Cristinas Heimreise

Cristinas Heimreise
Hugo von Hofmannsthal
*1874 †1929

Cristinas Heimreise ist eine Komödie von Hugo von Hofmannsthal, die 1910 bei S. Fischer in Berlin im Druck erschien. Das Stück wurde am 11. Februar 1910 im Deutschen Theater unter Reinhardt[1] uraufgeführt.[2] Kainz habe dem Autor die Geschichte aus den Memoiren Casanovas im Sommer 1907 erzählt.[3]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Venedig

Tomaso, ein nach über drei Jahrzehnten aus Hinterindien in die oberitalienische Heimat zurückgekehrter Schiffskapitän, ist mit dem jungen Venezianer Florindo befreundet. Florindo, Schreiber bei einem Advokaten, hat den Kapitän mit Cristina, der Tochter eines reichen Pächters, bekannt gemacht. Das schöne junge Mädchen aus dem Gebirgsdorf Capodiponte bei Ceneda will in Venedig ihren künftigen Ehemann finden. Florindo macht Cristina den Hof. Das Mädchen weiß, was Florindo von ihr will. Das ist jedoch nur nach der Trauung zu haben. Florindo gesteht dem Mädchen seine Liebe. Cristina bleibt fest und tritt die Heimreise an.

Ceneda

Unterwegs übernachtet Cristina im Gasthof zu Ceneda. Florindo, der der Reisenden gefolgt ist, verführt das Mädchen und will sich gleich darauf fortstehlen. Cristina möchte den „Tagedieb“ zurückhalten; will ihn durch eine Heirat zum Herrn machen. Florindo, der trotz seiner Jugend bereits ein paar Dutzend Frauen näher kennt, reist nach Venedig zurück. Zuvor schlägt er dem Kapitän, der sich auch in Ceneda eingestellt hat, vor, Cristina zu begleiten.

Capodiponte

Da der Kapitän in Cristinas Gegend beheimatet ist, kommt Florindos Vorschlag seinen geheimen Wünschen entgegen. Er will endlich daheim eine Familie gründen. Nachdem Tomaso zehn Wochen ein Gastzimmer in Cristinas Wirtshaus bewohnt hat, trifft Florindo auf der Durchreise den Freund wieder. Florindo besitzt bereits die nächste Frau - eine Gräfin. Mit der Adeligen ist der Schreiber unterwegs. Florindo, der „große Zueinanderbringer“[4] erfährt, der Kapitän und Cristina werden heiraten Der Schreiber beneidet den Freund.

Lyrik

Der Käpitän singt vergnügt ein Trinklied:

„Im Dunkeln geht das Vieh auf seinen Fraß
Und seine Lust,
Trübselig, finster und allein,
Wir aber sollen bei der Kerzen Schein
Mit munterm Sinn und froher Brust
Die unsrige mit unsern Freunden teilen,
Auf daß Gott Bacchus und der Grazien Schar
Mit Anstand unter uns verweilen.“[5]

Rezeption

  • In seinem Aufsatz „Hofmannsthals erste Komödie“ stuft Alewyn[6] das Stück als heiter, aber „im Ganzen nicht eigentlich komisch“[7] ein. Themen seien „sinnliche Verführung“ und „erotisches Abenteuer“[8]. Die Figuren des Stücks seien einfach strukturiert. Es fehle der typisch Hoffmannsthalsche „problematische Mensch“[9]. Florindo sei „als der große Kuppler die Seele der Komödie“[10]. Cristina, „treu“ und „gediegen“, sei sein „Gegenstück“. Florindo ziehe schließlich „mit leeren Händen ab“. Cristina und der Kapitän, beide durch das Abenteuer „geprüft und gereift“, seien berufen, „ein Bleibendes zu stiften: die Ehe“.
  • Die Komödie soll unter Mitarbeit von Harry Graf Kessler entstanden sein.[11]
  • Der Autor erweise sich als Nietzsche-Schüler, wenn er Tiefe an der Oberfläche des Stücks verstecke.[12]
  • Rabenlechner[13] erwähnt das Stück 1931 bei seinen Betrachtungen über die Ausstattung von Erstausgaben der Bücher Hofmannsthals.

Verfilmung

Literatur

  • Richard Alewyn: Über Hugo von Hofmannsthal. 170 Seiten. Kleine Vandenhoeck-Reihe 57. Sonderband. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1958
  • Gotthart Wunberg (Hrsg.): Hofmannsthal im Urteil seiner Kritiker. Athenäum, Frankfurt am Main 1972 (ohne ISBN, 612 Seiten)
  • Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 924 Seiten. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52178-9

Erstausgabe

  • Hugo von Hofmannsthal: Cristinas Heimreise. Komödie. S. Fischer, Verlag, Berlin. 1910. Faksimile. Digitaler Volltext

Zitierte Textausgabe

  • Hugo von Hofmannsthal: Cristinas Heimreise (1909). S. 115-222 in: Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden, hrsg. von Bernd Schoeller in Beratung mit Rudolf Hirsch, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1949 (Aufl. anno 1986), Band Dramen IV. Lustspiele. 580 Seiten, ISBN 3-10-031544-8

Weblinks

Einzelnachweise

Quelle meint die zitierte Textausgabe

  1. Sprengel, S. 5. Z.v.o.
  2. Quelle, S. 562, 9. Z.v.u.
  3. Quelle, S. 563, 22. Z.v.u.
  4. Quelle, S. 202, 2. Z.v.u.
  5. Quelle, S. 135, 10. Z.v.u.
  6. Alewyn, S. 78-100
  7. Alewyn, S. 90, 23. Z.v.o.
  8. Alewyn, S. 82, 10. Z.v.u.
  9. Alewyn, S. 87, 15. Z.v.o.
  10. Alewyn, S. 92, 4. Z.v.u.
  11. Sprengel, S. 695, 14. Z.v.o.
  12. Sprengel, S. 494, 3. Z.v.u.
  13. Michael Maria Rabenlechner in Wunberg (Hrsg.), S. 413, 14. Z.v.u.
  14. IMDb: TV Film 1965

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