Duftender Täubling

Duftender Täubling
Duftender Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Duftender Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula odorata
Romagn. (1950)

Der Duftende Täubling oder Duftende Zwergtäubling (Russula odorata) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Der kleine bis mittelgroße Täubling mit dem rötlichen bis purpurbraunen Hut zeichnet sich durch sein sattgelbes Sporenpulver, den milden Geschmack und den süßlichen, mirabellenartigen Geruch aus. Er wächst gerne in Parkanlagen unter alten Eichen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist 2–6 cm breit und oft unregelmäßig verbogen, rötlich bis purpurbraun, auch schmutzig lila bis lilabraun und oft kupferfleckig. Junge Fruchtkörper sind mitunter rubinrot, reife Fruchtkörper oft stark verblasst und mehr oder weniger blassrot, grauorange bis bronze-oliv gefärbt. Die Mitte ist meist dunkler rotbräunlich oder kupferfarben und hat bisweilen einen Olivstich. Mitunter findet man auch creme-weißliche Exemplare mit ockerlichem Zentrum. Zumindest im Alter ist der Hutrand bis zur Hälfte deutlich höckerig gerieft. Die Huthaut lässt sich leicht abziehen und ist nur jung oder bei feuchter Witterung etwas schmierig.

Die Lamellen sind spröde, jung blass gelb, später sattgelb bis ockergelb. Das Sporenpulver ist ockergelb (IVc nach Romagnesi)

Der anfangs weißliche Stiel ist 2,0 – 4,0 cm lang und 0,5–1,0 cm breit. Er ist schon bald hohlkammrig (kavernös) und im Alter meist hohl und wird an der Basis gelblich bis braun-fleckig.

Das weißliche Fleisch ist ausgesprochen brüchig, Fraßstellen und Stielkavernen schwach gilbend. Der Geschmack ist mild, nur die Lamellen von jungen Exemplaren schmecken mitunter schärflich. Der Geruch ist sehr deutlich und sehr charakteristisch, direkt nach dem Aufnehmen riecht der Täubling geranienartig, ähnlich wie der Gallentäubling, doch schon bald ist der Geruch angenehm fruchtig-süßlich oder mirabellenartig. Nur in seltenen Fällen ist der Geruch schwach. Das Stielfleisch reagiert mit Guajak innerhalb von 30 Sekunden und wird intensiv tintenblau. Mit Eisensulfat verfärbt sich das Fleisch innerhalb von 2 min blass orange bis zart rosa-braun.[1] [2] [3]

Mikroskopische Eigenschaften

Die Sporen sind 6,5–8,5 (9,0) µm lang und 6,0–7,0 (7,5) µm breit. Das Sporenornament wird bis zu 1,0 µm hoch und färbt sich meist intensiv an. Es zeigt deutlich verzweigte bis unverzweigte Grate. Es gibt nur wenige rundliche und isoliert stehende Warzen. Der Hilarfleck ist oft deutlich amyloid.

Die Pileozystiden sind zylindrisch bis schwach keulig, 50–70 µm lang und 3,5–6,0 µm (in seltenen Fällen bis 8µm), breit und durch regelmäßig angeordneten Septen unterteilt. Mit Sulfovanillin färben sie sich graulich bis schwärzlich an.[1]

Ähnliche Arten

Kleinere Täublinge mit violett oder purpurroter Hutfarbe und mildem Geschmack. Sporenpulver ockergelb.

  • Der Wechselfarbige Dotter-Täubling erscheint schon früh in Laub- und Nadelwaldungen, die Sporenpulverfarbe ist dunkler und der Stiel gilbt höchstens schwach. Im Vergehen kann ein deutlicher Fruchtgeruch auftreten. Das Sporenornament ist isoliert warzig und in der Huthaut lassen sich Primordialhyphen nachweisen.
  • Der Kiefern-Täubling ist eine spät im Jahr erscheinende Art, die vorzugsweise unter Kiefern erscheint. Der Stiel graut im Alter und bei Feuchtigkeit und gilbt nur selten und schwach. Der Geruch ist unbedeutend. Das Sporenornament ist gratig wie bei R. odorata, doch im Durchschnitt niedriger (ca .0,75 µm).
  • Russula carpini ist eine typische Sommerart. Der Hut ist mit 2,5–12 cm gewöhnlich größer. Der Täubling kommt unter Hainbuchen auf mehr oder weniger lehmigen Böden vor und ist recht selten. Sein Sporenpulver ist dunkler und sein Stiel gilbt stärker.
  • Der seltene Russula nauseosa erscheint früh unter Fichten. Auch sein Sporenpulver ist gelb. Der Stiel graut, besonders wenn durchwässert ist, gilbt aber nur schwach. Der Geruch ist schwach fruchtig. Das Sporenornament ist isoliert warzig, die Dermatozystiden sind stärker keulig.[1]

Ökologie

Der Duftende Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der vorwiegend mit alten Eichen und bisweilen auch mit Hainbuchen eine symbiotische Beziehung eingeht.

