Gefleckter Täubling

Gefleckter Täubling
Gefleckter Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Gefleckter Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula maculata
Quél. & Roze (1877)

Der Gefleckte Täubling oder Flecken-Täubling (Russula maculata)[1] ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Der recht seltene und wärmeliebende Täubling hat einen leuchtend rötlichen Hut, der in der Regel ockerfleckig verblasst. Daher der deutsche Name und das lateinische Epitheton, das ebenfalls gefleckt bedeutet. Der Pilz hat ockergelbe Lamellen und einen verzögert scharfen Geschmack. Man kann ihn unter Eichen und Rotbuchen finden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der 4–10 cm breite Hut bleibt lange Zeit halbkugelig bis konvex. Er ist recht dickfleischig und am Rand eingerollt. Erst spät schirmt er auf und ist dann im Alter leicht niedergedrückt. Der kann Hut verschiedene Rottöne aufweisen. Oft ist er leuchtend rot. Er kann aber auch rosa oder orange gefärbt sein oder seltener rotbraun oder aprikosengelb. Typisch für ihn ist, dass sein Hut im Alter auffallend rostfleckig wird. Der Hutrand ist stumpf und lange glatt. Die Oberhaut kahl, bei Feuchtigkeit ein wenig schmierig und nur am Rand abziehbar.

Die Lamellen bleiben lange bleich, haben aber im Inneren einen zitron- oder orangegelben Reflex. Bei Reife sind sie lebhaft gelbocker gefärbt, an den Schneiden manchmal auch rot. Sie sind 5–14 mm hoch, am Ende abgerundet, teilweise gegabelt und stehen sehr gedrängt bis ziemlich entfernt. Im Alter sind sie etwas rostfleckig. Das Sporenpulver ist dottergelb.

Der meist weiße Stiel ist 3–8 cm lang und 1–2 cm, ja bis 3 cm dick. Er ist hart, oft kurz und stämmig und manchmal purpurn oder rosa überlaufen. An verletzten Stellen wird er gelbfleckig, im Alter ockerlich.

Das Fleisch ist weißlich bis blass creme-ocker, im Alter oft auch rostbräunlich. Der Geschmack ist nach kurzer Zeit scharf, allerdings nicht ganz so scharf wie beim nahverwandten Heimtückischen Täubling. Das Fleisch riecht fruchtig oder nach Bleistiftholz wie beim Harten Zinnobertäubling.[2][3][4]

Mikroskopische Eigenschaften

Die breit elliptischen bis fast kugeligen Sporen sind sehr variabel. Sie sind 7–10 (–11,5) µm lang und 7–8 (–9) µm breit und pustelförmig bis warzig ornamentiert. Von den 0,5–1,5 µm hohen Warzen gehen feine, strichartige Verbindungslinien aus, die aber nur selten und nur vereinzelt netzmaschig verbunden sind. Die Basidien sind 38–57 µm lang und 11,5–13 µm breit und haben vier 6–8,5 µm lange Sterigmen. Die zylindrischen, oben meist stumpfen oder teilweise appendikulierten Pleurozystiden sind 80–115 µm lang und 8–13,5 (17) µm breit und reagieren mit Sulfovanillin.

Die Huthaut (Epikutis) enthält zahlreiche, 6–12 µm breite, meist zylindrische schmal keulige oder spindelförmige Pileozystiden. Die Huthauthyphen sind zylindrisch oder zugespitzt. Die Huthaut-Hyphen enthalten Vakuolen- aber keine Membranpigmente.[3][4][5]

Ökologie

Der Gefleckte Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der mit verschiedenen Laubbäumen eine Symbiose eingehen kann. Sein häufigster Symbiosepartner ist die Eiche, gefolgt von der Rotbuche. Bisweilen können aber auch Hainbuchen, Linden und weitere Laubbäume als Wirt dienen.

Man findet den wärmeliebenden Täubling in verschiedenen kalkreichen Laubwäldern, wie Haargesten- und Orchideen-Buchenwäldern, gelegentlich auch in entsprechenden Hainbuchen-Eichenwäldern, ferner an lichten, meist südlich exponierten Waldrändern, an Waldsäumen und Übergängen zu basenreicheren Halbtrockenrasen und in Parks.

