Frances Wright

Frances Wright
Frances Wright um 1825

Frances Wright, auch Fanny Wright genannt (* 6. September 1795 in Dundee, Schottland; † 13. Dezember 1852 in Cincinnati, Ohio), war eine zu ihrer Zeit bekannte Sozialreformerin und eine der frühsten und unerschrockensten Frauenrechtlerinnen. Die glänzende Rednerin und Journalistin wuchs in Großbritannien auf, verbrachte aber ihr Erwachsenenleben überwiegend in den USA, wo sie unter anderem die Sklaverei bekämpfte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Vater, Kaufmann in Tuchwaren, ist mit Adam Smith, William Cullen und anderen prominenten liberal gesinnten Geistesarbeitern befreundet.[1] Frances wird schon mit drei Jahren Waise und wächst bei einer gestrengen Tante auf. Mit 18 nimmt sich ihrer ein Onkel an, der in Glasgow Professor für Moralphilosophie ist. Durch ihn und eine aus den USA stammende Witwe namens Craig Millar wird sie im Sinne der französischen Aufklärung geistig gefördert, außerdem für Amerika interessiert. So erlebt sie, in Begleitung ihrer jüngeren Schwester Camilla, neben Europareisen Aufenthalte in den USA 1818-20 und erneut 1824. Ihr 1921 veröffentlichtes Buch über Amerika findet ein positives Echo. Es erläutert und rechtfertigt die dortigen revolutionären Bestrebungen.

Nashoba Community

Wright lernt einige englische „Radikale“ kennen, darunter Jeremy Bentham, außerdem den in Frankreich lebenden Veteran der französischen und nordamerikanischen Revolution General Lafajette, der sie bald wie eine Tochter liebt. Mit mehreren jüngeren Männern hat Wright Romanzen. Den zweiten Amerikabesuch nimmt sie in Begleitung Lafayettes vor. Sie begegnet auch Thomas Jefferson und James Madison. Ab dieser Reise entfernen sich Lafayette und Wright voneinander, weil sich die junge „impulsive“ Schottin[2] für Robert Owen und dessen Genossenschaftsideen, nebenbei auch für Reformkleidung erwärmt.[3] Prompt erwirbt sie 1825 in Tennessee Land, auf dem sie Nashoba Community gründet, eine Siedlung für Sklaven, die sie freizulassen und in geeigneten Ländern unterzubringen gedenkt, sobald sie ihren Kaufpreis abgearbeitet haben. Das Unternehmen scheitert bald (Auflösung 1828) an organisatorischen, finanziellen, hygienischen und moralischen Problemen. So bändelt der weiße Aufseher James Richardson, während Wright krankheitsbedingt abwesend ist, mit einem Sklaven an und spricht sich in Zeitungen für Freie Liebe aus, was dem Ruf des Projektes zumal im viktorianischen England recht abträglich ist.[2]

Eine erstklassige Rednerin

1928 wird Wright Miteigentümerin der New Hamony Gazette, einem freidenkerischen Blatt von Owens Sohn Robert Dale Owen, und beginnt in New York mit Vorträgen und Kursen über Fragen der Frauenrechte, Geburtenkontrolle, Freien Erziehung, Gewerkschaften, gegen Bankenmacht, Sklaverei, Religion.[4][5] Der Zuspruch lässt nicht zu wünschen übrig; Wright gilt als „erstklassige“ Rednerin, die freilich auch viel Feindseligkeit erntet.[2] 1929 startet sie gemeinsam mit Owen junior eine neue Zeitung namens The Free Enquirer (Der freie Forscher) und baut zugleich eine Art Volkshochschule auf.

Im selben Jahr begleitet sie die Sklaven der nun aufgelösten Kolonie in Tennessee per Schiff nach Haiti, wo sie angesiedelt werden sollen. Mit von der Partie ist William Phiquepal D'Arusmont, ein Physiker und Lehrer aus der Owen-Gemeinschaft in New Harmony. Nach dem Tod ihrer Schwester Camilla (1831) heiratet sie den 60jährigen, der sich ihrer fürsorglich angenommen hat. Ihr erstes gemeinsames Kind stirbt; das zweite, Tochter Sylvia, kommt 1832 zur Welt.

