Turin

Turin
Turin
Wappen
Turin (Italien)
Turin
Staat: Italien
Region: Piemont
Provinz: Turin (TO)
Koordinaten: 45° 4′ N, 7° 42′ O45.0666666666677.7240Koordinaten: 45° 4′ 0″ N, 7° 42′ 0″ O
Höhe: 240 m s.l.m.
Fläche: 130 km²
Einwohner: 907.563 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 6.981 Einw./km²
Postleitzahl: 10100
Vorwahl: 011
ISTAT-Nummer: 001272
Demonym: Torinesi
Schutzpatron: San Giovanni Battista
Website: Turin
Umgebung von Turin

Turin (italienisch Torino, lateinisch Augusta Taurinorum, piemontesisch Türin) ist eine Großstadt im Nordwesten Italiens, Hauptstadt der Provinz Turin und der Region Piemont.

Turin hat 907.563 Einwohner im Stadtgebiet und etwa 1,7 Mio. Einwohner in der Agglomeration (2006) und 2,2 Mio. in der Metropolregion[2].

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Turin liegt auf einer Höhe von 240 m und hat eine Fläche von 130 km². Von Frankreich im Westen und der Schweiz im Norden sowie von Mailand im Osten ist sie jeweils gut 100 Kilometer entfernt.

Die Ebene, in der Turin liegt, wird im Westen und Norden durch die Alpen und im Süden durch die Hügel des Monferrato begrenzt. Die Dora Riparia, der Stura di Lanzo und der Sangone münden bei Turin in den Fluss Po. Ein Großteil der Stadt liegt in der Po-Ebene westlich des Flusses, einige kleinere Viertel erstrecken sich auf den Hügeln östlich des Po, die eine Höhe von 750 m erreichen.

Geschichte

Der Name Turin stammt von Tau ab, einem keltischen Wort, das „Berge“ bedeutet. Der italienische Name Torino kann als „kleiner Bulle“ übersetzt werden, aus diesem Grund erscheint der Bulle auf dem Wappen der Stadt. Die Gegend wurde in vorrömischer Zeit vom keltisch-ligurischen Stamm der Taurini besiedelt.

Im ersten vorchristlichen Jahrhundert (wahrscheinlich im Jahr 28 v. Chr.) errichteten die Römer hier ein Militärlager (Castra Taurinorum), das später dem Kaiser Augustus gewidmet wurde (Augusta Taurinorum). Die typische römische Stadtstruktur mit rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Das Quartiere Romano ist der älteste Stadtteil. In römischer Zeit zählte Turin etwa 5.000 Einwohner, die alle innerhalb der hohen Stadtmauern lebten.

Nach dem Fall des römischen Reiches wurde die Stadt zuerst von den Langobarden, dann von den Franken erobert und wurde von Bischöfen regiert. Ende des 13. Jahrhunderts nahmen die Herzöge von Savoyen die Stadt ein. Die Gärten und Paläste entstanden im 15. Jahrhundert, als man die Stadt von Grund auf neu errichtete. 1404 wurde die Universität gegründet. Emanuel Philibert machte Turin im Jahr 1563 zur Hauptstadt des Herzogtums Savoyen. Ab 1564 wurde am südöstlichen Stadtrand die fünfeckige Zitadelle von Turin errichtet, die jedoch 1857 im Zug der Stadterweiterung fast vollständig abgetragen wurde.

1706 belagerten die Franzosen während des Spanischen Erbfolgekriegs die Stadt während 117 Tagen, ohne sie jedoch einnehmen zu können (Schlacht von Turin). Gemäß dem Frieden von Utrecht erhielt Savoyen das Königreich Sardinien. Architekt Filippo Juvarra begann mit der erneuten Umgestaltung der Stadt, die damals rund 90.000 Einwohner zählte.

