Canteloube

Canteloube
Joseph Canteloube

Canteloube, Marie-Joseph, de Malaret (* 21. Oktober 1879 in Annonay (Ardèche (Dép.)); † 4. November 1957 in Grigny), kurz Joseph Canteloube genannt, war ein französischer Komponist und Musikwissenschaftler. Den Zusatz „de Malaret“ fügte er seinem Namen hinzu als Zeichen des Stolzes auf seine Heimat in der Südauvergne.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Canteloube wurde im zentralen Frankreich im Département Ardèche in Annonay geboren, welches ungefähr 80 Kilometer südwestlich von Lyon gelegen ist. Die Auvergne ist bekannt für ihre fruchtbaren Böden, das „Massif Central“, ihren uralten erloschenen Vulkan und ihre ausgedehnten, dichten Wälder.

Zeitlebens beschäftigte er sich mit der ursprünglichen Musik und dem volkstümlichen Liedgut seiner Heimatregion. Im Jahr 1900 verließ er seine Heimat und studierte in Paris Klavier bei Amelie Doetzer, einer Schülerin von Chopin und Komposition bei Vincent d’Indy – dem er sich verbunden fühlte, da dessen Familie einen Landsitz in der Ardèche besaß – an der „Schola Cantorum“ in Paris.

Die erste Canteloube-Komposition („Colloque Sentimental“) für Gesang und Streichquartett stammt aus dem Jahre 1903. Innerhalb kürzester Zeit wird er ein anerkannter Komponist. Seine Werke werden bei etablierten Konzertveranstaltungen in Colonne, Lamoureux, Pasdeloup sowie in der „Société des Concerts du Conservatoire“ aufgeführt. Zwischen 1910 und 1913 schreibt er seine Oper „Le Mas“ als Zeugnis seiner Verbundenheit zum „Massif Central“.

Im Jahr 1925 gründet Canteloube in Paris eine Organisation mit dem Namen “la bourree” als Anlaufpunkt für Auvergne – Interessierte und Auvergnaten (Bewohner der Auvergne) in Paris, um so die Kultur und die Natur der Auvergne zu präsentieren.

Als Erwachsener kehrte er, immer noch fasziniert von der Musik der ländlichen Bevölkerung, die er als Kind kennengelernt hatte und der er sich verbunden fühlte, zurück in seine Heimatregion, die Auvergne, um Lieder zu sammeln. Er zog durch die Orte seiner Heimat, von Hof zu Hof und über die Weiden und ließ sich Lieder, Texte und Musik vortragen. Es ist die Musik der Bauern, der Hirten und Landarbeiter, welche die Region einst prägten. Er sammelte jedoch auch Musik aus anderen Regionen Frankreichs, dem Elsass und dem Languedoc, aber auch Spaniens, wie Katalonien oder dem Baskenland. Dieses Material gab er in verschiedenen Werken und Sammlungen wie der “Anthologie des chants populaires francais” oder den berühmten „Chants d'Auvergne“ heraus.

Im Jahre 1941 trifft der politisch naive Canteloube mit der Regierung Pétain in Vichy zusammen. Er schreibt in der nationalistischen Zeitung „l'Action Française“ und er und seine Werke sind während dieser Zeit in verschiedenen Rundfunksendungen zu hören. Das Radio scheint ihm das ideale Medium für die Verbreitung „seiner“ geliebten volkstümlichen Musik zu sein und dafür lässt er sich für die Ideologie des Vichy-Regimes politisch missbrauchen. Er schlägt öffentlich vor, das Radio von der seiner Meinung nach „niedrigen Musik zu reinigen“.

In seinen späten Jahren veröffentlichte er als Musikwissenschaftler 1949 eine Biographie von Vincent d’Indy und im Jahre 1950 eine Biographie seines Freundes Déodat de Séverac.

Die Berühmtheit Canteloubes, der auch als der „Barde der Auvergne“ („le barde d'Auvergne“) bezeichnet wurde, beruht jedoch fast ausschließlich auf Arrangements, welche zusammengestellt in fünf Bänden der „Chants d'Auvergne“ (Lieder der Auvergne) in einem Zeitraum von 1923 bis 1955 veröffentlicht wurden. Er bewahrte den Charme und die einfache Schönheit dieser Volkslieder in eigenen Klavier- und Orchesterarrangements, welche zu dem Repertoire vieler Konzerthäuser gehören.