Schiffbruch in der Ehe

Die Ehe bleibt nicht lange glücklich. Nach einigem Hin und Her sind Wright und D'Arusmont ab 1835 im Wesentlichen getrennt. Später wird es noch Erbstreitigkeiten geben. Während Sylvia bei ihrem Vater in Frankreich bleibt, setzt Wright ihre Referententätigkeit in New York, Boston und anderen nordamerikanischen Städten fort. Sie schreibt jetzt auch für den Bostoner Investigator und redigiert Manual of American Principles. 1851 stürzt die 56jährige auf einer vereisten Treppe und bricht sich die Hüfte. An den qualvollen Folgen stirbt sie ein Jahr darauf. Es heißt, ihrem Wunsch gemäß sei auf ihrem Grabstein in Cincinnati zu lesen, die dort Ruhende habe sich der Sache der Menschenrechte vermählt und auf sie ihr Glück, ihren Ruf und ihr Leben gebaut.[6]

Widersprüche

An erster Stelle ihres Engagements stand der Kampf gegen die Sklaverei, gefolgt von der Bildungsarbeit. Gleichwohl muss sie zu den frühsten Anwältinnen der Frauenbefreiung gezählt werden.[2] Mehr noch als ihre Schriften spornte ihr mutiges Auftreten viele Frauen im Emanzipationskampf an.[5] Zudem wird die schlanke Aktivistin als „auffallend hübsch“ beschrieben.[3] Sie sprach fließend Französisch und Italienisch und war, was die politischen und literarischen Vorgänge anging, stets auf dem Laufenden. Als Autorin und Rednerin hochbegabt, neigte sie allerdings dazu, sich zu überschätzen und gar zu hartnäckig an einmal gefaßten Urteilen festzuhalten. Hilfsbereit und leicht entflammbar, mangelte es ihr oft an Disziplin und Umsicht.[3] Sie gab viel auf Unabhängigkeit, Abenteuer, Spannung – freilich auch auf Geborgenheit, wie ihre Beziehungen mit Lafayette und D'Arusmont bezeugen, hinter denen vermutlich ihre unglückliche Kindheit stand. Diese Widersprüche bewegten ihr rastloses Leben.[2]

Werke

  • Altdorf, Schauspiel, 1819 (über den schweizerischen Unabhängigkeitskampf)[7]
  • Views oft Society and Manners in America, 1821
  • A Few Days in Athens, Historischer Roman, 1822 (über Epikur, von Walt Whitman hochgelobt[4])
  • Course oft Popular Lectures, zwei Bände mit ihren Vorträgen, New York 1829 und 1836

Literatur

  • John Windt: Biographie, Notes und Political Letters of Fanny Wright D'Arusmont, New York 1844
  • Amos Gilbert: Memoir of Fanny Wright, the Pioneer Woman in the Cause of Women's Rights, Cincinnati 1855
  • A. J. G. Perkins und Theresa Wolfson: Frances Wright. Free Enquirer, New York und London 1939
  • Edd Winfield Parks: Nashoba: A novel about Frances Wrights gallant utopian experiment to emancipate the slaves, New York 1963 (Roman)
  • Margaret Lane: Frances Wright and the „Great Experiment“, Manchester 1972
  • Alice S. Rossi (Hrsg): The Feminist Papers, New York 1974, Seite 70-72 (Auszüge aus Schriften von Wright)
  • Susan S. Kissel: In Common Cause: the „conservative“ Frances Trollope and the „radical“ Frances Wright, Bowling Green, 1983
  • Celia Morris Eckhardt: Fanny Wright: Rebel in America, Cambridge/Massachusetts 1984
  • Olive Banks: The Biographical Dictionary of British Feminists, Band I 1800-1930, New York 1985
  • Helen Horowitz: Rereading Sex: Battles over Sexual Knowledge and Suppression in Nineteenth-Century America, Alfred A. Knopf, 2002
  • Edmund White: Fanny: A Fiction, Hamilton, 2003 (Roman)

Einzelnachweise

  1. Apletons' Cyclopaedia of America biography, Band 6, 1888
  2. a b c d e Olive Banks New York 1985
  3. a b c Jacob Piatt Dunn: Indiana: a Redemption from Slavery, 1919, Seite 358-361, mit Abbildungen
  4. a b James D. Hart: Oxford companion to American literature, 1941
  5. a b Jennifer Uglow (Hrsg): The Macmillan dictionary of women's biography, 3. Auflage 1998
  6. spartacus, abgerufen am 31. Juli 2011
  7. Uraufführung im Park Theatre New York 1917 laut Peter Ross, The Scot in America, 1896

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