Marie Espérance von Schwartz

Marie Espérance von Schwartz

Marie Espérance von Schwartz, geborene Brandt, bekannt unter ihrem gräzisierten Namen Elpis Melena (griechisch Ελπίς Μέλαινα), auch Marie Esperance Kalm de Schwartz, Marie Speranza von Schwartz (* 8. November 1818 in Southgate (heute zu London Borough of Barnet gehörend) in Hertfordshire, England; † 20. April 1899 in Ermatingen, Schweiz) war eine Schriftstellerin deutscher Herkunft und englischer Staatsangehörigkeit. Sie war eine Freundin von Giuseppe Garibaldi und Franz Liszt und wurde vorwiegend auf dem Gebiet der Reise- und Memoirenliteratur bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Palais Lovatti in Rom
Auf dem Pferd und ihrem Windspiel Huney, den sie auf Kreta mitgenommen hatte

Frühe Jahre

Als Tochter eines Hamburger Bankiers in England geboren, wurde sie vorwiegend in Genf erzogen. Nach einer frühen kurzen Ehe mit einem Vetter verwitwet, ließ sie sich in Rom nieder. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Hamburger Bankier Ferdinand von Schwartz, den sie in Italien kennengelernt hatte, unternahm sie abenteuerliche Reisen durch Griechenland, die Türkei, Kleinasien, nach Ägypten und Nordafrika, jedoch wurde diese Ehe geschieden. In Rom führte die wohlhabende und gebildete, insbesondere sprachlich talentierte (sie soll acht Sprachen beherrscht haben) Frau einen literarischen Salon, in dem zahlreiche Künstler und Aristokraten verkehrten. [1] Sie war mit Franz Liszt befreundet und pflegte mit ihm über viele Jahre einen regen Briefwechsel. [2]

Daneben frönte sie weiterhin ihrer Reiselust.

Garibaldi

Seit 1849 interessierte sich Marie Esperance von Schwartz für den Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi. Im Herbst 1857 trat sie zu Garibaldi auf der Insel Caprera in persönliche Beziehungen; sie lebte mit ihm zusammen, sorgte für seine Kinder, unterstützte seine Sache finanziell und durch ihren Einfluss und pflegte ihn während seiner Gefangenschaft und nach seiner Verwundung. Sie galt allgemein als seine Geliebte; Garibaldi soll mehrfach um ihre Hand angehalten haben. [3] Garibaldi gab ihr aus Dank für ihre aufopfernde Freundschaft das Manuskript seiner Memoiren, die sie schnell ins Deutsche übersetzte und 1861 noch vor ihrem Konkurrenten Alexandre Dumas herausbringen konnte.

Kreta

Ende 1865 verlegte Marie Esperance von Schwartz ihren Wohnsitz nach Kreta, wo sie sich, unbeirrt durch die auf der Insel während des kretischen Aufstands tobenden Kämpfe, in Chalepa bei Chania eine reizvolle Villa in den Weingärten bauen ließ. Ihre Sympathie gehörte den Aufständischen. Auf ihre Bitte hin entsandte Garibaldi zur Unterstützung des Aufstands ein Kontingent von 500 Mann nach Kreta. Sie widmete viel Zeit und Geld karitativen Einrichtungen; gründete Krankenhäuser, Asyle, Schulen, übersetzte deutsche Schulbücher ins Neugriechische und kretische Volkslieder, Sagen und Volksgut ins Deutsche. [4] Sowohl bei den christlichen wie den islamischen Kretern erwarb sie sich hohen Respekt.

Sie entfaltete auf dem Gebiete des Tierschutzes ein reges Engagement, das sich über ganz Europa erstreckte. In Chania gründete sie ein Tierspital für Pferde und Esel, die zahllosen Straßenhunde wurden täglich gefüttert. In zahlreichen Broschüren in vielen Sprachen warb sie um Förderer des Tierschutzes und setzte sich gegen Tierversuche ein. [5]

Nach 20 Jahren auf Kreta ließ sie sich in der Schweiz nieder.

Quellen

  • Franz Brümmer: Schwartz, Marie Esperance von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 277 f.
  • Peter E. Stoetzer (Ur-Urenkel von Elpis Melena), Prolog zu „Elpis Melena, Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als 20jährigen Aufenthalts auf Kreta“, Neuausgabe 2008 [5]

Werke

  • Blätter aus dem africanischen Reise-Tagebuch einer Dame, Braunschweig 1849 (anonym veröffentlicht)
  • Memoiren eines spanischen Piasters (1857)
  • Hundert und ein Tag auf meinem Pferde (1860)
  • Garibaldis Denkwürdigkeiten (2 Bde., 1861) [6]
  • Recollections of General Garibaldi, or, Travels from Rome to Lucerne London 1861 [7]
  • Blick auf Calabrien und die Liparischen Inseln im Jahre 1860, Hamburg 1861. [8]
  • Garibaldi in Varignano 1862 und auf Caprera 1863 (Leipzig 1864) [9]
  • Der junge Stelzentänzer, Episode während einer Reise durch die westlichen Pyrenäen, Jena 1865 [10]
  • Die Insel Kreta unter der ottomanischen Verwaltung (Wien 1867) [11]
  • Von Rom nach Kreta. Reiseskizze (1870)
  • Kreta-Biene oder kretische Volkslieder, Sagen, Liebes-, Denk- und Sittensprüche (1874) [6]
  • Gemma, oder Tugend und Laster. Novelle (1877)
  • Garibaldi. Mitteilungen aus seinem Leben“ (2 Bde., 1884)
  • Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als 20jährigen Aufenthaltes auf Kreta, 1892, Überarbeitete Neuausgabe: ISBN 978-3-938878-02-6 [7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf Stahr, Fanny Lewald, Ein Winter in Rom, Berlin 1869 S. 371[1]
  2. La Mara, Liszt Und Die Frauen S. 279 ff. [2]
  3. Bernhard Fetz: Die Biographie - zur Grundlegung ihrer Theorie, Berlin 2009, S. 457 [3]
  4. Kreta-Biene oder kretische Volkslieder, Sagen, Liebes-, Denk- und Sittensprüche (1874) Verlagsinformation Pandora-Verlag: Kreta-Biene
  5. Julia Voss: „Aus alten und neuen Horrorkabinetten“, in FAZ vom 26. November 2008 [4]
  6. Verlagsinformation Pandora-Verlag: Kreta-Biene
  7. Verlagsinformation Pandora-Verlag: Erlebnisse und Beobachtungen

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