Diego Giacometti

Diego Giacometti

Diego Giacometti (* 15. November 1902 in Borgonovo, Gemeinde Stampa, seit 2010 Gemeinde Bregaglia; † 15. Juli 1985 in Paris) war ein Schweizer Bildhauer und Designer. Er war der jüngere Bruder des Bildhauers Alberto Giacometti.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Kindheit und Ausbildung

Diego Giacometti wurde in Borgonovo in der Schweiz geboren, einem Bergdorf im Bergell nahe der italienischen Grenze. Er war unter vier Kindern der zweitälteste Sohn des Malers Giovanni Giacometti und dessen Frau Annetta, geborene Stampa (1871–1964). Alle drei Giacometti-Brüder sollten im Kunstbereich tätig werden: Alberto und Diego im Bereich der Malerei, Skulptur und des Designs, Bruno als Architekt.

Das ehemalige Gasthaus Piz Duan in Stampa, Foto aus dem Jahr 2010

Im Spätherbst 1903 zogen die Giacomettis nach Stampa in das Gasthaus Piz Duan, das im Familienbesitz und Geburtshaus Giovanni Giacomettis war, und bezogen 1906 eine Wohnung, die in den folgenden sechzig Jahren den Familienmittelpunkt bildete. Giovanni Giacometti baute die nebenstehende Scheune zum Atelier aus, das er und seine Kinder für ihre künstlerische Arbeit nutzten.

Nach dem Beginn einer kaufmännischen Ausbildung in St. Gallen ab 1924 schloss Diego Giacometti sich, dem Rat seiner Mutter folgend, im Februar 1925 seinem älteren Bruder Alberto an und zog nach Paris. Bisher hatte er in den Tag hineingelebt und wenig Verantwortung für seine Lebensgestaltung gezeigt. Alberto Giacometti war seit 1922 Student des Bildhauers Antoine Bourdelle an der Académie de la Grande Chaumière und sollte sich um seinen Bruder kümmern. Dieser lehnte jedoch die Arbeit in Bourdelles Werkstatt ab, arbeitete lieber in einem Fabrikbüro in Saint-Denis und hielt sich in berüchtigten Bars und Bordellen auf.[1]

Zusammenarbeit mit Alberto Giacometti

Alberto Giacometti
Diego assis, 1964
Bronze
58,5 × 19,7 × 32,5 cm
Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich
Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)

Diego Giacometti fand erst im Jahr 1929 zu seiner Lebensaufgabe, als sein Bruder durch die Vermittlung von Man Ray – der Fotograf in der surrealistischen Gruppe – den Pariser Innenarchitekten und Möbeldesigner Jean-Michel Frank kennenlernte. Von Frank erhielt Alberto Giacometti Aufträge für Einrichtungsgegenstände in Gips oder Bronze wie Wandleuchter, Lampen, Vasen oder Kaminfassungen, die für die Wohnungen der Pariser Oberschicht bestimmt waren. Diego Giacometti entwickelte sich zum unentbehrlichen Helfer seines Bruders Alberto, da er handwerklich geschickt war und die notwendigen Vorarbeiten wie beispielsweise Gipsabgüsse und Gerüste für die Skulpturen seines Bruders fertigte. Ebenfalls half er bei der eigentlichen Bildhauerarbeit und sass ihm täglich Modell.[2] Sie teilten dasselbe Atelier in der rue Hippolyte-Maindron 46 in Paris und arbeiteten gemeinsam an Aufträgen für die Familien Maeght und Noailles. Während des Zweiten Weltkriegs belegte Diego Giacometti Kurse an der Skandinavischen Kunstakademie und schuf seine ersten Tierskulpturen. Tiere hatten ihn bereits seit seiner Kindheit begeistert.[3] Ab 1939 schuf er eigene bildhauerische Werke und legte ab 1950 seinen Schwerpunkt auf Möbel und Objekte.[4]

Arbeit als eigenständiger Künstler

Grabstein bei der Kirche San Giorgio, Borgonovo

Nach dem Tod seines Bruders Alberto im Jahr 1966 konzentrierte sich Diego Giacometti ganz auf das eigene Werk. Es wird angenommen, dass er 4000 bis 5000 Objekte und Skulpturen geschaffen hat, die er noch zu Lebzeiten an Freunde und Bekannte verkauft hat. Für die Fondation Maeght gestaltete er die Inneneinrichtung des „Café Diego“ in St. Paul de Vence. Der letzte grosse Auftrag machte ihn in weiten Kreisen der Öffentlichkeit bekannt: Diego Giacometti gestaltete die Innenausstattung des im September 1985 eröffneten Musée Picasso in Paris. Von ihm stammen das Mobiliar, die Treppengeländer, Türbeschläge und Deckenlampen. Die Eröffnung des Museums konnte Diego Giacometti nicht mehr miterleben.[5]

Zum 50. Todestag Alberto Giacomettis soll im Januar 2016 das Centro Giacometti in seinem Heimatort Stampa eröffnet werden, das sich neben Alberto Giacometti auch Diego und den anderen Mitgliedern der Künstlerfamilie widmen wird.[6]

Literatur

  • Claude Delay, Giacometti, Alberto et Diego, l'histoire cachée, Fayard, Paris 2007
  • James Lord: Alberto Giacometti. Scheidegger und Spiess, Zürich 2004, ISBN 3-85881-157-2
  • Daniel Marchesseau; Diego Giacometti, Hermann, Paris, 1986, Neuausgabe 2007
  • Jacqueline von Sprecher (Hrsg.): Diego Giacometti tritt aus dem Schatten. NZZ Libro, Zürich 2007, ISBN 978-3-03823-363-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. James Lord: Alberto Giacometti. Der Mensch und sein Lebenswerk. Knaur, München 1991, ISBN 3-426-02385-7, S. 78–85
  2. James Lord: Alberto Giacometti. Der Mensch und sein Lebenswerk. Knaur, München 1991, S. 111–123
  3. James Lord: Alberto Giacometti. Der Mensch und sein Lebenswerk. Knaur, München 1991, S. 197
  4. Über Diego Giacometti
  5. Über Diego Giacometti
  6. Siehe betreffenden Weblink

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