Reichenhall-Formation

Reichenhall-Formation
Bizarre Felsgestalten der Reichenhall-Formation im Tiroler Halltal

Die Reichenhall-Formation, früher meist Reichenhaller Schichten oder auch Reichenhaller Kalke, ist eine lithostratigraphische Formation der unteren und mittleren Trias der Ostalpinen Decken. Die durch Evaporite geprägte Formation stellt die basale Formation der überwiegend von Karbonaten dominierten ostalpinen Trias dar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zum ersten Mal beschrieben hat die Reichenhaller Schichten Carl Wilhelm von Gümbel im Jahr 1861.[1] Den Begriff Reichenhaller Kalk hat zum ersten Mal Johann August Edmund Mojsisovics von Mojsvár 1868 verwendet. [2]

Gipshaltige Brekzie der Reichenhall-Formation

Definition und Verbreitungsgebiet

Die Reichenhall-Formation umfasst fossilarme Karbonate, zum Teil dunkle bituminöse Dolomite, die auch Gips und Anhydrit führen. Teilweise sind die Gesteine als Rauwacken ausgebildet, daneben kommen noch Brekzien vor.[3] Weiters finden sich Lagen mit siziliklastischen Sedimenten wie Sandstein und Mischgesteine wie sandige Dolomite.[4] Die Reichenhall-Formation wird in den Nördlichen Kalkalpen vorwiegend von den Werfener Schichten unterlagert, in den Lienzer Dolomiten vom Alpinen Buntsandstein, im Semmeringgebiet, in den Radstädter Tauern und in den Kalkkögeln von den Alpinen Rötschiefern. Nach oben geht sie in die Gutenstein-Formation und die Virgloria-Formation über. Die Grenze zur Gutenstein-Formation wird im Bereich der Schnecke Natiria stanensis angenommen.[5] Am stärkste entwickelt ist die Formation in den Tiroler Kalkalpen, im Mieminger Gebirge ist sie bis zu 220 Meter mächtig, im Karwendel bis zu 480 Meter, was aber auch tektonisch bedingt sein könnte. Gegen Osten zu tritt sie weitgehend zurück.[6]

Subformationen

Die Drossaschichten sind eine fazielle Variante im Liegendbereich der Reichenhall-Formation. Sie kommen in den Engadiner Dolomiten vor und reichen noch ins Rätikon und Arlberggebiet. Gekennzeichnet sind sie durch einen Wechsel zwischen karbonatischen Lagen und sandigen bis siltigen Lagen in Fazies des Alpinen Buntsandsteins.[7]

Im östlichen Teil der nördlichen Kalkalpen ist eine Folge von Schieferton, dunklen Kalken und Rauwacken der Reichenhall-Formation auch als Gutensteiner-Basisschichten bezeichnet worden.[8]

Zeitlicher Umfang

Die Formation wird in das Olenekium und Anisium gestellt. Eine genaue Datierung ist durch das Fehlen von Leitfossilien schwierig, außerdem dürften die Unter- und Obergrenze diachron sein, das heißt, die Formation hat sich nicht überall genau gleichzeitig gebildet.[9]

Einzelnachweise

  1. Hamid Chamanara: Geologie, Stratigraphie (Reichenhall- und Gutenstein-Formation) und Tektonik im Raum Stanser Joch, Diplomarbeit der Universität Innsbruck, 1994, S.3.
  2. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S.66ff.
  3. Christoph Spötl: Evaporitische Fazies der Reichenhaller Formation (Skythl Anis) im Haller Salzberg (Nördliche Kalkalpen, Tirol), JB Geol. BA., Bd 137, Wien 1988, S153-168. PDF-File, abgerufen am 4. Juli 2009.
  4. W. Schlager, W. Schöllnberger: Das Prinzip stratigraphischer Wenden in der Schichtfolge der Nördlichen Kalkalpen, Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 66.-67., 1973/74, S. 168f. PDF-File, abgerufen am 4. Juli 2009.
  5. Hamid Chamanara: Geologie, Stratigraphie (Reichenhall- und Gutenstein-Formation) und Tektonik im Raum Stanser Joch, Diplomarbeit der Universität Innsbruck, 1994, S.115.
  6. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 67.
  7. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 70.
  8. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 70.
  9. W. Schlager, W. Schöllnberger: Das Prinzip stratigraphischer Wenden in der Schichtfolge der Nördlichen Kalkalpen, Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 66.-67., 1973/74, S. 169. PDF-File, abgerufen am 4. Juli 2009.

