Frühjahrskiemenfuß

Frühjahrskiemenfuß
Frühjahrskiemenfuß
Frühjahrskiemenfuß (Postmetanauplius-Stadium)

Frühjahrskiemenfuß (Postmetanauplius-Stadium)

Systematik
Klasse: Kiemenfußkrebse (Branchiopoda)
Ordnung: Kiemenfüßer (Anostraca)
Familie: Chirocephalidae
Gattung: Eubranchipus
Art: Frühjahrskiemenfuß
Wissenschaftlicher Name
Eubranchipus grubii
(Dybowski 1860)
Frühlingskiemenfuß: oben ein Männchen (Blick von oben auf die Bauchseite), unten ein Weibchen mit Eiern im Brutsack

Der Frühjahrskiemenfuß oder Frühjahrs-Feenkrebs (Eubranchipus grubii) gehört zur Ordnung der Kiemenfüßer (Anostraca). Er lebt im Tiefland Ost-, Mittel- und Nordeuropas hauptsächlich in Augewässern und Waldtümpeln. Wegen seines eigentümlichen Aussehens und der Möglichkeit, viele Jahre in einer Zyste zu überdauern und erst bei günstigen Bedingungen zu schlüpfen, wird er wie der Salinenkrebs (Artemia salina) oft als „Urzeitkrebs“ bezeichnet und im Aquarium gehalten.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Frühjahrskiemenfuß besitzt elf Paare von Blattfüßen (Phyllopodien), die vor allem durch den Innendruck der Körperflüssigkeit gestützt werden und weniger durch das Außenskelett aus Chitin. Diese blattförmigen Gliedmaßen dienen nicht nur der Fortbewegung, sondern auch der Atmung, was zu der Bezeichnung „Kiemenfuß“ geführt hat. Zwischen den Kiemenfüßen verläuft eine Nahrungsfurche.

Der Frühjahrskiemenfuß ist orange bis rötlich-braun und kann grünliche bis blaue Färbungen an den Gelenken und an den Grenzen der Segmente aufweisen. Die Komplexaugen sind gestielt.

Beide Geschlechter besitzen ein Paar fadenförmige, relativ kurze 1. Antennen. Die 2. Antennen sind bei den Männchen und den Weibchen unterschiedlich geformt. Bei den Männchen tragen sie lappenförmige Anhänge, die eingerollt werden können. Adulte Weibchen sind an den bauchseitig gelegenen Brutsäcken zu erkennen, die mit Eiern gefüllt sind. Die gegabelte Furca am Schwanzende ist bei den Weibchen durchscheinend hell.

Verbreitung und Lebensraum

Der Frühjahrkiemenfuß kommt in Europa in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Deutschland, Polen, Ukraine, Russland, Tschechien, Slowakei, Österreich und Ungarn vor.

Die Art bewohnt vorwiegend temporäre Kleingewässer wie Flutmulden und Überschwemmungstümpel sowie Auwaldtümpel in den Flussauen. Auch wassergefüllte Senken und Gräben vor allem in Laub- und Mischwäldern zählen zu ihrem Lebensraum, selten findet man den Krebs in offenen Wiesentümpeln.

Lebensweise

Im zeitigen Frühjahr, oft schon im Jänner oder Februar unter dem Eis der Gewässer, schlüpfen die Naupliuslarven aus den Zysten, in denen sie Trocken- und Kälteperioden überdauern können.[1] Je nach Wasserstand kann sich der Schlupfzeitpunkt bis in den Mai erstrecken. Die Naupliuslarven wachsen schnell heran und können nach bis zu 40 Häutungen in ein bis zwei Wochen die Geschlechtsreife erreichen. Kurz vor und auch während der Paarung halten die Männchen die Weibchen mit ihren Kieferzangen fest. Nach der Paarung entwickeln sich die Eier in den Eisäcken am Hinterleib der Weibchen. Sie fallen auf den Gewässergrund und können im Substrat mehrere Jahre andauernde Trockenheit überleben. Bei Überflutung durch Hochwasser oder Eindringen von Qualmwasser breitet sich eine neue Generation aus. Die Dauereier können durch die Hochwässer an andere Orte eines Flusssystems gelangen, oft werden sie von Wasservögeln in andere Gewässer transportiert.

Die Frühjahrskiemenfüße schwimmen mit der Bauchseite nach oben im freien Wasser. Dabei filtern sie mit ihren Blattfüßen Plankton und Detrituspartikel aus dem Wasser. Bei sinkendem Wasserstand und höheren Wassertemperaturen und damit verbundener Sauerstoffzehrung sterben die adulten Tiere.

Einzelnachweise

  1. Mario Engelmann und Tom Hahn: Vorkommen von Lepidurus apus, Triops cancriformis, Eubranchipus (Siphonophanes) grubii, Tanymastix stagnalis und Branchipus schaefferi in Deutschland und Österreich (Crustacea: Notostraca und Anostraca). Faunistische Abhandlungen, 25, S. 3–67, Dresden 2004 PDF (deutsch)

Literatur

  • Karsten Grabow: Farbatlas Süßwasserfauna. Wirbellose. Eugen Ulmer Verlag, 2000, S. 108–110, ISBN 3-8001-3145-5
  • J. O. Först, G. Spörlein: Wiederentdeckung des Frühlings-Kiemenfußes Siphonophanes grubei DYBOWSKI. Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg, 69, S. 83–88, 1994

Weblinks

Eubranchipus grubii bei Fauna Europaea


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