlichkeiten wie der spätere österreichische Diplomat Emanuel Treu oder der Opernsänger Joseph Schmidt.

Frankreich

Die im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges errichteten Internierungslager dienten während des Krieges der Aufnahme ausländischer Flüchtlinge, der Inhaftierung staatsfeindlicher Personen oder der Sammlung von Juden zur Deportation ins Deutsche Reich. Während des Kriegs gab es insgesamt 219 Lager 219.[3] Nach dem Rückzug der deutschen Besatzungsmacht wurden in Frankreich ab Oktober 1944 (im Zusammenhang mit „Säuberungen“ (épuration) und etwa 10.000–15.000 Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren) 170 Lager mit 60.000 Internierten, die der Kollaboration verdächtigt wurden, eingerichtet.[4]

Nachkriegszeit

Westdeutschland

Im Zuge der Entnazifizierung und der Reeducation wurden im Nachkriegsdeutschland viele Funktionäre nationalsozialistischer Organisationen, KZ-Personal und mutmaßliche Kriegsverbrecher in Internierungslagern unter Arrest gestellt, darunter aber auch viele Unschuldige.[5][6] Der größte Teil der Internierten war aufgrund der Bestimmungen des Automatischen Arrest festgesetzt worden. Zur Unterbringung der Internierten konnten ehemalige Konzentrationslager, Außenlager von Konzentrationslagern und ehemalige Kriegsgefangenenlager benutzt werden.

Es existierten sowjetische Speziallager, US-amerikanische, französische und britische Lager. Nach der Befreiung des KZ Dachau wurde das KZ Dachau von der amerikanischen Besatzung als Internierungslager Dachau genutzt. Hier fanden die Dachauer Prozesse statt, darunter auch der Buchenwald-Hauptprozess. Im Internierungslager Bad Nenndorf saßen vor allem Personen ein, die von den Briten als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden, Offiziere der deutschen Abwehr, höchste Wehrmachtsfunktionäre und Diplomaten.

Die Internierungslager der Amerikaner wurden im Sommer 1946 in deutsche Regie überführt und die Einrichtung von Spruchkammern angeordnet. Die deutschen Spruchkammern lösten die „Security Review Boards“ der amerikanischen Armee ab, die zuvor die Entlassungsanträge bearbeitet hatten. Bis Internierte vor die Spruchkammern der Lager gestellt wurden, vergingen viele Monate, teilweise sogar bis zu drei Jahre.[7] Mit Lagerhaft von dieser Dauer wurde die Strafe teilweise schon vorweggenommen.

DDR

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden von der sowjetischen Militäradministration in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Speziallager eingerichtet, welche bis 1950 in der DDR bestanden.

In der DDR wurde vom Ministerium für Staatssicherheit eine solche Einrichtung („Vorbeugekomplex“) geplant, aber nie umgesetzt.

Jugoslawien

Bestätigung des Todes eines Häftlings aus dem Lager Sremska Mitrovica von Oktober 1947

Das statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt 639.800 Volksdeutsche für das Jahr 1939 in Jugoslawien an. Die Zählung der deutschen Volksgruppenführungen belaufen sich für das Jahr 1942 auf 620.323 Volksdeutsche.[8]

Infolge der Beschlüsse des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (Antifašistićko veće narodnog oslobodjenja Jugoslavije; AVNOJ) vom 21. November 1943 in Jajce und vom 21. November 1944 in Belgrad wurde den mindestens 195.000 zu dem Zeitpunkt in Jugoslawien verbliebenen zivilen Mitgliedern der deutschen Minderheit Jugoslawiens kollektiv alle gesetzlichen Rechte entzogen. Des Weiteren wurden sie vollständig enteignet. Etwa 7.000 Deutsche wurden von den lokalen Partisanen im Herbst 1944 ermordet. Ein Großteil der übrigen donauschwäbischen Zivilpersonen wurde in zahlreichen Arbeits- und insgesamt acht Konzentrationslagern, die für Betagte, Kranke, Kinder unter 14 Jahren und Mütter mit Kleinkindern errichtet worden waren, interniert.[9]

