- Deutsche Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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Bei der Deutschen Feldpost im Zweiten Weltkrieg unterscheidet man zwischen militärischen Feldpost-Sendungen, die von Wehrmachtsdienstsstellen abgesandt wurden und den Abdruck des Briefstempels oder Dienstsiegels auf der Außenseite trugen und den Privatsendungen der Wehrmachtsangehörigen als Absender oder Empfänger, die in persönlichen Angelegenheiten versandt wurden. Sie war uneingeschränkt ein Teil der Wehrmacht, die frühere Abhängigkeit in posttechnischen Fragen von der Reichspostverwaltung war weggefallen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Nutzungsberechtigung
Der Kreis der Berechtigten bestand nicht nur aus den Angehörigen der drei Waffengattungen Heer, Luftwaffe und Marine im aktiven Dienst, sondern auch aus den SS-Verfügungstruppen, Divisionen, der SS-Totenkopf-Division, der Polizei-Divisionen und den anderen selbständigen Verbänden der SS-Verfügungstruppen. Zivilpersonen, die den Wehrmachtsangehörigen gleichgestellt waren (§ 35 des Wehrgesetzes vom 21. Mai 1935) und den Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes, die im Operationsgebiet im Dienste der Wehrmacht eingesetzt waren (zu dieser Gruppe zählten auch Privatpersonen, die sich in einem Dienstverhältnis zur Kriegswehrmacht befanden und bei ihr Unterkunft und Verpflegung erhielten), konnten die Feldpost ebenfalls benutzen. Voraussetzung war die Zuteilung einer Feldpostnummer an die Einheit oder die Dienststelle, bei Benutzung einer offenen Anschrift war die Unterkunft und Verpflegung durch die Wehrmacht in Natur oder durch Tagegelder usw. ausschlaggebend.
Zugelassen waren gewöhnliche Postkarten und Briefsendungen (bis 250 g), Päckchen (bis 1 kg), Post- und Zahlungsanweisungen ins Feld bis 1.000 RM, Postanweisungen und Zahlkarten vom Felde bis 1.000 RM, einige Zeitungen, Feldpostzeitungspakete und Telegramme. Gewichtsüberschreitungen wurden bei Briefen bis 25 g und bei Päckchen bis 100 g toleriert. Militärische Dienststellen konnten zusätzlich noch Sendungen unter Einschreiben oder als Wertbrief versenden, ebenso Pakete. Völlig ausgeschlossen waren Postaufträge, Postnachnahmen, Postwurfsendungen, Briefe mit Zustellurkunde, Rückscheinsendungen und telegraphische Zahlungsanweisungen.
Bei den Privatsendungen wurden folgende Gebühren erhoben: Päckchen bis 1.000 g 20 Pf. Für Post und Zahlungsanweisungen ins Feld, Feldpostanweisungen und Feldzahlkarten vom Felde und Telegramme die übliche Inlandsgebühr. Für Zeitungen wurde die Hälfte der Bestellgebühr dem Verleger in Rechnung gestellt. Zeitungspakete kosteten 20 Pf je angefangenes Kilogramm. Päckchen aus der Heimat mussten freigemacht werden, Päckchen in die Heimat sollten freigemacht werden. Es wurde dann nur der einfache Fehlbetrag erhoben, dies galt auch für Päckchen innerhalb der Wehrmacht.
Alle Sendungen hatten den Vermerk „Feldpost“ und die genaue Anschrift des Absenders zu tragen. Auf Sendungen von Dienststellen und Angehörigen von Einheiten mit getarnter Anschrift durfte als Absenderangabe nur die Feldpostanschrift verwendet werden. Die Feldpostsendungen von Wehrmachtsangehörigen mussten entweder bei einem Feldpostamt eingeliefert werden oder mit Briefstempel oder Dienstsiegelabdruck der Einheit versehen durch eben diese Einheit bei einem Postamt zur Weiterbeförderung eingeliefert werden. Die Einlieferung durch Briefkästen war einzuschränken.
Sendungen, die diese Bedingungen nicht erfüllten, wurden wie normale Sendungen mit den Gebühren des öffentlichen Postdienstes belegt. In der Anschrift der Sendungen an die Soldaten mussten Dienstgrad und Name des Empfängers angegeben sein, dazu entweder die fünfstellige Feldpostnummer oder bei offener Anschrift die volle Dienstanschrift seiner Wehrmachtseinheit. Sendungen mit der Privatanschrift des Empfängers unterlagen den öffentlichen Gebühren. Diese Bestimmungen traten am 1. April 1940 in Kraft.
Bald schon wurde das Gewicht für Feldpostbriefe auf 100 g gesenkt. Private Feldpostsendungen über 100 g galten nun bis 250 g portofrei als Päckchen. Päckchen über 250 g bis 1 kg kosteten weiter 20 Pf. Es war aber durchaus möglich, dass der Päckchenverkehr für einige Zeit in Richtung Front oder in Richtung Heimat oder überhaupt völlig eingestellt wurde, das Amtsblatt berichtet immer wieder darüber. Es scheint, dass diese Versandart nicht ganz problemlos war. Im Dezember 1940 wurde das Gewicht für die portofreie Beförderung auf 275 g angehoben.
Statistik
Nach Aufzeichnungen des Reichspostministeriums sind im Krieg Feldpostsendungen nach und aus dem Felde in Millionen Stück versandt worden[2]:
- 1939: 1.167
- 1940: 3.736
- 1941: 5.994
- 1942: 7.205
- 1943: 7.652
- 1944: 4.867
Die von der Feldpost vermittelte umfangreiche Heerespost zwischen den Armeen ist in diesen Zahlen nicht berücksichtigt.
