Das rote Zimmer

Das rote Zimmer

Das rote Zimmer (Originaltitel: Röda rummet) ist ein Roman des schwedischen Autors August Strindberg.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Originalausgabe umfasst 29 Kapitel auf 274 Seiten[1] und beschreibt auf satirische Art das ökonomische, soziale und künstlerische Leben im Stockholm des 19. Jahrhunderts. Er enthält zahlreiche Anspielungen auf die damaligen Versicherungsgesellschaften, Banken, Behörden, Parteien, Verleger und Presseorgane.

Strindberg bewertet das etablierte System durchweg kritisch und zieht es sogar ins Lächerliche. Seine Verehrer schätzen den ausdrucksstarken, inhaltsreichen und treffenden Sprachstil und pflegen den ersten Abschnitt des Romans, beginnend mit den Worten „Es war eines Abends Anfang Mai“, auswendig zu lernen.[2] Häufige wörtliche Rede und mehrere Briefwechsel verleihen dem Werk Spannung, Vielfalt und den Eindruck einer realistischen Darstellung. Das Buch wird als Anfang der schwedischen Literaturepoche „80er Jahre“ angesehen und markiert mit seiner für die damalige Zeit modernen schwedischen Schriftsprache zusammen mit anderen Werken den Beginn einer neuen sprachhistorischen Periode, „Nusvenskan“ (etwa: heutiges Schwedisch) genannt. Quelle fehlt

Der Titel „Das rote Zimmer“ deutet darauf hin, dass sich wichtige Teile der Romanhandlung in eben diesem Versammlungsraum einer Gaststätte abspielen, der zu dem noch heute bestehenden Restaurant „Berns Salonger“ (Berzelii Park, SE-10327 Stockholm) gehört.

Handlung

Hauptperson der Handlung ist der junge Beamte Arvid Falk, der auf der Suche nach Freiheit und Wahrheit seine Laufbahn aufgibt, um als freier Schriftsteller und Journalist zu arbeiten. Dabei gerät er in Konflikt mit seinem älteren dominierenden Bruder Carl Nikolaus Falk, einem angesehenen Kaufmann und Verfechter der konservativen Gesellschaftsordnung. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt trifft Arvid Falk unter anderem auf den Verleger Smith, der ihm anbietet, eine Werbebroschüre zur Förderung des Absatzes von Überseetransportversicherungen zu verfassen. Arvid kann diesen Auftrag nicht mit seiner idealistischen Gesinnung vereinbaren und überlässt diesen dem vom Hungertod bedrohten befreundeten Philosophen Ygberg.

Die Hauptperson bestimmt nicht allein die Handlung. Wir lernen im Verlauf des Romans zahlreiche andere schillernde Persönlichkeiten kennen: Den Landschaftsmaler Sellén, der nach langen erfolglosen Arbeitsjahren endlich Anerkennung erfährt; den Bildhauer Olle Montanus, der sein Handwerk zu Gunsten der Philosophie aufgibt, sich später ertränkt und einen langen Abschiedsbrief hinterlässt, in dem er der Hoffnung Ausdruck verleiht, dass er wenigstens als Leiche glücklich aussehe; den für das konservative Blatt "Graumantel" schreibenden Journalisten Struve, der mit politischen Gesinnungsgegnern Freundschaft pflegt; den Arzt Doktor Borg, der den phasenweise psychisch erkrankten Arvid Falk persönlich betreut und darüber lange Briefe an seine Freunde Sellén und Struve schreibt und viele mehr.

Wir begleiten heuchlerische Wohltätigkeitsdamen auf Besuch in die Slums, Künstler mit goldenem Herzen zum kalten Büffet in das rote Zimmer von Berns Salon, beobachten erotisch interessante Szenen der Berufsausübung der Dirne Marie und arme Bohèmiens in einer Winternacht, die ihren Hunger zu stillen versuchen, indem sie sich gegenseitig aus einem Kochbuch vorlesen. Wir nehmen an einem herzzerreißenden Kinderbegräbnis teil und hören eine für die schwedische Nation äußerst peinliche Rede des Kunstbildhauergesellen Montanus vor einer Arbeiterversammlung.

