Ernst Kuchenbuch

Ernst Kuchenbuch
Ernst Kuchenbuch als Direktor 1889

Ernst Louis August Moritz Kuchenbuch (* 23. Juli 1858 in Niederlößnitz; † 27. März 1902 in Dresden) war Landwirt, Soldat, USA-Auswanderer, tat Dienst in der amerikanischen Armee und wurde nach seiner Rückkehr ein Spitzenmanager der Gründerjahre, zunächst als Inspektor der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschaft, dann ab 1894 als ihr Leiter.

Als das Unternehmen 1900 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, stand er bis zu seinem Tod an der Spitze des Vorstands. Kaiser Franz Josef verlieh ihm 1901 aufgrund seiner Verdienste die Ritterwürde. Das Unternehmen lebt nach vielen Umwandlungen heute fort als „Sächsische Dampfschiffahrt“, und wirbt mit dem Slogan: „Willkommen an Bord der ältesten und größten Raddampferflotte der Welt.“, wobei die meisten Raddampfer der Flotte in der Zeit seiner Direktion gebaut oder für die Passagierfahrt eingerichtet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde er als Sohn des Weingutbesitzers und Kunstgärtners/Gartenarchitekts Carl Gottfried Emanuel Eugenius Kuchenbuch, er besuchte die Schulen in Kötzschenbroda und Dresden und leistete seinen Militärdienst u. a. bei der sächsischen Artillerie. Er war anschließend zeitweise Gutsverwalter bei Bekannten und Verwandten, entschloss sich 1879 zur Auswanderung nach USA, trat in den Dienst in der amerikanischen Armee, zuerst als Kavallerist, dann betraut mit Spezialaufgaben in der Logistik, und hatte dabei offenbar die Gelegenheit, amerikanische Verkehrs- und Kommunikationssysteme gründlich kennenzulernen.

Im Jahr 1883 kehrte er aus Amerika zurück, heiratete in Aussig (Böhmen) und begann bald darauf seine Tätigkeit bei der „Böhmisch Sächsischen Dampfschiffahrtsgesellschaft“, stieg rasch zu leitenden Posten in Aussig auf (Inspektor dort bis 1893), und wurde 1894 als Direktor der Gesellschaft nach Dresden berufen. Nach der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft um 1900 war er weiterhin Direktor und stand der Aktiengesellschaft vor.

Anlässlich des Kaiser-Besuchs in Aussig im Jahr 1901 verlieh ihm Franz-Joseph I. die Ritterwürde verbunden mit einem Orden. Kuchenbuch starb im Jahr 1902 an den Spätfolgen einer Verletzung.

Kuchenbuch war der Vater des Schauspielers Eugen Herbert Kuchenbuch, der 1890 während seiner Zeit in Aussig geboren wurde.

Werk

Das Prunkschiff „Habsburg“ während des Kaiserbesuchs von Franz Josef I. 1901

Sein Lebenswerk war der Aufbau der „Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschaft“ (also zunächst einer deutsch/österreichischen Gesellschaft), das durch Besuch des Kaisers und dessen offizieller Anerkennung seiner Dienste ihre Krönung fand. Ernst Kuchenbuch sorgte für einen modernen Aufbau der Reederei, zum Teil nach amerikanischem Vorbild, betrieb die Errichtung neuer Werftproduktionseinheiten, die Vermehrung der Landestationen, die zum Teil mit Dampfschiffhotels versehen wurden, weiterhin den technischen Ausbau des Fahrwassers der Elbe. Die von ihm eingeleiteten Errungenschaften werden am besten durch die zeitgenössischen Nachrufe wiedergegeben, wie im folgenden Beispiel: „Es ist nicht zum Wenigsten der Rührigkeit des Verstorbenen zu verdanken, dass z.B. die Personenfrequenz der Gesellschaft sich auf ca 3 ½ Mill. Passagiere jährlich steigerte, und infolge der vielen geschaffenen Annehmlichkeiten noch weiter im Fortschritt begriffen ist. Kuchenbuch, welcher eine reiche umfassende Erfahrung auf allen Gebieten des Binnenschiffahrtsverkehrs besaß, versäumte nicht, diese in den Dienst der Sache zu stellen. Man denke nur an die Neueinrichtungen der letzten Jahre, so wird man sich um so weniger der Erkenntnis weder entziehen können noch wollen, daß mit dem Entschlafenen eine große Kraft leider verloren gegangen ist. Die Einführung der Salonfahrten, der Eilfahrten, Konzertfahrten des ausgedehnten Paket- und Frachtverkehrs ist lediglich seiner Initiative zu verdanken. Eine ganz besondere Beachtung durch das Publikum erfuhr speziell die Institution des Kilometerabonnements, das nach amerikanischem Muster eingerichtet, den Passagieren nach jeder Richtung hin eine Menge schätzenswerter Annehmlichkeiten bot. Die Gesellschaft war sich bewußt, wieviel sie seiner Arbeitsfreudigkeit und Intelligenz zu verdanken habe, und so stellte sie nach Umwandlung ihres Unternehmens in eine Aktiengesellschaft 1900 Herrn Direktor Kuchenbuch an die Spitze des Vorstandes, ihm hierdurch die beste Gelegenheit gebend, seiner Initiative weitesten Spielraum lassen zu können …[1]

Wie aus dem zitierten und anderen Nachrufen hervorgeht, war die Umwandlung und Erweiterung der Elbdampfschiffunternehmung zu einer modernen Passagier- und Transportflotte um die Jahrhundertwende wesentlich das Werk von Ernst Kuchenbuch. Der Besuch des Kaisers Franz Joseph in Aussig 1901 und der Empfang auf dem eigens zu diesem Zweck ausgestatteten Prunkschiff „Habsburg“ galt damals als ein diplomatisch-politisches Ereignis, ebenso wie die Ordensverleihung an Ernst Kuchenbuch. Franz Joseph I. hatte damit unter anderem sein Interesse an der Offenhaltung der Wasserwege Österreichs nach Norden bekundet. Das Schifffahrtsunternehmen lebt auch heute, nach verschiedenen nationalen, gesellschaftlichen, ökonomischen Umwandlungen fort unter dem Namen „Sächsische Dampfschiffahrt“. Abgesehen von seinen Verdiensten für die Schiffbarkeit der Elbe und vielen anderen, auch touristischen Einrichtungen, ist erwähnenswert, dass viele Schiffe aus der Amtszeit von Ernst Kuchenbuch, der angeblich „ältesten und größten Raddampferflotte der Welt“, noch heute die Elbe befahren.

Einzelnachweise

  1. Dresdner Rundschau, 11. Jahrgang, Nr. 14, Sonnabend 5. April 1902, S. 1.

Literatur

  • Wolfgang Quinger, Wolfgang Zimmermann: Die älteste und größte Raddampfer-Flotte der Welt. Verlag Die Fähre, Dresden 2002.
  • Frank Müller, Wolfgang Quinger: Die Dresdener Raddampfer Flotte. Delius Klasing, Bielefeld 2007.

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