- Zimmer frei!
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Seriendaten Originaltitel Zimmer frei! Produktionsland Deutschland Produktionsjahr(e) seit 1996 Produktions-
unternehmenWDR-Eigenproduktion Länge 60 Minuten Ausstrahlungs-
turnussonntags Genre Talk/Unterhaltung Titellied These Days are old von Spookey Ruben Moderation Götz Alsmann und Christine Westermann Erstausstrahlung 9. Juli 1996 auf WDR Fernsehen Zimmer frei! ist eine von Götz Alsmann und Christine Westermann moderierte wöchentliche Fernsehshow im WDR. Die erste Folge wurde im Juli 1996 ausgestrahlt, die offiziell 500. im Oktober 2009.
Inhaltsverzeichnis
Konzept der Sendung
Die beiden Moderatoren stellen zwei Bewohner einer fiktiven Wohngemeinschaft (WG) dar, die für ein „freies Zimmer“ einen „Mitbewohner“ suchen. Der prominente Gast der Sendung stellt den Interessent für das Zimmer dar. Während der Sendung lernen die Moderatoren (und damit auch das Publikum) den Gast durch Gespräche näher kennen und testen seine Tauglichkeit mit verschiedenen Spielen und Aufgaben.
Der grundsätzliche Ablauf ist immer gleich: Nach der Begrüßung setzt sich der Gast mit den Moderatoren zum Essen an den Tisch. Die Mahlzeit wird nach den Vorlieben des Gastes gestaltet und vom Kölner Koch Jörg Blöck kurz vor Beginn der Sendung zubereitet. Während des Essens beginnen die Gespräche über das Leben und den Beruf des Gastes. In einem Einspielfilm stellt ein Außenreporter zum Beispiel die Wohnung, die Arbeitsstätte oder das Urlaubsdomizil des Gastes vor und führt ein Interview mit dessen Freunden, Nachbarn oder Kollegen. Zu den wechselnden Außenreportern zählten bislang unter anderem Manes Meckenstock, Katja Mitchell, Thorsten Schorn, Jörg Thadeusz und Sabine Heinrich.
Außerdem muss der Gast ein Bilderrätsel lösen, das von Schauspielern und Laienschauspielern dargestellt wird. Der zu erratende Begriff steht immer im Zusammenhang mit dem Prominenten und wird für die Fernsehzuschauer eingeblendet. Da die Moderatoren bei Bedarf helfen, wird das Rätsel immer gelöst. Als Belohnung erhält der Gast ein Buch, einen Schal oder eine CD zur Sendung. In neueren Sendungen wurden wegen des EU-weiten Verbots von Glühbirnen drei Energiesparlampen ersetzt. Im fünfzehnten Jahr wurde, wenn ein Prominenter zum zweiten Mal zu Gast war, das Bilderrätsel stattdessen von ihm gestellt und musste von Westermann und Alsmann gelöst werden.
Im weiteren Verlauf der Sendung werden weitere Spiele eingestreut, bei denen sich der Gast bewähren muss. Bei diesen Partyspielen geht es weniger um den Sieg als um den Nachweis von Humor.
Ernster geht es im „WG-Zimmer“ zu. Dieses liegt auf einer Empore, die über eine Wendeltreppe zu erreichen ist, und ist thematisch in Bezug zum Gast dekoriert. Hier führt Christine Westermann ein Interview über das Privatleben des Gastes.
Anschließend werden die Gespräche auf dem Sofa fortgesetzt. Dabei taucht regelmäßig der von Puppenspieler Martin Reinl verkörperte Hund „Wiwaldi“ auf und treibt seine Späße mit dem Prominenten. In einigen Sendungen tritt stattdessen der Comedian Johann König auf, der den Gast in einer Couchszene oder am Esstisch in – nicht immer ernste – Gespräche verwickelt. Dieses Element wurde eingeführt, als zuerst Gerburg Jahnke als Nachbarin „Nora Nölle“ die WG besuchte. Es folgte Cordula Stratmann als „Annemie Hülchrath“, die ebenfalls eine Nachbarin gab, die in bunter Kittelschürze den Gast mit skurrilen oder absurden Begebenheiten ihres Umfeldes konfrontierte und so aus der Reserve lockte.
Außerdem muss der Gast sich bei der Hausmusik bewähren. Mit Götz Alsmanns Begleitung singt er ein Lied seiner Wahl. Nach der „ultimativen Lobhudelei“, bei der ein enger Vertrauter des Gastes in einem kurzen Einspielfilm dessen Vorzüge preist, endet die Sendung mit der Abstimmung des Publikums. Die 140 Zuschauer im Studio votieren mit grünen und roten Karten für oder gegen die Aufnahme des Gastes in die fiktive Wohngemeinschaft. Die meisten Gäste erhalten höchstens zehn rote Karten.