Arvid Falk sucht in der Auseinandersetzung mit verschiedenen gesellschaftlichen Kräften seinen eigenen Weg. Am Ende verlobt er sich mit einer Lehrerin, wird ein anerkannter Schriftsteller und verfasst ein Lehrbuch über Münzwissenschaften. Obwohl er sich wieder in die etablierte Gesellschaft eingliedert, bleibt er im Herzen ein politischer Fanatiker, der irgendwann zur Explosion kommen wird.

Entstehung und Veröffentlichungsgeschichte

Strindberg verfasst das Buch in den Monaten Februar bis November 1879, kurz nachdem er selbst wegen Überschuldung Konkurs anmelden musste. Am 14. November 1879 kam das Buch in den Handel. Der Verleger Joseph Seligmann zahlte Strindberg ein Honorar von 2200 Kronen. Innerhalb von zwei Jahren wurde „Das rote Zimmer“ in vier Auflagen mit insgesamt 6000 Exemplaren verkauft.[2] Das Werk verschaffte Strindberg die von ihm gewünschten Bekanntheit als Schriftsteller, und der Erfolg des Buchs bewahrte ihn vor dem wirtschaftlichen Ruin.

Einzelnachweise

  1. August Strindberg: Röda rummet. Bokförlaget Natur och Kultur, Stockholm 2006.
  2. a b Olof Lagercrantz: August Strindberg. Suhrkamp Taschenbuch 1986.

Ausgaben

  • Das rote Zimmer. Aus dem Schwedischen von Else von Hollander. Berlin 1919.
  • Das rote Zimmer. Schilderungen aus dem Leben der Künstler und Schriftsteller. Aus dem Schwedischen von Hilde Rubinstein. Mit einem Nachwort von Gerhard Scholz. Berlin 1963.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Das neue Abenteuer — war eine in der DDR erschienene, an Jugendliche gerichtete populäre Heft Reihe mit Erzählungen der Genres Abenteuer, Historie, Krimi und Science Fiction. Es erschienen Neuerscheinungen, Wiederveröffentlichungen und auch Übersetzungen sowohl… …   Deutsch Wikipedia

  • das — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • der • die • dies • diese(r, s) • welche(r, s) • …   Deutsch Wörterbuch

  • Das Bernsteinzimmer —   Das legendäre Bernsteinzimmer gehört zu den modernen Mythen. Es wurde für Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, den späteren König Friedrich I. »in Preußen«, von mehreren Bernsteindrechslern von 1701 bis 1711 angefertigt und im Berliner… …   Universal-Lexikon

  • Das Böse unter der Sonne (Roman) — Das Böse unter der Sonne (Originaltitel Evil Under the Sun) ist der 29. Kriminalroman von Agatha Christie. Er erschien zuerst im Vereinigten Königreich im Collins Crime Club im Juni 1941[1] und im Oktober desselben Jahres in den USA bei Dodd,… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Attentat (Roman) — Das Attentat (niederländischer Originaltitel De Aanslag) ist ein Roman von Harry Mulisch aus dem Jahr 1982. Schuld und Verantwortung sind die zentralen Themen des Werkes. Vergangenheitsaufarbeitung – auch die des Autors – ist der rote Faden, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Orangenmädchen — (Original: Appelsinpiken) ist ein philosophischer Roman des norwegischen Autors Jostein Gaarder aus dem Jahre 2003. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezension 3 Ausgaben …   Deutsch Wikipedia

  • Das blaue Licht (Brüder Grimm) — Das blaue Licht ist ein Märchen (ATU 562). Es steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 116 (KHM 116). Ein tapferer Soldat ist die Titelgestalt dieses Märchens. Hans Christian Andersen hat eine andere Variante… …   Deutsch Wikipedia

  • Rote Rosen (Fernsehserie) — Seriendaten Originaltitel Rote Rosen …   Deutsch Wikipedia

  • Zimmer frei! — Seriendaten Originaltitel Zimmer frei! …   Deutsch Wikipedia

  • Zimmer 13 — Filmdaten Deutscher Titel Zimmer 13 Originaltitel Zimmer 13 / L attaque du fourgon postal …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”