Emma Martin

Emma Martin

Emma Martin (* 1812 bei Bristol, Großbritannien; † 8. Oktober 1851 in Finchley Common bei London) war eine englische Sozialreformerin und Feministin – und damit in ihrer Zeit, da sich „die öffentliche Zunge der Frauen in den Mündern der Männer befand“, wie ihr Mitstreiter Holyoake schrieb[1], auch Pionierin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Die Tochter eines Küfers (Fassmachers) wird streng baptistisch erzogen und entwickelt das entsprechende Sendungsbewusstsein. Zunächst Betreiberin eines Mädchenpensionates und ab 1835 Redakteurin des kurzlebigen Bristol Litary Magazins, wird sie durch die Begegnung mit dem Owen-Jünger Alexander Campbell und verschiedene Gerichtsverfahren gegen Holyoake und Southwell wegen Blasphemie auf freidenkerischen, später auch sozialistischen und feministischen Kurs gezogen. Sie verlässt ihren Ehemann Isaac Luther Martin (1839) und wird eine Art Wanderpredigerin. Sie hat „um ihre Existenz zu kämpfen, lebt von Almosen, karrt ihre Kinder mit sich herum ..(..).., wird von Stadt zu Stadt gehetzt und von Pfarrern und Magistratsbeamten schikaniert.“[2] Sie verurteilt die Strafen für die erwähnten Ketzer und kommt dafür wiederholt selber ins Gefängnis.

Martin verdammt gleichermaßen die Fesseln der Religion (patriarchaler Gott), der Ehe (keinerlei Selbstbestimmung) und der Fabrik. Sie wird als kühne, scharfsinnige, witzige und schlagfertige Rednerin von den einen bewundert, den anderen gehasst.[3] Oft wird sie ihrerseits als Hexe oder Hure des Teufels verdammt. In Edinburgh entgeht sie 1845 mitsamt einer Tochter nur knapp einer Steinigung.[4] Körperlich und finanziell am Boden, lässt sie sich im selben Jahr in London nieder, wo sie (unverheiratet und bis zu ihrem Tode) mit dem geistesverwandten Ingenieur Joshua Hopkins zusammenlebt. 1847 bringt sie eine weitere Tochter zur Welt. Kurz darauf lässt sie sich am Royal Adelaide Hospital als Hebamme ausbilden. Sie setzt sich nun für eine selbstbestimmte Frauenmedizin ein. Zu einer Zeit, wo weibliche Ärzte undenkbar waren, wirkte sie auch damit als Pionierin.[4] Sie gab Kurse, gründete eine Art Gewerkschaft für Krankenschwestern, verkaufte Berufsbekleidung. Doch ihre eigene Gesundheit war schwer angeschlagen. 1840 stirbt sie mit 39 Jahren an Tuberkulose. Nur ein Jahr später stirbt auch ihr Mann.

Auch außerhalb der (sozialistischen) Arbeiterbildungsvereine und der Kreise um Owen und Holyoake genoss sie beträchtliche Wertschätzung. Harriet Martineau beteiligte sich an der Finanzierung eines Gedenksteins. Einst als bedeutendste Frauenrechtlerin nach Frances Wright[5] erachtet, wurde Emma Martin in der jüngeren feministischen Bewegung gleichwohl vergessen.[4]

Werke

  • Baptism A pagan Rite, 1843 (Die Taufe als heidnischer Ritus)
  • Tracts for the People, 1844[6]
  • Punishment of Death, ? (über bezw. gegen die Todesstrafe)
  • A Miniature Treatise of some of the Most Common Female Complaints, 1848 (Kurze Abhandlung über einige häufige Frauenleiden)

Literatur

  • George Jacob Holyoake: The last days of Mrs. Emma Martin: Advocate of free thought, J. Watson, London 1851, 8 Seiten[7]
  • Barbara Taylor: Eve and the New Jerusalem: Socialism and feminism in the nineteenth century, Virago, London 1983, Seite ?
  • Olive Banks: The Biographical Dictionary of British Feminists, Band I 1800-1930, New York 1985
  • Dominic Janes: Emma Martin and the manhandled womb in early Victorian England, in: A. Mangham und G. Depledge (Hrsg): The Female Body in Medicine and Literature, Liverpool 2011, Seite 107-118 (Liverpool University Press, ISBN 9781846314728)

Einzelnachweise

  1. Sixty Years of an Agitators Life, London 1892, Band 1, Kapitel XLI, auch online nachlesbar, abgerufen am 29. Juli 2011
  2. Adrian Desmond / James Moore: Darwin, London 1991, zitiert nach der Rowohlt-Ausgabe Hamburg 1994, Seite 361
  3. Sie habe nicht selten 3000 ZuhörerInnen angezogen, schreiben Desmond/Moore, 1994, Seite 361
  4. a b c Olive Banks New York 1985
  5. USA 1795–1852
  6. Darin auch „ihr aufrührerisches Pamphlet Conversation on the Being of God, in dem sie behauptete, die Evolution brauche keinen Schöpfer“ (Desmond/Moore 1994 Seite 361)
  7. Desmond/Moore (1994, Seite 619) bemerken außerdem, auf das Jahr 1867 bezogen: „Einst mochte es Darwins schlimmster Alptraum gewesen sein, in einem Verbrecheralbum wie Holyoakes kirchenfeindlichem Traktat Half-Hours with Freethinkers vorzukommen. Jetzt war seine kurzgefaßte Biographie ebenso darin enthalten wie die Lebensgeschichten von Emma Martin, Robert Owen und Lukrez ...“

Weblinks

  • Emma Martin über Prayer (Gebete)



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