- Dietmar von der Pfordten
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Dietmar von der Pfordten (* 21. Januar 1964 in München) ist Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Georg-August-Universität Göttingen.
Inhaltsverzeichnis
Wissenschaftlicher Werdegang
Dietmar von der Pfordten hat ab 1983 Philosophie, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft in München, London und Tübingen studiert. Nach dem ersten juristischen Staatsexamen 1988 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Rechtsphilosophie der Universität München (Prof. Arthur Kaufmann). Im Jahr 1991 wurde er mit einer rechtsphilosophisch-metaethischen Arbeit zum Dr. jur. promoviert. Seine Dissertation trägt den Titel „Deskription, Evaluation, Präskription – Trialismus und Trifunktionalismus als sprachliche Basis von Ethik und Recht“ (Duncker & Humblot). 1993 legte er das zweite juristische Staatsexamen ab.
Ab 1993 war Dietmar von der Pfordten wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Göttingen (Prof. Julian Nida-Rümelin). 1994 wurde er mit einer philosophischen Arbeit zur Naturethik zum Dr. phil. promoviert. Die zweite Dissertation wurde 1996 unter dem Titel „Ökologische Ethik. Zur Rechtfertigung menschlichen Verhaltens gegenüber der Natur“ (Rowohlt) veröffentlicht.
1998 habilitierte sich Dietmar von der Pfordten für das Fach Philosophie an der Universität Göttingen. Die Habilitationsschrift trägt den Titel „Rechtsethik – Zur ethischen Rechtfertigung rechtlicher Normen“ (Beck). Von 1999 – 2002 war er Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität Erfurt. 2002 übernahm er den Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität Göttingen. 2009 erschien „Menschenwürde, Recht und Staat bei Kant“ (Mentis) sowie 2010 „Normative Ethik“ (deGruyter) und „Suche nach Einsicht. Zu Aufgabe und Wert der Philosophie“ (Meiner).
Dietmar von der Pfordten war Gastwissenschaftler an der Harvard University (1996/1997) und an der Columbia University sowie der NYU (2003). Er hat 2006 und 2007 an der European Academy of Legal Theory in Brüssel unterrichtet. Er ist seit 2001 Mitglied der Thüringer Akademie der Wissenschaften zu Erfurt und seit 2003 Mitglied der Beratenden Kommission der Deutschen Bundesregierung im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz.
Forschungsschwerpunkte
Die Forschung Dietmar von der Pfordtens hat einen Schwerpunkt in der Praktischen Philosophie, insbesondere der Rechts- und Sozialphilosophie. In der Ethik hat er sich als Vertreter des „Normativen Individualismus“ einen Namen gemacht. Der Begriff „Normativer Individualismus“ steht für eine normative Ethik, nach der die letzte ethische Rechtfertigung primärer normativer Ordnungen wie Moral und Recht ausschließlich mit Bezug auf alle betroffenen Individuen erfolgen kann.[1] In seinem Buch Normative Ethik plädiert er auf dieser Grundlage für einen dritten Weg zwischen Deontologie bzw. Kantianismus und Konsequentialismus bzw. Utilitarismus. Dazu schlägt er fünf Elemente einer adäquaten Normativen Ethik vor: erstens die einzelnen Menschen bzw. Lebewesen als Ausgangspunkt, zweitens ihre Ziele, Wünsche, Bedürfnisse und Strebungen, also ihre Belange, drittens der Bezug dieser Belange auf alle Handlungsteile im weiteren Sinn, nicht nur auf einzelne wie den guten Willen oder die Konsequenzen, viertens die Notwendigkeit einer Abwägung, schließlich fünftens als Kriterium dieser Abwägung die relative Unabhängigkeit der Belange von den Anderen bzw. der Gemeinschaft.
Von der Pfordten hat auf dieser Grundlage des normativen Individualismus viele Arbeiten zur angewandten Ethik bzw. Rechtsethik vorgelegt, etwa zur Abtreibung, zur Naturethik, zur Tierethik, zur Gentechnik, zum Paternalismus, zur Rettungsfolter des Staates, zur Euthanasie usw. Philosophiehistorisch hat er v. a. zu Kant, aber auch etwa zu Hobbes, Thomas v. Aquin und Wittgenstein gearbeitet.
In der Rechtsphilosophie plädiert Dietmar von der Pfordten für ein Verständnis des Rechtsbegriffs, für das sowohl die Ziele des Rechts als auch seine Mittel notwendig sind.[2] Das Recht hat – so seine These – als notwendiges Ziel und daher als notwendiges Merkmal seines Begriffs das Ziel der Vermittlung zwischen möglicherweise gegenläufigen, konfligierenden Belangen. Von den Konventionen, der Moral, der Politik und der Religion grenzt sich das Recht durch seine Mittel der Kategorizität, Externalität, Formalität und Immanenz ab.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Begriffstheorie, mit einer wesentlichen Anwendung in der Theorie der Rechtsbegriffe und ihrer Bedeutung für das Recht.[3]
Werke
Monographien
- Deskription, Evaluation, Präskription – Trialismus und Trifunktionalismus als sprachliche Grundlagen von Ethik und Recht. Duncker&Humblot, Berlin 1993.
- Ökologische Ethik. Zur Rechtfertigung menschlichen Verhaltens gegenüber der Natur. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996.
- Rechtsethik. 1. Auflage. C. H. Beck, München 2001.
- Menschenwürde, Staat und Recht bei Kant. Fünf Studien. Mentis, Paderborn 2009.
- Normative Ethik. de Gruyter, Berlin 2010.
- Suche nach Einsicht. Zu Aufgabe und Wert der Philosophie. Meiner, Hamburg 2010, ISBN 978-3-7873-2125-4.
Herausgeberschaften
- Ökologische Ethik und Rechtstheorie. mit J. Nida Rümelin, Baden Baden 1995.
- Ethische und strukturelle Herausforderungen des Rechts. mit A. Brockmöller, D. Buchwald, K. Tappe,Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997. (ARSP Beiheft Nr. 66)
- Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität. Wallstein Verlag, Göttingen 2002.
- Reihe Alber Texte zur Philosophie, Texte zur Rechtsphilosophie. Verlag Karl Alber, Freiburg 2002.
- Heinrich Heine. Dichter und Jurist in Göttingen. mit V. Lipp, Ch. Möllers, Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2007.
- Concepts in Law. mit Jaap Hage, Springer, Heidelberg 2009.
- Elementa iuris. mit Okko Behrends, Eva Schumann, Christiane Wendehorst, Nomos, Baden-Baden 2009.
Weblinks
- Literatur von und über Dietmar von der Pfordten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage des Lehrstuhls für Rechts- und Sozialphilosophie der Universität Göttingen
Einzelnachweise
- ↑ Dietmar von der Pfordten, Rechtsethik, 2001, S. 228 ff.; ders., Normative Ethik, 2010, S. 17 f.
- ↑ Dietmar von der Pfordten: Was ist Recht? Ziele und Mittel. In: Juristenzeitung. 2008, S. 641-625.
- ↑ Dietmar von der Pfordten: About Concepts in Law. In: Jaap Haage, Dietmar von der Pfordten (Hrsg.): Concepts in the Law. 2009, S. 17-33.
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