Freiwillige Polizei-Reserve

Freiwillige Polizei-Reserve
Mitglied der Freiwilligen Polizei-Reserve Berlin 1964 während der Grundausbildung und in Uniform mit dem Ärmelabzeichen der FPR

Die Freiwillige Polizei-Reserve in Berlin, abgekürzt FPR, verstärkte in den Jahren 1961 bis 2002, insbesondere in der Mauerzeit (1961-1989), in West-Berlin die Berliner Polizei.

Die Gründung der Polizei-Reserve war eine Reaktion des West-Berliner Senats auf die Einführung der Betriebskampfgruppen im Ostteil der Stadt. Ihre Mitglieder sollten bei politisch inszenierten Unruhen oder bei einem Angriff auf West-Berlin die reguläre Polizei entlastend zum Einsatz gekommen. Senator Joachim Lipschitz erklärte 1961: „Wir wollen nicht in Kurzausbildung Männer wieder oder zum ersten Male zu Soldaten machen, sondern sie lediglich darin unterweisen, wie sie örtlichen Störenfrieden rasch und wirkungsvoll entgegentreten und ernsthafte Schädigungen von Personen und Sachen, womöglich gar Blutvergießen, zu vermeiden.“ Am 25. Mai 1961 trat das Gesetz über die Freiwillige Polizeireserve in Kraft. Am 27. September 1961 wurden die ersten Mitglieder nach Abschluss ihrer Ausbildung zum Dienst bestellt.[1]

Zu den Aufgaben zählte vor allem der Objektschutz (Rathäuser, Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Funkhäuser und andere wichtige öffentliche Einrichtungen). Nachdem mit den Passierscheinabkommen die größte Konfrontation beseitigt war, wurden FPR-Streifen auch im Bereich der Schulwegsicherung und der Überwachung des ruhenden Verkehrs eingesetzt. Im Normalfall wurden FPR-Mitglieder zweimal pro Jahr für jeweils eine Woche zum Dienst eingeteilt und dafür von ihrem Arbeitgeber freigestellt, der in diesen Zeiten eine Entschädigung erhielt. Aus diesem Grund gehörten etwa zwei Drittel der FPR-Mitglieder (ausschließlich Männer) dem öffentlichen Dienst an. Neben dem Streifendienst wurden die FPR-Mitglieder ständig in allen polizeilichen Themenbereichen weitergebildet. Während des Dienstes trugen die Mitglieder der FPR blaue Uniformen und waren mit Schusswaffen ausgestattet.

Im Jahre 1993 sah sich der Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gezwungen, die Freiwillige Polizei-Reserve neu zu bewerten, die er zuvor noch gelobt hatte mit „Es ist mir ein besonderes Anliegen, Ihnen auf diesem Weg zu übermitteln, wie überaus wichtig und bedeutend ich den Beitrag der FPR für die Innere Sicherheit dieser unserer Stadt bewerte…“ Nach einer Überprüfung stellte sich heraus, dass rund 500 der insgesamt knapp 2.500 Mitglieder eine problematische Vergangenheit hatten. Zum Teil waren sie strafrechtlich in Erscheinung getreten, zum Teil standen sie dem rechtsextremen Spektrum nahe. [2][3]

Danach wurde die FPR in „Freiwilliger Polizeidienst“ (FPD) umbenannt und im Jahre 2002 aufgelöst.

Einzelnachweise

  1. Abschiedsgruß für den Freiwilligen Polizeidienst. (online)
  2. Polizeiskandal. Neonazis und Ganoven in Berlin auf Streife. In: Focus. 15. Februar 1993 (online)
  3. Berliner Hilfssheriffs in Morde verwickelt? In: Focus. 23. Februar 1992 (online)

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