Die Männer von Brettheim

Die Männer von Brettheim
Die Linden am Friedhofseingang, wo die Männer erhängt wurden

Die Männer von Brettheim waren drei Bürger der Gemeinde Brettheim im Norden Württembergs, die 1945 am Ende des Zweiten Weltkriegs wegen der Entwaffnung einiger Hitlerjungen erhängt wurden. Eine gleichnamige Erinnerungsstätte befindet sich im Brettheimer Rathaus.

Inhaltsverzeichnis

Vorrücken der Amerikaner

Am 7. April 1945 waren im Dorf Brettheim bereits die Panzer der US-Amerikaner zu hören, die sich von Rot am See, sechs Kilometer von Brettheim entfernt, nach Crailsheim bewegten. Die Dorfbewohner rechneten damit, sich bald zu ergeben, um eine Zerstörung des Dorfes zu verhindern. Die geschwächte Deutsche Wehrmacht hatte alle Soldaten abgezogen und war nicht mehr in der Lage, das Land zu verteidigen. Lediglich die SS glaubte noch an den Endsieg und forderte von der Bevölkerung Widerstand und Panzersperren. Zu diesem Zweck waren vier Hitlerjungen mit Panzerfäusten, Handgranaten und einem Gewehr bewaffnet nach Brettheim geschickt worden.

Entwaffnung der Hitlerjungen

Um den zwecklosen Widerstand zu verhindern, entwaffneten die Bauern Friedrich Hanselmann und Friedrich Uhl die Hitlerjungen, warfen die Waffen in den Dorfsee und schickten die etwa 15-Jährigen weg. Die Hitlerjungen berichteten ihrem Unteroffizier Bloß von dem Vorfall, der wiederum von der Kreisleitung den Auftrag bekam, dafür zu sorgen, dass die Waffen wieder beschafft würden. Aus Angst, das Wasser des Sees als Löschwasser bei einem möglichen Angriff der Amerikaner zu gebrauchen, konnten der See nicht abgelassen und die Waffen nicht wiederbeschafft werden. So wurde am Abend im Rathaus ein Standgericht mit den Verdächtigen durchgeführt. Friedrich Uhl war nicht dabei, er war bereits geflohen. Nach einer brutalen Verhandlung stellte sich Friedrich Hanselmann und wurde sofort wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Bürgermeister Leonhard Gackstatter und Lehrer und Ortsgruppenleiter Leonhard Wolfmayer, die als Beisitzer bestimmt worden waren, weigerten sich, den Todesbefehl zu unterschreiben. Aus diesem Grund wurden sie zwei Tage später verhaftet und in Schillingsfürst ebenfalls zum Tod verurteilt. Auf eine Bitte um Gnade wurde General Simon wütend und verordnete, das Todesurteil durch Erhängen zu vollstrecken.

Vollstreckung des Todesurteils

Am 10. April wurden in Brettheim unter den Linden am Friedhofseingang Tische und Stühle aufgebaut. Die Dorfbewohner waren ahnungslos, sie waren über die Verurteilungen nicht informiert worden. Die drei Männer wurden mit Schildern um den Hals erhängt, auf denen zu lesen stand: „Ich bin der Verräter Hanselmann“, und bei Gackstatter und Wolfmeyer „Ich habe mich schützend vor den Verräter gestellt.“ Die Leichen durften nicht abgenommen werden. Bei einem Verstoß gegen diesen Erlass sollten zehn weitere Männer erhängt werden. Erst in der vierten Nacht durften sie abgenommen und heimlich und namenlos begraben werden.

Zerstörung des Dorfes

Am 17. April wurde Brettheim eingenommen. Die US-Amerikaner hatten die Bevölkerung aufgefordert, sich zu ergeben, doch niemand wagte es, die weiße Fahne zu hissen. Die SS hatte Brettheim zum „Eckpfeiler der deutschen Verteidigung“ erklärt und auf US-amerikanische Panzer geschossen. Dies provozierte die Zerstörung Brettheims durch Brand- und Splitterbomben. 17 Menschen starben.

Erinnerungsstätte

Gedenkinschrift am Friedhofseingang

Am 8. Mai 1992 wurde die Erinnerungsstätte Die Männer von Brettheim eingeweiht. Sie entstand auf Grund einer Initiative der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg sowie des Einsatzes vom früheren Brettheimer Bürgermeister Friedrich Braun und eines Fördervereins. Anhand der Schicksale der drei erhängten Männer verdeutlicht sie die Geschehnisse der letzten Kriegstage. Auf schwarzen Säulen sind Originalzitate verschiedener Beteiligter notiert und die Ereignisse beschrieben, teils originale Gegenstände geben Einblicke in diese Zeit. In einem zweiten Ausstellungsraum informiert die Ausstellung über die nationalsozialistische Erziehung der Jugend zum Krieg.[1]

Gedenktag

Am 10. April findet jährlich eine Gedenkfeier unter den Linden am Friedhofseingang statt.

Literatur

  • Hans Schultheiß: Die Tragödie von Brettheim. Silberburg-Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-87407-522-2
  • Es geschah in Brettheim … Prospekt zur Ausstellung
  • Rotour. Stadtmagazin für Rothenburg o.d. T. und Umgebung, Jan/Feb 2011, S 74ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brettheimmuseum Hohenlohe

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