Durch die Vereinigung Italiens im Jahr 1861 wurde Turin Hauptstadt. König Viktor Emanuel II. regierte von hier aus, 14 verschiedene Schlösser zeugen von der herrschaftlichen Vergangenheit. Die Hauptstadtfunktion war jedoch ein Status, den die Stadt schon vier Jahre später an Florenz weitergeben musste. Die Eröffnung des Mont-Cenis-Tunnels im Jahr 1871 machte Turin zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.

Den Verlust der Hauptstadtfunktion machte Turin mit einer raschen Industrialisierung wett, wobei die Automobilindustrie eine überragende Bedeutung erlangte. 1899 erfolge die Gründung von Fiat, 1906 jene von Lancia. Die Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst des Jahres 1902 gilt als Höhepunkt des Jugendstils. 1911 fand eine Weltausstellung in Turin statt, damals zählte die Stadt bereits 430.000 Einwohner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Industrie einen ungeahnten Aufschwung. Zehntausende von Arbeitern, vor allem aus Süditalien, zogen jährlich nach Turin. 1960 wurde Turin eine Millionenstadt und erreichte 1975 mit 1,5 Millionen das Bevölkerungsmaximum. Die industrielle Krise der 1980er Jahre traf Turin hart und die Bevölkerung ging wieder auf unter eine Million zurück.

Panorama von Turin
Panorama von Turin
Panorama von Turin vom Lingotto-Gebäude.
Panorama von Turin vom Lingotto-Gebäude.
Castello del Valentino
Blick über Turin zu den Alpen
Blick auf die Stadt
Castello
Casa Savoia
Piazza San Carlo
Fassade der Basilica di Superga
Lichtinstallation an der Kirche Monte dei Cappuccini
nächtlicher Blick auf Turin

Wirtschaft

Turin ist ein bedeutendes industrielles Zentrum. Die Stadt ist insbesondere bekannt als Sitz des Autoherstellers Fiat (Fabbrica Italiana di Automobili Torino), der 1899 hier gegründet wurde. Ein weiterer berühmter Fahrzeughersteller ist Lancia, 1906 gegründet, 1969 durch Fiat übernommen und danach in den Konzern eingegliedert. Das Lingotto-Gebäude war einst die größte Autofabrik der Welt und wurde zu einem Messe-, Kultur- und Einkaufszentrum umgewandelt. Andere in Turin gegründete Unternehmen sind Invicta, Lavazza, Martini & Rossi, Kappa, Peyrano Pfatisch und Caffarel. Ebenfalls bedeutend ist das Luft- und Raumfahrtunternehmen Alenia.

Verkehr

Turin ist mit den Autobahnen A4 (nach Mailand), A5 (zum Mont Blanc / nach Frankreich), A6 (nach Savona), A21 (nach Brescia), A32 (ins Susatal) und A55 sehr gut an das italienische Autobahnnetz angebunden.

Ebenso gut ist die Anbindung an das Eisenbahnnetz. Durch eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mailand nach Novara, die 2005 eröffnet wurde, konnten die Fahrtzeiten nach Mailand und zum Großflughafen Mailand-Malpensa deutlich verringert werden. Seit 2009 kann die komplette Strecke befahren werden, wodurch die Fahrtzeit nach Mailand von 1h 30 min auf 50 min reduziert wurde. Auch eine Verbindung ins französische Lyon ist geplant. Die wichtigsten Bahnhöfe in Turin sind der Bahnhof Torino Porta Nuova, der Bahnhof Torino Porta Susa und der Bahnhof Torino Lingotto. Der derzeitige Hauptbahnhof Porta Nuova wird diese Funktion vermutlich in den nächsten Jahren an den Durchgangsbahnhof Porta Susa verlieren, der seit einigen Jahren von Grund auf erneuert wird.

Die drei Bahnhöfe sind auch wichtige Haltepunkte der ersten Linie der U-Bahn Turin. Das erste Teilstück wurde am 4. Februar 2006 eröffnet. Der öffentliche Nahverkehr wird durch ein gut ausgebautes Netz von Straßenbahn- und Buslinien bewältigt. Nördlich der Stadt liegt der internationale Flughafen Torino-Caselle.