Eines der wohl bekanntesten und wohl auch schönsten Lieder dieser Sammlung, das „Baïlèro“, schrieb er nieder, als er die Gesänge von zwei Schafhirten belauschte, die sich über weit voneinander entfernte Bergweiden zusangen. Die Inhalte der Lieder beschäftigen sich mit ländlichen Themen wie dem Hüten von Schafherden, der Ernte und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, aber natürlich auch mit universellen Themen menschlicher Befindlichkeiten, wie zum Beispiel der Liebe. Canteloube schrieb seine Lieder sowohl im veralteten originalen Dialekt der Region (langue d’Oc)(siehe auch Okzitanien) als auch in einer modernen französischen Übersetzung nieder. Auf seine spezielle Weise hauchte er den altertümlichen Liedern Leben ein und verlieh ihnen eine solche Gegenwärtigkeit, dass der Zuhörer sich leicht Jahrhunderte in die Auvergne zurückversetzt fühlt.

Im Jahre 1957 stirbt er in Grigny.

Leistungen

In seinem langen Schaffen schuf er sowohl musikalische, als auch musikwissenschaftliche Werke. Zu seinem musikalischen Schaffen zählen selbst komponierte Werke ebenso wie arrangiertes Liedgut. Sein kompositorisches Schaffen umfasst weiterhin eine Anzahl von Kammermusikstücken, Orchesterwerken, Konzerten sowie zwei Opern. Canteloube gilt als einer der besten Kenner des französischen Volksliedes, das er nicht nur wissenschaftlich erforschte, sondern auch durch entsprechende Bearbeitungen breiteren Kreisen zugänglich machte.

Werke

Wichtigste musikalische Werke

  • Colloque sentimental (1903), Kammermusik (vo, 2vln, vla, vc)
  • Dans la montagne: suite (1904), Kammermusik (vln, p)
  • chants populaires de Haute-Auvergne et Haut-Querey (1907), Volkslied Arrengements (vo, p)
  • Eglogue d'automne (1909), Lied (vo, orch)
  • Vers la Princesse Lointaine (1910–1911), Orchesterwerk
  • Le Mas (1910–1913), Oper
  • Au printemps (1913), Lied (vo, orch)
  • Tryptique (1914), Lied (vo, orch)
  • L'arada six pieces (1918–1922), Lied (vo, p)
  • Als catalans(1923) Volkslied Arrangements (6vo)
  • Chants d'Auvergne (1923–1930; in manchen Quellen 1923–1955), Volkslied Arrengements (vo, orch)
  • Cinq chants paysans (1927), Volkslied Arrengements (choir)
  • Chants religieux de Haute-Auvergne (1929), Volkslied Arrengements (vo, p)
  • Nouveaux chants paysans (1931), Volkslied Arrengements (choir)
  • Trois esquisses symphoniques « Lauriers » (1931), Orchesterwerk
  • Vercingétorix (1930–1932), Oper, (Anmerkung: Vercingétorix)
  • Chansons galantes du XVIII siècle (1933), Arrengements (4vo, p (clvsn))
  • Pièces Françaises (1934–1935), Konzert (p, orch)
  • Chansons galantes deuxième série (1935), Arrengements (vo, p)
  • Chants paysans trosième série (1935), Volkslied Arrengements (choir)
  • Poèmes (1937), Konzert (vln, orch)
  • Chants des terroirs Français (1939), Volkslied Arrengements (choir)
  • Chants de France, deuxième série (1939–1940), Volkslied Arrengements (choir, orch)
  • Anthologie des Chants Populaires Français ( 1939–1943), Volkslied Arrengements
  • Chanssonier alsacien (1945), Volkslied Arrengements (choir)
  • Rustiques (1946), Kammermusik (ob, cl, bssn)
  • Chants de l'Angoumais (1947), Volkslied Arrengements (vo, p)
  • Chants du languedoc (1947), Volkslied Arrengements (vo, p)
  • Noëls populaires français, Volkslied Arrengements (1948) (vo, p)

Wichtige musikwischenschaftliche Arbeiten

Weblinks


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