Der Pilz bevorzugt flachgründige, sommertrockene, sonnige, rasch erhitzbare Mull- und Braunlehm-Rendzinen über Kalk sowie Pararendzinen über Kalksanden und Kalkmergeln. Man findet den Täubling von Juni bis Anfang Oktober, meist im Hügel und unterem Bergland.[3]

Verbreitung

Der Täubling kommt in Nordamerika (USA), Nordasien (Russland Fernost), Nordafrika (Marokko, Algerien) und in Europa vor.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Gefleckter Täubling nachgewiesen wurde.[3][6][7]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Balearen,
Italien,
Slowenien,
Kroatien,[8]
Rumänien,
Bulgarien[9]
Frankreich,
Belgien,
Niederlande,
Großbritannien,
Irland
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,
Ungarn
Slowakei,
Russuland
Spitzbergen,
Jan Mayen,
Dänemark,
Norwegen,
Schweden

Die wärmeliebende Art ist in Deutschland sehr zerstreut. Auf der Roten Liste steht sie in der Gefährdungskategorie RL3.[3]

Systematik

  • Russula maculata subsp. alpina (Singer) Knudsen & T. Borgen (1992 ) wurde von R.Fellner & Landa 1993 auch als eigene Art Russula dryadicola beschrieben, die aber nicht allgemein anerkannt wird.
  • Auch Russula maculata var. decipiens Singer (1931) wurde von Kühner & Romagn. unter dem wissenschaftlichen Namen Russula decipiens als eigenständige Art beschrieben. Auch diese Art wird nicht von allen Mykologen anerkannt[10]
  • Russula maculata var. globispora J. Blum 1952 gehört ebenfalls zum Verwandtschaftskreis um R. maculata. Sie wurde von M. Bon 1986 als Russula globispora zu einer eigenständigen Art erhoben. Auch die Stellung dieser Art ist umstritten.

Infragenerische Systematik

Der Gefleckte Täubling ist die Typart der Untersektion Maculatinae (Urentinae), die innerhalb der Sektion Insidiosinae (Subgenus Insidiosula) steht. Die Vertreter dieser Untersektion haben meist rote, gelb, oder purpurrote Hüte. Sie schmecken scharf und haben ein gelbes Sporenpulver.

Unterarten und Varietäten

  • Russula maculata var. bresadoloma Singer 1932) mit größeren Sporen (9,5–12×8,5–11 µm)
  • Russula maculata f. paradecipiens A. Favre 1992
  • Russula maculata f. subdulcis Bon 1993
  • Russula maculata var. alba (Velenovsky) Singer 1939

Bedeutung

Wie alle Täublinge aus der Untersektion Maculatinae ist der Gefleckte Täubling nicht essbar.

Literatur

  • Russula maculata (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 20. Mai 2011.
  • H. Romagnesi: Russula maculata (franz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 20. Mai 2011.

Einzelnachweise

  1. Synonyme von Russula maculata. Species Fungorum / speciesfungorum.org. Abgerufen am 31 August 2011.
  2. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 76.
  3. a b c d e G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 585.
  4. a b Monographic Key to European Russulas (1988) (PDF; 1,4 MB). Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel: S. 42. The Russulales Website. Abgerufen am 20. Mai 2011.
  5. Roger Phillips: Russula maculata. Rogers Mushrooms. Abgerufen am 20. Mai 2011.
  6. Russula maculata in der PILZOEK-Datenbank. pilzoek.de. Abgerufen am 31. August 2011.
  7. Weltweite Verbreitung von Russula maculata. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  8. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 293 (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59575/0088/0293.htm, abgerufen am 31. August 2011).
  9. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/denchev-v111-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  10. Russula decipiens. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 31. August 2011.

Weblinks

  • Russula maculata - Funghi in Italia. In: funghiitaliani.it. Abgerufen am 20. Mai 2011 (italienisch, Gute Fotos vom Gefleckten Täubling, auch mit mikroskopischen Aufnahmen. Leider sind einige Bilder nicht richtig verlinkt und müssen umständlich über die Adressleiste eingegeben werden.).
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