Die Art erscheint als typische Parkart besonders gern in Parkanlagen unter Alteichen. Bisweilen findet man sie auch grasigen bis schwach krautigen Waldwegrändern. In Wäldern trifft man sie eher seltener an, doch kann man sie in milden Lagen auch in bodensauren oder wärmeliebenden Eichen-Mischwäldern finden.

Der Täubling mag lehmige, mehr oder weniger mit Sanden durchmischte Böden. Auch auf tondurchmischten Sanden und seltener auf Gleyböden kann man ihn finden. Der Boden sollte mäßig humos, schwach saurer (pH-Werte zwischen 5 und 6 ) und frisch sein. Der Pilz bevorzugt halbschattige Standorte.

Die Fruchtkörper erscheinen von Mitte Juni bis Anfang November mit einem Maximum von Juli bis August.[3] [1]

Verbreitung

Der Duftende Täubling ist eine temperate, (sub)atlantisch Art, Nordafrika (Marokko), im westlichen Nordamerika[4] und in Europa vorkommt.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Duftende Täubling nachgewiesen wurde.[5][6]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,[7]
Slowenien
Frankreich,
Niederlande,
Großbritannien
Deutschland,
Österreich,
Polen,[8]
Ungarn
Slowakei Dänemark,
Norwegen,
Schweden

In Deutschland kommt der Täubling von der Küste bis nach Bayern vor. Er im norddeutschen Flach- und Hügelland ist er aber wesentlich häufiger als im Süden, wo er in vielen Bundesländern auf der Roten Liste in der Gefährdungskategorie RL2 geführt wird.[3]

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Duftende Täubling ist die Typart der Untersektion Odoratinae, die innerhalb der Sektion Tenellae steht. Die Vertreter der Untersektion haben einen deutlich, angenehmen oft geranienartigen Geruch und einen mehr oder weniger milder Geschmack. Das Sporenpulver ist variabel, cremefarben, ocker oder gelb. Das Fleisch gilbt, aber graut nicht.

Unterarten und Varietäten

  • Russula odorata var. rutilans Sarnari (1986)
Fast gleich wie die Typart aber mit lebhaft rotem oder kirschrotem Hut und schwärzlich karminroter Mitte, die nicht ausbleicht. Schwache oder keine Gilbung im Stiel.
  • Russula odorata var. subtomentosa Sarnari (1993)
Fast gleich wie die Typart aber mit größerem Hut (7-9 cm) und mit trockener samtiger Huthaut.

Bedeutung

Die französische Gesellschaft für Mykologie stuft den Pilz als essbar ein, aber allein schon wegen seiner Seltenheit sollte man vom Genuss des Pilzes Abstand nehmen.[9]

Literatur

  • Russula odorata (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  • H. Romagnesi: Russula odorata (franz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 20. Dezember 2010.

Einzelnachweise

  1. a b c d Erich Jahn: Russula odorata Romagn., ein häufiger Täubling mit altlantischer Verbreitung. In: Westfälische Pilzbriefe. (PDF, 0,6MB) Abgerufen am 25. März 2011.
  2. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 62.
  3. a b c G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2. Band, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 516.
  4. Roger Phillips: Russula odorata. Rogers Mushrooms. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  5. Russula odorata in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  6. Weltweite Verbreitung von Russula odorata. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  7. Mirca Zotti u. a.: The macrofungal checklist of Liguria (Italy). In: Mycotaxon. 105, 2008, ISSN 0093-4666, S. 167-170 (online, abgerufen am 31. August 2011).
  8. Mushrooms and Fungi of Poland Index: R.. grzyby.pl. Abgerufen am 22 August 2011.
  9. Von frz. Gesellschaft für Mykologie als essbar eingestufte Pilze. www.PilzPilz.de, abgerufen am 26. März 2011.

Weblinks

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