- Carl Stegmann
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Carl Stegmann (* 26. Oktober 1881 in Geestendorf, Provinz Hannover; † 9. Januar 1967 in Norden (Ostfriesland), Niedersachsen) war ein Kaufmann und Reeder.
Leben
Carl Stegmann war zwar kein geborener Ostfriese, verbrachte aber nahezu sein ganzes Leben hier und identifizierte sich mit dieser seiner Heimat. Bereits früh zog er mit seiner Familie nach Norden, wo sein Vater Carl Friedrich Ludwig Anton Stegmann das Ulrichs-Gymnasium leitete. Nach dem Abitur studierte Stegmann in Hannover und Marburg Pharmakologie und arbeitete zunächst als Apotheker in Norden.
Schon nach einigen Jahren übernahm er nach dem Tode seines Schwiegervaters die Weingroßhandelsfirma U. Groenefeld. Sein eigentlicher Wirkungskreis aber war die 1871 gegründete Reederei Norden-Frisia. 1923 trat er in den Aufsichtsrat ein, wechselte 1929 in den Vorstand, dessen Vorsitzender er über drei Jahrzehnte blieb, um dann 1960 wieder in den Aufsichtsrat einzutreten, dem er bis zu seinem Tode angehörte.
Als Reedereidirektor prägte er einen Zeitraum, in dem auch Ostfriesland Teil eines ausgedehnten Bäder- und Massentourismus wurde und seine wirtschaftlichen Strukturen so allmählich veränderte. Unter seiner Leitung schuf die Firma in schwierigen Zeiten eine moderne Infrastruktur, um den gewandelten Anforderungen gewachsen zu sein. Neue, moderne Schiffe zur Personen- und Frachtbeförderung, eine Anpassung an die veränderten Verkehrsgewohnheiten mit der Schaffung von Parkmöglichkeiten für Touristen in Norddeich, die Modernisierung der Inselanlagen bis hin zum Bau eines neuen Inselanlegers auf Juist nach der Zerstörung der alten Holzlandungsbrücke in einem Wintersturm 1947 gingen im Wesentlichen auf Stegmanns Konto.
Die Region erkannte schon früh Stegmanns Fähigkeiten. Bereits 1923 wurde er Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg und gehörte ihr für fünfunddreißig Jahre an. 1945 wurde er zu ihrem Vizepräsidenten ernannt und nach der demokratischen Neustrukturierung auch gewählt. 1950 wählte ihn die Kammer schließlich auch zu ihrem Präsidenten und 1958 nach seinem Rückzug zum Ehrenpräsidenten.
Das zweite wichtige verbandspolitische Arbeitsfeld Stegmanns war der Landesfremdenverkehrsverband Ostfriesland. Seine Gründung in den 1920er Jahren geschah auf Stegmanns Anregung, und er gehörte mehr als vier Jahrzehnte lang zu seinen führenden Mitgliedern. 1945 übernahm er für mehrere Jahre den Vorsitz und engagierte sich dann auch auf Bundesebene in der Fremdenverkehrsorganisation.
Neben seinen wirtschaftlichen Aktivitäten spielte für Stegmann immer auch der Einsatz für seine Heimat Ostfriesland eine zentrale Rolle. Dies begann schon mit seinem kommunalpolitischen Engagement in Norden als Senator und Kreistagsmitglied nach dem Ersten Weltkrieg bzw. als Landrat in Norden und Mitglied des Kreistags nach 1945, führte über zahlreiche Vorstandsmitgliedschaften von Vereinen seiner Heimatstadt und gipfelte in seiner Tätigkeit für die Ostfriesische Landschaft. Zunächst als Landschaftsrat, dann, von 1954 bis 1965, auch als Landschaftspräsident in der Nachfolge Jann Berghaus' leitete er die Ostfriesische Landschaft in den schwierigen Jahren nach dem grundlegenden Verfassungsumbau von 1949/50. In seiner Amtszeit gelang u.a. die Schaffung einer wissenschaftlichen Bibliothek, die für die kulturelle Identität der Region von großer Bedeutung war und ist.
Ohne Zweifel gehört Stegmann zu den wenigen bedeutenden Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens, die Ostfriesland im 20. Jahrhundert aufzuweisen hat.
Die enge Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg und heimatlicher Verbundenheit ist allerdings wohl typisch für eine ganze Reihe von Kaufleuten und Unternehmern in der Region.
Werke
- Fünfundsechzig Jahre Verkehr nach Juist. Erinnerungen aus der Geschichte der Schiffahrtsgesellschaften, in: Heim und Herd, Beil. zu Ostfriesischer Kurier, 1936, Nr. 100 (auch als Sonderdruck). Quellen: StAA, Dep. 1 (nach 1945), 68. Literatur: DBA N.F.
- Landschaftspräsident Carl Stegmann. Ein Mann, der sein Leben und Wirken Ostfriesland weihte, in: Rheiderland Nr. 251 vom 25. Oktober 1956; Landschaftspräsident Carl Stegmann 75 Jahre, in: Ostfriesische Rundschau Nr. 252 vom 26. Oktober 1956
- Gratulanten in der Kammer. Empfang für Präsident Stegmann, in: Ostfriesenzeitung Nr. 254 vom 29. Oktober 1956
- Präsident Carl Stegmann 80 Jahre alt, in: Ostfriesland. Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft und Verkehr, 1961, H. 3, S. 1
- Präsident Carl Stegmann ý, in: Ostfriesischer Kurier vom 10. Januar 1967
- P. A. G a l b a s, Dem Andenken Carl Stegmanns, des Ehrenpräsidenten der "Ostfriesischen Landschaft", in: Ostfriesland. Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft und Verkehr, 1967, H. 1, S. 24-25
- Niedersächsische Wirtschaft 47, 1967, S. 70 und 97
- Hermann Soeke B a k k e r, 100 Jahre Reederei Norden-Frisia, Norden 1971
- Rainer S c h u l z e, Unternehmerische Selbstverwaltung und Politik. Die Rolle der Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen und Bremen als Vertretungen der Unternehmerinteressen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Hildesheim 1988.
Porträt: Photographien in der Landschaftsbibliothek, Aurich. Verf.: Dietmar von Reeken
Aus: Landschaftsbibliothek der Ostfriesischen Landschaft, Aurich
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