- Essentielle Hypertonie
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Essentieller Bluthochdruck stellt eines der vielfältigen funktionellen Syndrome dar, die dadurch charakterisiert sind, dass hier zunächst kein Organbefund zu erheben ist. Zunächst ist das einzige Symptom der erhöhte Blutdruck, der aber meist nicht zum Arztbesuch führt, weil sich die Betroffenen in der Regel wohlfühlen.
Inhaltsverzeichnis
Symptomatik
Eher körperlich empfundene und objektivierbare Symptome sind von eher psychisch bedingten Symptomen zu unterscheiden. Unter den körperlichen Symptomen ist erhöhter Blutdruck heute schon ab Blutdruckwerten von 120 / 80 mm Hg anzunehmen. Werte bis 130 / 85 mm Hg werden bereits als hochnormal angesehen.[1] Nach den Empfehlungen der WHO ist eine Hypertonie anzunehmen, wenn Werte über systolisch 160 mm Hg und über 95 mm Hg diastolisch bei mehrfachen Blutdruckmessungen über längere Zeit gemessen werden.[2] Nur zum Teil treten bei den subjektiv beschwerdefreien Betroffenen auch Kopfschmerzen, Ohrensausen und rote Gesichtsfarbe oder Nasenbluten auf. Dies ist der Grund, warum zwei Drittel aller an hohem Blutdruck leidenden Erwachsenen im deutschsprachigen Raum von ihrer Erkrankung nichts wissen oder nicht ausreichend behandelt werden.[1] Weitere weniger häufige Symptome sind Angina pectoris, verstärktes Herzklopfen, Belastungsdyspnoe, Ruhedyspnoe und Encephalopathie. Jugendliche klagen häufig über funktionelle Beschwerden wie Schwitzen, Frieren, kalte Hände und Füße, Schlafstörungen sowie unbestimmte Druck- und Schmerzgefühle in der Herzgegend. An psychischen Symptomen ist oft eine leichte Erregbarkeit feststellbar, siehe Kap. Psychodynamik.[2]
Epidemiologie und Risikofaktoren
Die Bedeutung der essentiellen Hypertonie kann epidemiologisch daran gemessen werden, dass 95 % aller Fälle mit Bluthochdruck als essentielle Hypertonien zu bezeichnen sind. In Deutschland gibt es 20 Millionen Menschen, die an Bluthochdruck leiden. Er stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall dar. Heute sterben in den westlichen Industrienationen mehr Menschen an Herzinfarkt und Schlaganfall als an allen Krebsarten und AIDS zusammen.[1]
Psychodynamik
Die Psychodynamik der funktionellen Entstehungsbedingungen ist von Franz Alexander untersucht worden, der sich ausführlich mit vegetativen Krankheitsursachen befasst hat und den Begriff der vegetativen Neurose geprägt hat. Nach ihm sind folgende Faktoren bedeutsam:
- Abwehr von Abhängigkeitswünschen
- Vermeidung einer inneren aggressiven Handlungsbereitschaft nach außen hin bei leichter Erregbarkeit
- der innere Konflikt zwischen ambivalenten Beziehungstendenzen (Problem der sog. Pseudounabhängigkeit)
Hypertoniker werden in ihrer Persönlichkeit als leistungsbetont, pflichtbewusst und gesellschaftlich überangepasst beschrieben mit hohem Anspruchsniveau an sich selbst. Entwicklungspsychologisch sind Beziehungen zur analen Phase hergestellt worden. Essentielle Hypertoniker werden von der Psychosomatik in die Gruppe der Organkrankheiten mit psychosozialer Komponente eingereiht (Bereitstellungskrankheit).[2]
Nachweise
- ↑ a b c Gündling, Peter W.: Brennpunkt Herz. Natürlich vorbeugen und heilen bei Herz-Kreislauf-Problemen. Aurelia-Verlag, Baden-Baden 12004, ISBN 3-936676-14-3; zu Stw. „Bluthochdruck“: Seiten 12, 19, 88-96; zitierter Text: (a): zu Stw. „Normwert RR“: Seite 89; (b): zu Stw. „Häufigkeit unerkannter Fälle“: Seite 88; (c): zu Stw. „Epidemiologie und Risikofaktoren“: Seite 88
- ↑ a b c Hoffmann, Sven Olav und Hochapfel, G.:Neurosenlehre, Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin. [1999], CompactLehrbuch, Schattauer, Stuttgart 62003, ISBN 3-7945-1960-4, (a): zu Stw. „Normwert RR nach WHO“: Seite 311; (b): zu Stw.„Weitere Symptome“: Seite 312; (c): zu Stw. „Psychodynamik“: Seiten 40, 218, 312 ff.
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