Ganz ohne Gegenstimme wurden Fritz Pleitgen, Claus Kleber, Anja Kling, Christine Urspruch, Armin Maiwald, Jürgen von der Lippe, Volker Brandt (alle 2006), Rocko Schamoni, Christina Stürmer, Mariele Millowitsch (alle 2007) sowie Horst Lichter, Thomas Quasthoff, Steffi Jones, Adel Tawil, Rudolf Kowalski, Gerburg Jahnke, Lea Linster, Marc Bator, Joachim Fuchsberger, Anna Maria Mühe, Karoline Herfurth, Anna Loos, Stefanie Kloß, Clueso und Matthias Schweighöfer (alle 2009), Diana Damrau, Oliver Mommsen, Jürgen Marcus, Katrin Sass, Axel Prahl, Dunja Hayali, Tobias Mann, Paul van Dyk und Alexandra Maria Lara (alle 2010), Claus Theo Gärtner, Reiner Calmund und Stefanie Stappenbeck (2011) gewählt.
Mehrheitlich rote Karten erhielten Frédéric von Anhalt, Rolf Zacher, Verona Pooth, Cherno Jobatey, Mathieu Carrière und HA Schult.
Gäste, die sich zum zweiten Mal „um ein Zimmer bewerben“ durften, sind Bela B. (2000 als Teil der Band Die Ärzte und 2006 als Solokünstler), Sebastian Krumbiegel (1997 mit den Prinzen und 2010 als Solokünstler). Alfons Schuhbeck (2005 und 2011), Barbara Schöneberger (2002 und 2011), Sasha (1999 und 2011), Michael Schanze (2001 und 2011), Anne Will (2001 und 2011) und Jens Riewa (2003 und 2011)[1] wurden im Rahmen von Sondersendungen zum 15-jährigen Jubiläum von Zimmer frei! zum zweiten Mal eingeladen. Karl Moik war 2011 in der Geburtstagsausgabe zum 15-jährigen Jubiläum ein zweites Mal zu Gast, nachdem er 1996 der Gast der ersten Folge war.
Geschichte
Zimmer frei! startete im Sommer 1996 als Lückenfüller für die Sommerpause. Der WDR probierte verschiedene neue Sendekonzepte aus, von denen nur diese Sendung überlebte. Zunächst waren 18 Ausgaben in sechs Wochen vorgesehen, kein langfristiges Format. Götz Alsmann nannte die Sendung seinerzeit „einen Bildschirmschoner“. Das Konzept wurde von einem Team aus Autoren und Redakteuren aus unterschiedlichen Bereichen des WDR entwickelt. Grundlage war die Idee von Heiner Heller, einem 1Live-Redakteur, eine Talkshow im Umfeld einer Wohngemeinschaft anzusiedeln.[2]
Im Laufe der Zeit gab es diverse Veränderungen im Ablauf der Sendung. Das gemeinsame Essen wurde erst später eingeführt und die Anzahl der Spiele war geringer. Das Bilderrätsel musste der Gast nicht unbedingt lösen. Er musste sich jedoch in Praxistests beim Kochen und Putzen bewähren. Jeder Sendung war eine reale „Live-Wohngemeinschaft“ zugeschaltet, die meistens aus Studenten bestand und sich jederzeit in die laufende Sendung einmischen konnte, um Fragen zu stellen oder Urteile über den Gast kundzutun. Luigi Colani und Rudolph Moshammer agierten als Stilberater und kommentierten per Video die Outfits der Gäste oder gaben Einrichtungstipps. Die Abstimmung des Publikums erfolgte per Handzeichen.
Im Laufe der Zeit gab es diverse Personen, die als „Nachbarn“ auftraten. Neben Johann König gehörten dazu Cordula Stratmann (als „Annemie Hülchrath“) sowie die Missfits, Käthe Lachmann, Hennes Bender, Knacki Deuser, Ingo Appelt, Christoph Brüske, Arthur Senkrecht und Gerburg Jahnke. Vor 2004 spielte Martin Reinl „Die anspruchsvollen Rollen“ (bestehend aus einer sprechenden Klo- und Küchenrolle sowie Rollmops und Nackenrolle), die ursprünglich ein Bilderrätsel waren. Zudem klingelte regelmäßig Jürgen Drews und bat um Einlass. Er wurde aber von Götz Alsmann immer mit diversen Begründungen abgewiesen. Das gleiche Schicksal ereilte Harry Wijnvoord und Gotthilf Fischer.
