Explosionsunglück in Detmold

Explosionsunglück in Detmold

Das Explosionsunglück in Detmold war ein Unfall in einer Munitionsfabrik an der Elisabethstraße in Detmold. Am 31. Mai 1917 starben dort 72 Menschen, in der Mehrzahl in der Fabrik arbeitende junge Frauen.

Die Munitionsfabrik befand sich in den Fürstlich-Lippischen Staatswerkstätten, die zur Herstellung von Kriegsmaterial errichtet worden waren. Bei der Untersuchung des Unglücks wurden ungenehmigte Produktionen und eine eklatante Missachtung von Sicherheitsvorschriften ermittelt. Inmitten eines Wohngebiets wurde nach Untersuchungen der Staatsanwaltschaft mit der Produktion von Treibladungen für Luftminen begonnen. Aufgrund der herrschenden Zensur durfte über den Unfall und dessen Ursache in den Medien nicht berichtet werden. Allerdings war es nicht möglich, die Katastrophe vor der Detmolder Bevölkerung geheimzuhalten. Gewerkschaften und Sozialdemokraten setzten durch, dass der Vorfall im Detmolder Stadtrat und im Lippischen Landtag behandelt wurde.[1] Letztlich wurde jedoch niemand zur Rechenschaft gezogen.[2]

Leiter der Fabrik war Walter Keller aus Barmen. Er hatte Rüstungsaufträge eingeholt und das Geschäft florierte. Nach der verheerenden Explosion lief die Produktion weiter und nur wenige Tage später suchte man in der Presse nach neuen Arbeitskräften. Am 3. Juni 1917 wurden die Opfer in einem Massengrab beigesetzt und zu „Heldentoten des Vaterlands“ erklärt.[1] Keller übernahm demonstrativ die Kosten für einen sogenannten „Ehrenhain“, darauf weist eine Plakette auf der Rückseite des Denkmals am Eingang hin. Damit wurden die Opfer eines vermeidbaren Unglücks den Gefallenen an der Front gleichgestellt.[2]

Auf dem Detmolder Friedhof an der Blomberger Straße befindet sich ein Mahnmal neben drei Bronzeplatten im Rasen des Ehrenhains mit den Namen der Opfer. Es trägt die Inschrift:

„Diese Männer und Frauen fanden bei der Explosion in einer Munitionsfabrik am 31. Mai 1917 den Tod“

Mahnmal auf dem Detmolder Friedhof[2]

Das Explosionsunglück wurde Anlass zur Einführung der Gewerbeaufsicht in Lippe.[1]

Literatur

  • Erich Knittel; Archiv für deutsche Heimatpflege GmbH (Hrsg.): Heimatchronik des Kreises Lippe. Köln 1978.
  • Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7.
  2. a b c Ehrenhain. Abgerufen am 29. August 2010.
51.9412498.864261

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