Weblinks

 Commons: Reichenhall-Formation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gutenstein-Formation — Die Gutenstein Formation, oder die Gutensteiner Schichten, ist eine lithostratigraphische Formation der mittleren Trias in den Nördlichen Kalkalpen und den Ostalpinen Decken der Südlichen Kalkalpen. Benannt ist sie nach Gutenstein im Piestingtal… …   Deutsch Wikipedia

  • Werfen-Formation — Claraia clarai aus der Werfen Formation ausgestellt im Museum Gröden Die Werfen Formation oder auch Werfener Schichten, ist eine lithostratigraphische Formation der unteren Trias, dem Skythium, der ostalpinen Decken und im Südalpin. Sie ist das… …   Deutsch Wikipedia

  • Alpiner Buntsandstein — Der Alpine Buntsandstein ist eine lithostratigraphische Formation der unteren Trias, dem Skythium. Im Gegensatz zur vorwiegend im Meer entstandenen Werfen Formation ist der alpine Buntsandstein großteils ein durch Flüsse verursachtes, fluviatiles …   Deutsch Wikipedia

  • Gosau-Gruppe — Die Gosau Gruppe ist eine lithostratigraphische Gruppe in den Nördlichen Kalkalpen und in den östlichen Zentralalpen. Typlokalität ist Gosau im oberösterreichischen Salzkammergut. Die Gosausedimente wurden nach dem ersten Höhepunkt der… …   Deutsch Wikipedia

  • ALLEMAGNE - Géographie économique et régionale — La défaite de 1945 (Zusammenbruch ) a amené la partition de l’Allemagne et de sa capitale. Elle a entraîné un réaménagement de son économie, de ses structures. Les conséquences économiques, démographiques et géographiques ont été considérables. À …   Encyclopédie Universelle

  • Rugby league in Germany — Infobox sports league logo= pixels=150px sport=Rugby league founded=2004 ceo=Simon Cooper (President) teams=6 champion=none website= [http://www.rugby league.de Rugby League Deutschland] =History= Rugby league was formally introduced into Germany …   Wikipedia

  • Saumure —  Pour l’article homophone, voir Saumur. Pompe à saumure qui était utilisée pour la production du sel La saumure (du latin sal, sel, et muria, saumure …   Wikipédia en Français

  • Englische Fräulein — Kloster der Congregatio Jesu in München Pasing Die Congregatio Jesu (CJ) ist ein Frauenorden mit dem ursprünglichen Zweck der Mädchenbildung, gegründet von Maria Ward (englisch: Mary Ward). Ursprünglich war der offizielle Name des Ordensinstituts …   Deutsch Wikipedia

  • IBMV — Kloster der Congregatio Jesu in München Pasing Die Congregatio Jesu (CJ) ist ein Frauenorden mit dem ursprünglichen Zweck der Mädchenbildung, gegründet von Maria Ward (englisch: Mary Ward). Ursprünglich war der offizielle Name des Ordensinstituts …   Deutsch Wikipedia

  • Institut der Englischen Fräulein — Kloster der Congregatio Jesu in München Pasing Die Congregatio Jesu (CJ) ist ein Frauenorden mit dem ursprünglichen Zweck der Mädchenbildung, gegründet von Maria Ward (englisch: Mary Ward). Ursprünglich war der offizielle Name des Ordensinstituts …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”