Rote Liste gefährdeter Arten

Rote Liste gefährdeter Arten

Als Rote Liste gefährdeter Arten bezeichnet man sowohl die von der Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) seit 1966 jährlich veröffentlichte Liste (u. a. im Internet einzusehen) weltweit gefährdeter Tier- und Pflanzen-Arten als auch die von einzelnen Staaten und Bundesländern herausgegebenen entsprechenden Listen.

Große Verluste werden folgend erst dann deutlich und in den Listen aufgenommen, wenn diese sehr massiv sind. Die Information, wenn es zu starken Veränderungen bei Abundanzen häufigerer Arten kommt, wird nicht geliefert, bleibt oftmals unbemerkt.[1] Neben den Roten Listen gibt es seit 1998 auch eine Blaue Liste der erfolgreich erhaltenen oder geförderten Tier- und Pflanzenarten; diese enthält von der Roten Liste entfernte Arten.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht: Bedrohte Arten

Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch, wie viel Prozent der heute bekannten Arten einer Gruppe die IUCN als bedroht einstuft:

Bedrohte Arten weltweit[2]
Gruppe[3] Anzahl beschriebener Arten davon bedroht (in Prozent)
 Nacktsamer (Pflanze) 1021    32 %
 Amphibien 6433    29 %
 Säugetiere 5490    21 %
 Vögel 9998    12 %

Diese vier Gruppen sind zugleich die einzigen, deren Bedrohungsstatus auf der Evaluierung aller oder zumindest der meisten Arten beruht.

Ausgaben

Die Liste der bedrohten Vogelarten wird von BirdLife International betreut.

Nationale Listen

Von Staaten oder Bundesländern herausgegebene Rote Listen haben immer einen regionalen Bezug und dadurch eine andere Bedeutung als die internationale Rote Liste des IUCN. Sie können anders als die IUCN-Liste auf geografische Besonderheiten und Standorte eingehen.

In Deutschland werden die nationalen Roten Listen vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn herausgegeben. Auch für einzelne Bundesländer gibt es Rote Listen. In Niedersachsen beispielsweise wurden diese früher vom Landesamt für Ökologie, heute vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) publiziert.

Geschichte

Das IUCN wurde 1948 gegründet und gibt seit 1966 die Internationale Rote Liste heraus, diese hieß zunächst Red Data book.

Die ersten kommentierten Verzeichnisse gefährdeter Pflanzen- und Vogelarten wurden in Deutschland 1951, 1966 und 1967 veröffentlicht. Sie enthielten Schutzanweisungen und können als Vorläufer der Roten Listen angesehen werden. 1971 wurde die erste als solche bezeichnete Rote Liste in Deutschland veröffentlicht: es handelte sich um eine Liste der Deutschen Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz. 1974 wurde eine Rote Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen der BRD publiziert.

IUCN 2007

Die Klassifizierung gemäß IUCN von 2007

Die IUCN empfiehlt die Klassifizierung in folgende Kategorien:

  • EX – Extinct (ausgestorben)
  • EW – Extinct in the Wild (in freier Wildbahn ausgestorben)
  • CR – Critically Endangered (vom Aussterben bedroht)
  • EN – Endangered (stark gefährdet)
  • VU – Vulnerable (gefährdet)
  • NT – Near Threatened (gering gefährdet, Vorwarnliste)
  • LC – Least Concern (nicht gefährdet)
  • DD – Data Deficient (keine ausreichenden Daten)
  • NE – Not Evaluated (nicht bewertet)

Die 2007 veröffentlichte Ausgabe der IUCN umfasst 16.308 bedrohte Arten.

IUCN 2008

Iberischer Luchs

Ein besonderer Schwerpunkt bei der Präsentation der Roten Liste 2008 der IUCN wurde auf die Säugetiere gelegt. In der ersten umfassenden Studie dieser Art nach über zehn Jahren (an ihr waren 1800 Wissenschaftler aus 130 Ländern beteiligt) gelten mindestens 1141 von 5488 Säugetierarten (= 21 Prozent) als „gefährdet“ (Kategorien „CR“, „EN“ oder „VU“). 188 Arten halten die Forscher dabei sogar für „critically endangered“ (akut vom Aussterben bedroht), so beispielsweise den Iberischen Luchs, von dem nur noch 84 bis 143 erwachsene Exemplare leben. Die Zahl der tatsächlich bedrohten Spezies könnte sogar noch höher sein, da zu rund 840 weiteren Säugetierarten nicht genügend Informationen vorliegen. Damit wäre es möglich, dass bis zu 36 Prozent aller Arten von Säugetieren bedroht sind.[4][5]

Biotope

Zu den wichtigsten Listen der bedrohten Biotope gehören:

Vom deutschen Bundesamt für Naturschutz wird auch eine Rote Liste gefährdeter Biotope herausgegeben. Diese enthält etwa 69 Prozent aller Biotoptypen in Deutschland.

Rote-Liste-Kategorien

Die Gefährdung von Arten wird durch die Einstufung in Rote-Liste-Kategorien wiedergegeben. Dabei bedeuten (nach der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands des Bundesamtes für Naturschutz 1996):

0: ausgestorben oder verschollen
1: vom Aussterben bedroht
2: stark gefährdet
3: gefährdet
4: potenziell gefährdet (nur bei Roten Listen der Länder; soll künftig durch R ersetzt werden)
R: extrem selten (entspricht 4 bei den Roten Listen der Länder; siehe oben)
G: Gefährdung anzunehmen
D: Daten mangelhaft
V: Vorwarnliste (noch ungefährdet, verschiedene Faktoren könnten eine Gefährdung in den nächsten zehn Jahren herbeiführen)
+: regional stärker gefährdet
-: regional schwächer gefährdet

Zusätzlich wird in den Roten Listen der Bundesländer ein Status angegeben:

  • *: vorkommend (indigen oder archäophyt) und ungefährdet
  • n: Neophyt; im jeweiligen Bundesland neueingebürgerte (nach 1492) Art
  • u: unbeständige Art; im jeweiligen Bundesland nicht fest eingebürgert
  • #: eventuell zu erwarten, aber bislang nicht nachgewiesen
  • -: im jeweiligen Gebiet nicht vorkommend

Siehe auch

Literatur

  • Dietmar Mertens: Ausgestorbene und bedrohte Tiere. Tessloff, Nürnberg 2005, ISBN 3-7886-0296-1 (Was ist was. Band 56).
  • Francesco Salvadori, Pierro Cozzaglio: Seltene Tiere Unipart, Stuttgart 1992, ISBN 3-8122-3077-1.

Weblinks

Deutschland
Österreich
Schweiz

Einzelnachweise

  1. Richard Pott, Rintelner Symposium: Rintelner Symposium IX (Rinteln, 8.–10.5.2009). Hannover: Reinhold-Tüxen-Ges 2009, ISBN 9783980937450
  2. IUCN – Stand: 2007
  3. dargestellt sind die bislang am vollständigsten evaluierten Tiergruppen
  4. Jede vierte Säugetierart ist vom Aussterben bedroht. In: Spiegel Online. 6. Oktober 2008
  5. Lynx pardinus in der Roten Liste 2010 der IUCN

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