weltwärts

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weltwärts ist der entwicklungspolitische Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). weltwärts ist ein Lerndienst, der sich an junge Menschen im Alter von 18–28 Jahren richtet. Im Unterschied zu einem Fachdienst setzt er kein Fachwissen in den Einsatzbereichen voraus. weltwärts wurde 2007 ins Leben gerufen.[1]

Inhaltsverzeichnis

weltwärts-Aufenthalte

Dauer

Die Dauer eines weltwärts-Aufenthaltes in Entwicklungsländern kann zwischen 6 und 24 Monaten liegen. Während des Projektaufenthaltes sollen das gemeinsame Arbeiten, das alltägliche Voneinanderlernen und der kulturelle Austausch im Mittelpunkt stehen.

Voraussetzungen

Das Programm richtet sich an alle 18- bis 28-Jährigen mit Haupt- oder Realschulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung (oder vergleichbarer Eignung), Fachhochschulreife oder Abitur. Interesse an entwicklungspolitischen Themengebieten sowie anderen Kulturen und den Lebensverhältnissen in den Entwicklungsländern wird erwartet, dagegen wird bei weltwärts im Unterschied zu einem Fachdienst kein Fachwissen in den Einsatzbereichen vorausgesetzt.

Ablauf

Anders als bei ähnlichen Programmen bewirbt man sich bei einer eingetragenen Entsenderorganisation für einen weltwärts-Aufenthalt in einem anerkannten Entwicklungsprojekt. Diese fordert daraufhin Unterstützung von weltwärts an. Die Vorbereitungsphase soll eine teilweise selbstständige Vorbereitung auf das Projekt ermöglichen, teilweise aus einem mehrwöchigen Vorbereitungsseminar bestehen.

Während des Projektaufenthaltes soll eine Einweisung durch einen persönlichen Mentor oder den vorherigen weltwärts-Freiwilligen erfolgen. Zudem ist ein Zwischenseminar vorgesehen. Nachdem das Projekt abgeschlossen ist, sollen weltwärts-Teilnehmer auf einem Nachbearbeitungsseminar ihre Erfahrungen mit anderen teilen und entwicklungspolitische Perspektiven erörtern.

Rahmenbedingungen

Bereiche

weltwärts ist in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft, Wirtschaftsförderung, Not- und Übergangshilfe, Umweltschutz, Wasser, Menschenrechte, Demokratieförderung, Jugendbeschäftigung, Sport und Ernährungssicherung tätig.

Finanzierung

Die Teilnahme an weltwärts-Projekten ist kostenfrei. Jeder Teilnehmer wird mit bis zu 580 Euro pro Monat, jedoch mit höchstens 75 Prozent der Gesamtkosten durch das BMZ gefördert. Kosten, die nicht anderweitig finanziert werden, müssen die Entsendeorganisation tragen.

Zu den anfallenden Kosten zählen etwa Anreise, Betreuung, Versicherungsschutz, Verpflegung und ein Taschengeld in Höhe von mindestens 100 Euro. Für eine den örtlichen Gegebenheiten angemessene und kostenfreie Unterbringung sorgt die Entsendeorganisation oder die aufnehmende Organisation vor Ort. Ebenso werden die Seminare vor, während und nach dem Aufenthalt durch den Förderungsbetrag gedeckt.

Für die Pilotphase des Projektes (2008–2010) stand ein Etat von 70 Millionen Euro zur Verfügung. Mittelfristig sollte das BMZ pro Jahr 10.000 jungen Menschen einen internationalen Freiwilligendienst in einem Entwicklungsland ermöglichen. Nach der Bundestagswahl 2009 und der personellen Veränderung im BMZ wurde der angestrebte jährliche Etat jedoch von 40 Millionen Euro auf 29 Millionen Euro pro Jahr gekürzt.

Versicherungsschutz

Während eines Freiwilligenaufenthaltes sollen weltwärts-Freiwillige versichert sein. Als Anforderungen an den Versicherungsschutz, der von der Entsendeorganisation abgeschlossen wird, geben die weltwärts-Richtlinien vor, dass eine Auslandskrankenversicherung, eine Haftpflichtversicherung und eine Unfallversicherung enthalten sein müssen.

Zivildienst-Ersatz

Anerkannte Wehrdienstverweigerer können nach § 14b Zivildienstgesetz bei weltwärts einen Freiwilligendienst leisten, der unter drei Voraussetzungen als Ersatz für den Zivildienst anerkannt wird:

  1. Der Freiwilligendienst über weltwärts dauert mindestens zwei Monate länger als der übliche Zivildienst. Die meisten Stellen bei weltwärts werden über zwölf oder mehr Monate angeboten.
  2. Der Dienst muss vor Vollendung des 23. Lebensjahres angetreten werden und vor Vollendung des 24. Lebensjahres beendet sein.
  3. Der Dienst erfolgt bei einer Entsendeorganisation, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) als Träger oder Projektstelle des „Anderen Dienstes im Ausland“ (ADiA) anerkannt ist. Diese Organisationen sind in der Stellendatenbank entsprechend gekennzeichnet.

