Espen-Täubling

Espen-Täubling
Espen-Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Espen-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula pelargonia
Niolle (1941)

Der Espen-Täubling (Russula pelargonia) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Der Täubling riecht nach zerriebenen Geranienblättern (Pelargonium zonale). Meist wächst er unter Espen oder Pappeln.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist 2-5 cm, selten bis 7 cm breit, meist flach ausgebreitet und recht spröde. Der Rand ist gefurcht oder fein gerieft. Die Hutfarben sind sehr variabel, meist dominieren aber violette Töne, die mal mehr nach karminrot, mal mehr nach gräulich tendieren. Die Mitte kann stark oliv-grau entfärbt sein. Grüntöne sind normalerweise seltener, die Varietät citrinovirens ist aber völlig grünlich-gelb gefärbt. (var citrinovirens Sarn.).

Die Lamellen sind breit oder stumpf und stehen ziemlich entfernt. Sie sind zerbrechlich, jung weißlich, später trüb cremefarben bis leicht gräulich gefärbt. Sie haben einen sehr scharfen Geschmack. Auch das Sporenpulver ist blass cremefarben.

Der Stiel ist etwa 2–6 cm lang und 0,5-1 cm breit. Er ist zylindrisch oder an der Basis leicht verschmälert. Das Stielfleisch ist nachgiebig und wird schnell hohl. Der in der Jugend weiße Stiel wird im Alter oder bei Durchfeuchtung oft ein wenig gräulich.

Das anfangs recht feste Fleisch wird schnell zerbrechlich. Es ist weiß, neigt aber dazu, leicht gräulich zu werden und hat einen intensiven Geruch nach zerriebenen Geranienblättern. Es schmeckt sehr scharf. Die Guajak-Reaktion ist langsam und schwach positiv. Das Fleisch verfärbt sich dabei erst braun und dann rasch blaugrün. Die Ammoniakreaktion ist negativ.[1][2]

Mikroskopische Eigenschaften

Die eiförmigen Sporen sind 7–9 (10) µm lang und 6–8,5 (9) µm breit. Sie haben grobe, dornige Warzen, die vereinzelt linienartig oder gratig verbunden sind. Sie sind ziemlich zahlreich, spitzkonisch, 0,75–1 µm hoch und nicht vollständig amyloid. Oft sind sie kettenartig aufgereiht, manchmal über Grate und manchmal über feine Linien verbunden.

Der Apiculus hat die Maße 1,25–1,5 × 0,75–1 µm, der Hilarfleck ist unregelmäßig etwa 2,5-3 µm lang und 1,75-2,25 µm breit, manchmal exzentrisch und mehr oder weniger kleinwarzig. Die Basiden sind 37–45µm lang und 10–12 µm breit. Die Zystiden 48–72 lang und x 7–14 µm breit, häufig appendikuliert, leicht keulig bis zylindrisch und schmal. In Sulfovanillin schwärzlich-grau.

Die Pileozystiden in der Huthaut sind keulenförmig oder zylindrisch und 1–3-fach spetiert. Sie sind 6–10 µm breit und färben sich in Sulfovanillin mehr oder weniger grau an. Ein rötliches Pigment findet sich intrazellular in kleinen den Tröpfchen, manchmal mit einigen dunkleren Granula in der Peripherie, das mehr oder weniger stark verfestigt ist. Im Trama und im Hypoderm (unterste Schicht der Huthaut) finden sich zahlreiche Laticiferen.[2] [3]

Ähnliche Arten

Die Arten aus der Violacea-Gruppe der Sektion Violaceinae sind nur sehr schwer voneinander abzugrenzen, da die Arten durch eine Unzahl an Zwischenformen miteinander verbunden sind. Eine halbwegs sichere Bestimmung ist nur mit dem Mikroskop möglich.

  • Der Große Silberpappel-Täubling ist größer und derbhütiger und soll Sporen mit mehr netzig verbundenen Warzen haben. Der Täubling wird aber heute nicht mehr als eigenständige Art angesehen, sondern ist Teil des Artenkomplexes R. pelargonia.
  • Der Violettgrüne Täubling kommt meist mehr trockeneren Standorten. Er hat Sporen mit spitzstachligen isolierten Warzen. Sein Stiel graut niemals, sondern gilbt oder bräunt mehr oder weniger stark an der Basis.
  • Ebenfalls ähnlich ist der Hohlstielige Täubling, der sich durch seine rosa oder rötliche Ammoniakreaktion und die negative Guajakreaktion unterscheidet und außerdem unter Nadelbäumen vorkommt.

Aus der Untersektion Atropurpurinae kann der sehr formenreiche Wechselfarbige Spei-Täubling sehr ähnlich aussehen. Er hat eher weißes Sporenpulver, gezähnte Lamellenscheiden und einen ziemlich typischen Bonbongeruch.

Aus der Sektion Tenelle sind besonders der Vielfarbige Täubling und eventuell die stärker violetthütigen und kleineren Formen des Violettbraunen Täubling recht ähnlich. Beide Arten schmecken mehr oder weniger mild.

  • Beim Vielfarbigem Täubling können zumindest junge Exemplare einen schärflichen Geschmack haben. Die Sporen haben sehr niedrige Warzen, die in typischer Weise zickzackartig miteinander verbunden sind. Auch das Sporenpulver ist dunkler, mehr cremeocker gefärbt.
  • Der Violettbraue Täublings ist normalerweise viel größer und hat mildes Fleisch. Unter der Lupe sind auf seiner Huthaut rostbraune Flecken erkennbar. [1] [2]

Ökologie

Der Espen-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der hauptsächlich mit Espen oder anderen Pappeln eine Symbiose eingeht. Man findet den Täubling an feuchteren Standort häufig unter Espen und Weiden.

Verbreitung

Der Espen-Täubling kommt in Nordamerika (USA) und Europa vor.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Espen-Täubling nachgewiesen wurde.[4][5]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien ,
Italien,
Slowenien
Frankreich,
Großbritannien
Deutschland,
Österreich,
Polen,[6]
Ungarn
Dänemark,
Norwegen,
Schweden

In Deutschland ist die Art ziemlich selten.

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Espen-Täubling wird von M. Bon in die Sektion Violaceinae gestellt. Die Sektion enthält scharf schmeckende, ziemlich zerbrechliche, kleine Arten, die meist ein cremefarbenes Sporenpulver und oft einen sehr charakteristischen Geruch haben.

Unterarten und Varietäten

  • Russula pelargonia var. citrinovirens Sarnari
Fast ähnlich wie die Typart, aber mit dem zitronengelben Hut oder blassgrün entfärbt.

Bedeutung

Wie alle Täublinge aus der Sektion Violaceinae ist der Espen-Täubling ungenießbar oder schwach giftig.

Literatur

  • G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 591.
  • Russula pelargonia (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 20. Dezember 2010.

Einzelnachweise

  1. a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 72.
  2. a b c Monographic Key to European Russulas (1988) (PDF; 1,4 MB). Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel: S. 29. The Russulales Website. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  3. H. Romagnesi: Russula pelargonia (franz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  4. Russula pelargonia in der PILZOEK-Datenbank. pilzoek.de. Abgerufen am 1 September 2011.
  5. Weltweite Verbreitung von Russula pelargonia. GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 1 September 2011.
  6. Mushrooms and Fungi of Poland Index: R.. grzyby.pl. Abgerufen am 22 August 2011.

Weblinks


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