Liste der Feldpostmarken
Allgemeine und örtliche Ausgaben
Die Marken-Nummern 1 bis 4 gelten als „Allgemeine Ausgaben“ und wurden durch den Heeresfeldpostmeister im OKH herausgegeben. Die Marken-Nummern ab 5 waren sogenannte „Örtliche Ausgaben“.
Bild Beschreibung Ausgabedatum Entwurf Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr. Zulassungsmarke für Luftfeldpostbriefe 18. April 1942 E. Meerwald Buchdruck 1 Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen 10. Juli 1942 Marggraff Buchdruck 2 Marke stammt aus der Hitler-Serie 24. November 1944 Richard Klein Buchdruck mit Überdruck 3
→795Feldpostpäckchen-Zulassungsmarke für Weihnachtspäckchen Richtung Heimat–Front bis zu 1 kg 20. Oktober 1944 Marggraff Buchdruck 4
wie Nr. 2Dattelpalme mit Hakenkreuz im Mäanderrahmen März–April 1943 Roleff Stichtiefdruck für die Truppen in Nordafrika 5 1 und 2 mit Überdruck Inselpost 1944/1945 Buchdruck Inselpost 6–11 Aufdruck Weihnachten/1944 auf Marken der Agäischen Inseln (Michel-Nr. 105) Dezember 1944 Buchdruck Insel Rhodos 12 Zulassungsmarke für die auf der Halbinsel Hela abgeschnittenen Truppen März 1945 B. Paetsch Offsetdruck U-Boot Hela, Text: Deutsche Feldpost / Durch U-Boot
Auflage: 150.00013 Zulassungsmarke April 1943 Zeitungspapier Brückenkopf Kuban 14 Zulassungsmarke November 1943 Zeitungspapier Krim 15 Zulassungsmarke März 1945 Halbierte Zulassungsmarke Nr. 4 für Luftpost im Kurland 16 Zulassungsmarke April 1945 Buchdruck mit Überdruck Feldpost 17 Die Marke (Michel-Nr. 795) wurde mit einem zweizeiligen Aufdruck ‚FELDPOST / 2 kg‘ als Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen bis 2 Kilogramm ab dem 24. November 1944 in einer einmaligen Aktion an Einheiten mit Feldpostnummern ausgegeben, nachdem der gesamte Feldpost-Päckchenverkehr über 100 Gramm kriegsbedingt schon eingestellt worden war.
Die Marken waren ausschließlich für Feldpostpäckchen mit Winterbekleidung von der Heimat an die Front bestimmt.[3]
Private Ausgaben
Folgende Feldpostmarken sind keine Zulassungsmarken, sondern waren private Spendenvignetten von den einheimischen Fürsorgeorganisationen zugunsten der freiwilligen Soldaten in der Waffen-SS und in der Wehrmacht und deren Familien. Diese Ausgaben hatten keine postalische Bedeutung.
Bild Beschreibung Ausgabedatum Entwurf Druckverfahren Besonderheiten Michel-Nr. Kaiserbildnisse Karl V. 9. August 1943 Rastertiefdruck XIV Soldaten und Flugzeuge 1945 nicht mehr herausgegeben Waffen-SS Legion Vlaandern XIX Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Handwörterbuch des Postwesens. 3. Auflage. S. 668.
- ↑ Handwörterbuch des Postwesens. 3. Auflage. S. 671.
- ↑ Michel Deutschland-Spezial 1999, Feldpostmarken / Zulassungsmarken für Feldpost im 2. Weltkrieg. S. 828.
Literatur
- Jens Ebert: Feldpostbriefe aus Stalingrad. November 1942 – Januar 1943. Wallstein Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-677-6.
- Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen (Hrsg.): Handwörterbuch des Postwesens. ‚1. Band A – F‘; 3. völlig neu bearbeitete Auflage, Bundesdruckerei Berlin, 1971
Weblinks
- Feldpost Russland / Ukraine 1941 (ED 612) im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (PDF-Datei; 34 kB)
- Projekt, das Feldpost aus dem Zweiten Weltkrieg sammelt und zu Forschungszwecken zur Verfügung stellt. Hier finden sich viele Infos, Beispiele und wissenschaftliche Beiträge zu Feldpost sowie eine ausführliche Literaturliste mit Hinweisen zu wissenschaftlichen Auseinandersetzungen und zu Feldpost-Editionen. Das Projekt wird unterstützt vom Museum für Kommunikation Berlin
- Das gleiche Museum bietet seit Anfang September 2009 einen weitgehenden Einblick in seine Feldpostbriefsammlung. Die Dokumente können sowohl über eine Chronologie, im Volltext als auch über Suchbegriffe erschlossen werden
- Beim kirchlichen Suchdienst gibt es über 120.000 Feldpost- oder Kriegsgefangenenbriefe, die nach Kriegesende nicht mehr zugestellt wurden
- Katrin Kilian: "Man stirbt nicht gern, wenn man 22 Jahre alt ist, aber ich war bereit." Der Krieg in Russland 1941 bis 1945 im Spiegel deutscher Feldpostbriefe. In: Forum "Barbarossa", Beitrag 2/2002, Hg. Historisches Centrum Online, Hagen
- Mario Schiwon: Antisemitismus in Feldpostbriefen von Wehrmachtsoldaten. 2005
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