Letzterer galt in den ersten Sendungen als eigentlicher Bewohner des freien Zimmers. Weil er sich angeblich auf einer Weltreise befand, schickte er per Video Urlaubsgrüße, später sogar aus dem Weltall. In der 18. Sendung, die nach den ursprünglichen Plänen die letzte sein sollte, wurde Fischer mit dem Spiel Reise nach Jerusalem als Gewinner des freien Zimmers ermittelt.
Besondere Sendungen
Mehrere Sendungen wurden mit großer Verspätung bzw. gar nicht ausgestrahlt.
Die Ausgabe mit Cherno Jobatey vom 7. Februar 1999 sendete der WDR erst am 23. November 2003, vier Jahre nach der Aufzeichnung. Alsmann und Westermann ärgerten den Gast mit diversen Anspielungen auf seine frühere Legasthenie (durch Buchstabensuppe, ABC-Pflaster, Scrabble) und provokanten Fragen („Kannst Du eigentlich überhaupt was?“) so sehr, dass dieser vorübergehend das Studio verließ und sich anschließend nur widerwillig beteiligte. Zwischen der Aufzeichnung und der Ausstrahlung sprachen die Moderatoren in Anlehnung an die Katastrophe von Tschernobyl mehrmals von ihrem „Chernobyl“.
Die im Januar 2003 aufgezeichnete Sendung mit Jim Rakete wurde nie ausgestrahlt. Der WDR lieferte dazu keine Begründung.
Eine für den 4. Oktober 2009 angekündigte Sendung mit Martin Sonneborn sollte zunächst nicht ausgestrahlt werden, fand jedoch nach gesteigertem Medieninteresse und gehäuften Zuschaueranfragen kurzfristig den Weg auf einen außerplanmäßigen Sendeplatz im Nachtprogramm. Als Grund für die Nichtausstrahlung wurde von einer Sprecherin des WDR genannt, dass die Sendung den inhaltlichen Maßstäben nicht genügt habe.[3] Sonneborn habe während der Sendung durchgängig in seiner Funktion als Vorsitzender der Satire-Partei Die Partei agiert und sich den in der Sendung üblichen Fragen zu seiner privaten Persönlichkeit verschlossen. Des Weiteren habe es bereits vor der Sendung Spannungen zwischen ihm und Christine Westermann gegeben, die sich im Verlauf der Aufzeichnung weiter verstärkt hätten. Laut eigener Aussage warb er in der zurückgezogenen TV-Sendung auch indirekt für die Abmeldung bei der GEZ.[4][5]
Aus ähnlichen Gründen war eine im Jahr 1998 aufgezeichnete Sendung mit Christoph Schlingensief nicht regulär ausgestrahlt worden. Wie Sonneborn hatte Schlingensief für seine damalige Satire-Partei Chance 2000 geworben.
Produktion und Ausstrahlung
Die 60-minütige Sendung wird am Sonntagabend um 22:15 Uhr im WDR Fernsehen ausgestrahlt. Wiederholungen laufen auf einigen Dritten Programmen der ARD sowie beim digitalen Zusatzprogramm EinsFestival. Etwa alle vier Wochen wird eine Sendung live ausgestrahlt. In derselben Woche werden vier bis fünf Shows hintereinander produziert, die im Live on tape-Verfahren gesendet werden. Die Sendung wird abwechselnd auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd oder im WDR-Sendezentrum in der Kölner Innenstadt (Appellhofplatz/Wallrafplatz) produziert.
Weil die Sendung so erfolgreich war, verschob der WDR sie vorübergehend auf die Hauptsendezeit um 20:15 Uhr. Als die Marktanteile jedoch auf unter ein Prozent sanken, musste der Sender die Entscheidung revidieren. Zimmer frei! lief auch testweise im Ersten. Dort wurde eine 90-minütige Jubiläumsfolge mit dem Gast Udo Jürgens ausgestrahlt.
Auszeichnung
Im Jahr 2000 wurde Zimmer frei! mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Weblinks
- Zimmer frei! Offizielle Homepage
- Zimmer frei! in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Zimmer frei!-Gästeliste
Einzelnachweise
- ↑ Jens Riewa. wdr.de. Abgerufen am 9. Oktober 2011.
- ↑ WDR: Das Konzept – prominente Wohngemeinschaft, gesehen 5. Februar 2010
- ↑ Ulli Tückmantel: WDR verbannt Folge ins Archiv, RP online, 5. Oktober 2009
- ↑ Ulli Tückmantel: „Es fehlt der Respekt vor dem GEZ-Zahler“ (Interview mit Martin Sonneborn), RP online, 7. Oktober 2009
- ↑ Alexander Becker: So flog Sonneborn aus dem WDR-Programm (Interview mit Martin Sonneborn), Meedia, 6. Oktober 2009
Kategorien:- Talkshow (Fernsehen)
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