Diese Lager waren im Einzelnen:

In der Batschka:

  • Lager Jarek (Bački Jarak) mit 6.400 Todesfällen
  • Gakowa (Gakovo) mit 8.500 Todesfällen
  • Kruschiwl (Kruševlje) mit 3.000 bis 3.500 Todesfällen
Gedenkstätte am Rande des Massengrabs des Lagers Knićanin (Rudolfsgnad), errichtet von Mitgliedern der Gesellschaft für Deutsch-Serbische Zusammenarbeit.

Im Banat:

  • Lager Molidorf (Molin) mit 3.000 Todesfällen
  • Rudolfsgnad (Kničanin) mit 11.000 Todesfällen

In Syrmien:

  • Lager "Svilara",Seidenfabrik in Syrmisch Mitrowitz (Sremska Mitrovica) mit 2.000 Todesfällen

In Slawonien:

  • Walpach (Valpovo) mit 1.000 bis 2.000 Todesfällen
  • Kerndia (Krndija) mit 500 bis 1.500 Todesfällen

Insgesamt waren 50.000 der internierten Donauschwaben innerhalb von drei Jahren durch Hunger, Seuchen und Erschießungen in den Arbeits- und Konzentrationslagern umgekommen. Knapp 35.000 war unter Lebensgefahr die Flucht aus den Lagern über die nahen Grenzen nach Ungarn und Rumänien geglückt. Ab 1946 wurden Tausende verwaiste Kinder zwangsweise aus den Lagern in Kinderheime eingeliefert und einer radikalen Slawisierung unterworfen. Außerdem wurden über 8.000 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren und über 4.000 Männer zwischen 16 und 45 Jahren zur Jahreswende 1944/1945 aus der Batschka und dem Banat in die UdSSR zur Zwangsarbeit deportiert.

Der Völkermord an den Donauschwaben forderte über 60.000 zivile Opfer. 1948 wurden die Lager aufgelöst. Die noch rund 80.000 Überlebenden des Völkermords mussten dreijährige Arbeitsverträge eingehen und konnten sich erst in den 50er Jahren unter Erlegung eines hohen „Kopfgeldes“ loskaufen und nach Deutschland oder Österreich, in der Regel völlig mittellos, ausreisen.

Internierungslager in einzelnen Ländern

Afghanistan

Chile

Dänemark

Deutschland

Frankreich

Indien

Japan

Kanada

Niederlande

Nordkorea

Österreich

Polen

Sowjetunion

Schweiz

USA

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Arnold Krammer: Undue Process: The Untold Story of America’s German Alien Internees. Rowman & Littlefield Publishers, London 1997, ISBN 0-8476-8518-7.
  2. Internierungen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  3. Liste des camps d'internement.
  4. Joel Kotek, Pierre Rigoulot: Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung. Propyläen, 2001, ISBN 3-549-07143-4.
  5. Peter Reif-Spirek, Bodo Ritscher (Hrsg.): Speziallager in der SBZ. Ch. Links Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-86153-193-3.
  6. Heiner Wember: Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands. Essen 1991, ISBN 3-88474-152-7, S. 7 f. (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens; Bd. 30)
  7. Christa Schick: Die Internierungslager. In: M. Broszat, K.-D. Henke, H. Woller (Hrsg.): Von Stalingrad zur Währungsreform. Zu Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland. München 1989, ISBN 3-486-54132-3, S. 301 ff.
  8. Anton Scherer: Suevia-Pannonica. Donauschwäbisches Bibliographisches Archiv, Graz 2009, ISBN 3-901486-21 (formal falsche ISBN), S. 46 f.
  9. Peter Wassertheurer: Die AVNOJ-Bestimmungen und der Völkermord an den Deutschen in Jugoslawien 1944–1948. (PDF, Felix Ermacora-Institut)

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Internierungslager – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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