- Emilio Picasso
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Emilio Picasso (* 1927 in Genua) ist ein italienischer Physiker.
Picasso studierte zunächst Mathematik und nach zwei Jahren Physik an der Universität Genua, wo er nach der Promotion Assistenzprofessor für Experimentalphysik wurde. Zunächst befasste er sich mit Atomphysik, wechselte dann aber zur Elementarteilchenphysik. Er arbeitete am Betatron in Turin und danach am Synchrotron in Frascati. 1961/62 war er in Bristol in der Gruppe von Cecil Powell, die kosmische Höhenstrahlung mit Ballons untersuchte. Ab 1963 war er am CERN, wo er sich mit der Messung des anomalen magnetischen Moments des Muons befasste (g-2 Experiment), einem Präzisionstest der Quantenelektrodynamik. Das Experiment folgte einer Idee von Leon Lederman. Beteiligt waren unter anderem John Bailey, Francis Farley, Simon van der Meer, Guido Petrucci, Frank Krienen. Die Messungen, für die zwei Muonen-Speicherringe am CERN gebaut wurden, zogen sich über 15 Jahre hin und erreichte eine Genauigkeit von 5 ppm. Danach befasste er sich mit dem Bau supraleitender Gravitationswellendetektoren. In den 1980er Jahre wurde er Projektleiter des LEP am CERN (ernannt 1980 von Herwig Schopper), wo er auch seine Erfahrungen mit Supraleitern einbrachte. Die ursprünglichen Pläne sahen einen viel größeren Ring vor, der über 12 km unterhalb der Berge der Jura verlaufen sollte, aber auf Anraten des Tunnelexperten Giovanni Lombardi sah man davon ab und verlegte den Ring[1]. 1989 ging LEP in Betrieb (am französischen Nationalfeiertag, wie es Picasso zwei Jahre zuvor Präsident Jacques Chirac versprochen hatte). 1992 ging er am CERN in den Ruhestand. Er wurde dann Direktor der Scuola Normale Superiore in Pisa, wo er in Zusammenarbeit mit der Universität Genua seine Gravitationswellenexperimente fortsetzte.
Picasso ist Mitglied der Académie des sciences, ist Träger der Ehrenlegion und Träger des Großkreuzes der italienischen Republik.
Literatur
- Andrew Sessler, Edmund Wilson: Engines of discovery. World Scientific, 2007.
- Francis Farley, Emilio Picasso: The Muon g-2 Experiment. In: T. Kinoshita (Hrsg.): Quantum Electrodynamics. World Scientific, 1990, S. 479–559.
- Francis Farley, Emilio Picasso: The Muon g-2 Experiments. In: Annual Review Nuclear and Particle Science. Band 29, 1979, S. 243–282.
Weblinks
- Cern Courier zur Geschichte des LEP
- Francis Farley: g minus two plus Emilio, PDF-Datei; 620 kB
Anmerkungen
- ↑ In den verbliebenen drei Kilometern im Jura kam es tatsächlich zu einem Wassereinbruch
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