- Dorylinae
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Dorylinae ist eine Unterfamilie der Wanderameisen aus der Alten Welt. Die Dorylinae werden als Heeres- oder Treiberameisen bezeichnet, auf Englisch Driver Ants, Safari Ants, Matebele Ants oder Siafu auf Swahili. Den Namen Treiberameisen erhielten sie, da sie die Angewohnheit haben, ihre fliehende Beute auf einer breiten Front vor sich herzutreiben.
Inhaltsverzeichnis
Systematik
Die meisten altweltlichen Ameisenarten stammen aus der Unterfamilie Dorylinae, die jetzt als Dorylini klassifiziert werden.[1] Die Gattung Dorylus, welche die aggressiven Treiberameisen mit einschließt, besteht aus ca. 70 beschriebenen Arten und 60 Unterarten. Dorylus ist die einzige Gattung der Unterfamilie Dorylinae. Eine weitere Unterfamilie sind die Aenictinae. Die Unterfamilie der Treiberameisen (Dorylinae) enthält folgende Arten:
- Dorylus acutus
- Dorylus aethiopicus
- Dorylus affinis
- Dorylus agressor
- Dorylus alluaudi
- Dorylus atratus
- Dorylus atriceps
- Dorylus attenuatus
- Dorylus bequaerti
- Dorylus bishyiganus
- Dorylus braunsi
- Dorylus brevipennis
- Dorylus brevis
- Dorylus buyssoni
- Dorylus congolensis
- Dorylus conradti
- Dorylus depilis
- Dorylus diadema
- Dorylus distinctus
- Dorylus ductor
- Dorylus emeryi
- Dorylus erraticus
- Dorylus faurei
- Dorylus fimbriatus
- Dorylus fulvus
- Dorylus funereus
- Dorylus furcatus
- Dorylus fuscipennis
- Dorylus gaudens
- Dorylus gerstaeckeri
- Dorylus ghanensis
- Dorylus gribodoi
- Dorylus helvolus
- Dorylus katanensis
- Dorylus kohli
- Dorylus labiatus
- Dorylus laevigatus
- Dorylus lamottei
- Dorylus leo
- Dorylus mandibularis
- Dorylus mayri
- Dorylus moestus
- Dorylus montanus
- Dorylus niarembensis
- Dorylus nigricans
- Dorylus ocellatus
- Dorylus orientalis
- Dorylus politus
- Dorylus rufescens
- Dorylus savagei
- Dorylus schoutedeni
- Dorylus spininodis
- Dorylus stadelmanni
- Dorylus stanleyi
- Dorylus staudingeri
- Dorylus striatidens
- Dorylus termitarius
- Dorylus titan
- Dorylus vishnui
- Dorylus westwoodii
- Dorylus wilverthi
Evolution
Treiberameisen als soziale staatenbildende und hierarchisch straff organisierte Insekten stammen möglicherweise von einem einzigen archaischen Stamm ab, der sich vor 130 Millionen Jahren bildete. Andere Biologen ordnen die Entstehungsgeschichte im Trias an, als sich die Ameisen in den heißen und trockenen Tiefländern ausgebreitet haben. Fossilien zeigen Arbeiterinnen, die vor 100 Millionen Jahren aus einer Kolonie stammten und eine wespenartige Gestalt haben. Im Laufe der Stammesgeschichte entstanden immer mehr Kolonien, deren evolutionärer Vorteil im gemeinsamen Jagdverhalten und im kollektiven Schutz vor Räubern lag. In dieser Zeit haben sich die typischen Beutezüge der polyphagen Treiberameisen, die von Späherinnen angeführt werden, ausgebildet. Der Nomadismus der Dorylinae ist durch das systematische Säubern von bestimmten Arealen und die Nahrungsknappheit durch ihre Beutezüge begründet.[2]
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet der Treiberameisen liegt in Ost- und Zentralafrika und in den tropischen Klimazonen Asiens. Treiberameisen kommen zwischen dem 45. Breitengrad Nord und 45. Breitengrad Süd vor. Sie fehlen in der Sahara, in Afghanistan, in Wüsten- und in Sumpfgebieten.[2]
Beschreibung
Dorylinae besitzen je nach Spezies unterschiedliche Körpergrößen, die Ostafrikanische Treiberameise (Dorylus molestus) beispielsweise erreicht Längen von drei bis 11 Millimeter. Je nach Funktion des Typus kann die Größe auch innerhalb der Art variieren, so sind die Soldatinnen die größten Tiere, die sich durch ihre kräftigen Mandibeln auszeichnen. Anders als die Wanderameisen der Unterfamilie Eciton können Dorylinae nicht stechen. Die meisten Dorylinae sind blind und orientieren sich über Pheromone.[3]
Lebensweise
Die Arbeitsteilung von Dorylinae ist je nach Funktion aufgegliedert: während die Königin für die Reproduktion zuständig ist, erledigen Arbeiterinnen Funktionen aller Art und die großen Soldatinnen verteidigen die langgezogenen Jagdkolonnen bevorzugt an den verwundbaren Flanken, Korridoren und an Kreuzungen gegen Freßfeinde und andere räuberische Ameisenarten. Nachdem die Beute von den Späherinnen aufgespürt und immobilisiert wurde, eilen Arbeiterinnen herbei, welche das Beutetier töten und zerlegen. Zu ihrer bevorzugten Beute gehören Insekten, Spinnen und kleinere Wirbeltiere. Aufgrund ihrer stark ausgebildeten Kieferzangen können Treiberameisen auch bei Menschen sehr schmerzhafte Bisse zufügen. In einigen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen oder zu Atemnot kommen.[4] Da ein Raubzug von Treiberameisen nur ca. 20 Meter in der Stunde zurücklegt[5] ist eine Gefahr für Menschen nur äußerst gering. Im Gegensatz zu Eciton bilden Dorylinae lebendige Nester in Baumstämmen oder Erdspalten, wobei Arbeiterinnen die Königin mit ihren Körpern schützen. Ihre Kolonien können auf eine Individuenzahl von über 20 Millionen Tiere anwachsen. Der Lebenszyklus der Treiberameisen wechselt von einer Wanderphase bei Tag mit ausgedehnten Beutezügen und einer stationären Ruhephase bei Nacht ab.[3]
Literatur
- William H. Gotwald: Army ants: The biology of social predation, 1995 – [ISBN 0-8014-2633-2]
- Bert Hölldobler & Edward O. Wilson: Ameisen, 2001 – [ISBN 3-492-23414-3]
- T.C. Schneirla und H. R. Topoff: Army ants. A study in social organization, San Francisco, W. H. Freeman & Co, 1971, [ISBN 0-7167-0933-3]
Weblinks
- Volker Witte: Organisation und Steuerung des Treiberameisenverhaltens bei südostasiatischen Ponerinen der Gattung Leptogenys, PhD Thesis, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, 2001
- Nova, Master of the Killer Ants: vom Nutzen der Treiberameisen bei der Schädlingsbekämpfung in Kamerun
- Caspar Schöning & Mark W. Moffett: Driver Ants Invading a Termite Nest: Why Do the Most Catholic Predators of All Seldom Take This Abundant Prey?
- BioOne.org, Journal of East African Natural History:Does the Afrotropical Army Ant Dorylus molestus (Anomma) go extinct in fragmented forests?
- The Evolution of Swarm-Raiding Army Ants
Anmerkungen und Einzelnachweise
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