Diskussion um das Programm weltwärts

Von Beginn an gab es eine intensive Diskussion um die Frage, was denn junge Menschen, die kaum berufliche Kompetenzen mitbringen, in entwicklungspolitische Projekte einbringen können. Deutlich kritische Stellungnahmen[2] sprechen von weltwärts als einem „netten Bespaßungsprogramm für Leute, die ein Jahr im Ausland rumhängen wollen“[2] oder nennen den weltwärts-Dienst „organisierter Elendstourismus unter einem selbstlosen Etikett“.[2]

Zugespitzt fragen manche, ob es sich um „Egotrips ins Elend“[3] handele, andere stellen heraus, dass hier sehr wohl Unterstützung für Projekte möglich und nach der Rückkehr der jungen Leute mit einem verstärkten Engagement zu rechnen sei.[4] In starkem Maße kommt es offenbar auf die Vorbereitung und Begleitung der weltwärts-Freiwilligen an.[5] Inzwischen liegen erste differenzierte Forschungsergebnisse zum Thema vor. Auch hier geht es im Wesentlichen um Fragen der Motivation, Vorbereitung und Begleitung aus der Sicht befragter Freiwilliger.[6]

Literatur

  • Hannah Gritschke: Motive für den Kompetenzerwerb im Freiwilligendienst weltwärts. In: Hannah Gritschke, Christiane Metzner, Bernd Overwien: Erkennen, Bewerten, (Fair-) Handeln. Kompetenzwerb im globalen Wandel. Kassel 2011, S. 318–342.
  • Diana Grundmann, Bernd Overwien (Hrsg.): weltwärts pädagogisch begleiten. Erfahrungen aus der Arbeit mit Freiwilligen und Anregungen durch die Fachtagung in Bonn (18.–20. April 2011). Kassel University Press, Kassel 2011, ISBN 978-3-86219-199-4 (online, PDF, 1,5 MB).
  • Katharina Schleich: Globales Lernen im entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. In: Hannah Gritschke, Christiane Metzner, Bernd Overwien: Erkennen, Bewerten, (Fair-) Handeln. Kompetenzwerb im globalen Wandel. Kassel 2011, S. 342–367.
  • Jürgen Deile, Claudia von Braunmühl: Ist „weltwärts“ entwicklungspolitisch sinnvoll? Der Freiwilligendienst kommt gut an, ist aber nicht unumstritten. In: Welt-Sichten, Heft 2/2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.ijab.de/wai1/showcontent.asp?ThemaID=1031
  2. a b c Christiane Oelrich: Junge Freiwillige: Als blondes Punk-Mädchen in Indonesien. In: Spiegel-Online, 7. August 2010, abgerufen am 12. Oktober 2011.
  3. Florian Töpfl: Egotrips ins Elend. Tausende von Jugendlichen gehen jedes Jahr als freiwillige Helfer in Entwicklungsländer. Aber wem nützen sie eigentlich? Am meisten sich selbst. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 19/2008.
  4. Vgl. Jürgen Deile, Claudia von Braunmühl: Ist „weltwärts“ entwicklungspolitisch sinnvoll? Der Freiwilligendienst kommt gut an, ist aber nicht unumstritten. In: Welt-Sichten, Heft 2/2010.
  5. Vgl. Diana Grundmann, Bernd Overwien (Hrsg.): weltwärts pädagogisch begleiten. Erfahrungen aus der Arbeit mit Freiwilligen und Anregungen durch die Fachtagung in Bonn (18.–20. April 2011). Kassel University Press, Kassel 2011, ISBN 978-3-86219-199-4 (online, PDF, 1,5 MB).
  6. Vgl. Hannah Gritschke: Motive für den Kompetenzerwerb im Freiwilligendienst weltwärts. In: Hannah Gritschke, Christiane Metzner, Bernd Overwien: Erkennen, Bewerten, (Fair-) Handeln. Kompetenzwerb im globalen Wandel. Kassel 2011, S. 318–342; Katharina Schleich: Globales Lernen im entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. In: Hannah Gritschke, Christiane Metzner, Bernd Overwien: Erkennen, Bewerten, (Fair-) Handeln. Kompetenzwerb im globalen Wandel. Kassel 2011, S. 342–367.
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