Sehenswürdigkeiten

Eines der Wahrzeichen von Turin ist die Mole Antonelliana, errichtet 1863–1880 nach Plänen von Alessandro Antonelli. Damals war sie als Synagoge geplant. Die Verlegung der italienischen Hauptstadt von Turin nach Florenz und die ausufernden Baukosten machten dem Plan jedoch ein Ende. Heute befindet sich darin das nationale Filmmuseum. Eine spektakuläre Aufzugskonstruktion zieht einen gläsernen Lift freischwebend an Führungskabeln durch den Hauptraum unter der Kuppel hindurch zu der Aussichtsplattform.

Die Kathedrale Duomo di San Giovanni, gebaut in den Jahren 1491–1498, beherbergt das Turiner Grabtuch, ein Leinentuch, das das Abbild eines Mannes zeigt. Von Pilgern wird es verehrt als das Tuch, in das Jesus im Grab gewickelt war.

Das berühmte Lingotto-Gebäude, einstmals die größte Autofabrik der Welt, wurde nach Plänen des Architekten Renzo Piano transformiert in ein Kongresszentrum, Einkaufszentrum, Konzerthalle und Hotel. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich das Kunstmuseum Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli.

Das Museo Egizio besitzt eine der international wichtigsten Sammlungen altägyptischer Artefakte.

Die Schlösser und Residenzen der Herzöge von Savoyen zählen zum Weltkulturerbe. Im Zentrum von Turin ist der Palazzo Reale gelegen, der Königspalast der Könige von Piemont-Sardinien und später Sitz des Königreichs Italien.

In direkter Nachbarschaft dazu befindet sich der Palazzo Madama, der aus einem alten Teil und einem barocken Anbau besteht. Der alte Teil ist in der Römerzeit als Stadttor entstanden und im Mittelalter zu einer Festung [3] ausgebaut worden. Der neue Teil ist ein Werk des Barock-Meisters Filippo Juvarra. Dieser war auch Baumeister mehrerer Residenzschlösser der Herzöge von Savoyen, später Könige von Piemont-Sardinien und schließlich von Italien.

In Turin lebte und wirkte im 19. Jahrhundert der Heilige Johannes Bosco ("Don Bosco"). Er gilt als der Schutzpatron der Jugend. Im Stadtteil Valdocco befindet sich die von ihm errichtete Maria-Hilf-Basilika, wo auch seine Reliquien aufbewahrt werden. Valdocco ist heute ein Pilgerzentrum für Jugendliche aus aller Welt.

Die Wallfahrtskirche Superga auf dem gleichnamigen Hügel im Osten der Stadt in einer Höhe von 672 Metern wird von der Superga-Zahnradbahn angefahren.

Universitäten

Sprache

Die Turiner sprechen außer Italienisch einen gallo-romanischen Dialekt, Piemontese genannt. Dieser Dialekt, manchmal auch Torinese genannt, ist im ganzen Piemont verbreitet, wird aber in Italien allgemein mit der Stadt Turin identifiziert. Wegen der großen Immigration in der Vergangenheit ist der Dialekt in der Stadt Turin viel weniger verbreitet als in anderen italienischen Städten.

Der Piemontese ist stark von der französischen Sprache beeinflusst.

Sport

Die Stadt ist Heimat der Fußballclubs Juventus Turin und FC Turin, zweier der erfolgreichsten Vereine in der Geschichte des italienischen Fußballs. In den Jahren 1934 und 1990 fanden in den Turiner Stadien Stadio Municipale "Benito Mussolini" (heute Olympiastadion) bzw. Stadio delle Alpi Spiele der Fußball-Weltmeisterschaften statt.

2006 war Turin Austragungsort der XX. Olympischen Winterspiele.

2008 wurde in Turin das Final-8 Basketball-Turniers des ULEB-Cups und die Europameisterschaften in der Rhythmischen Gymnastik ausgetragen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen mit Beziehung zur Stadt

Städtepartnerschaften

Weblinks

 Commons: Turin – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
  2. OECD;[1]
  3. Historische Ansicht der Festung als Digitalisat

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