Gefängnishierarchie

Gefängnishierarchie

In Gefängnissen werden stets Hierarchien herausgebildet. Hierarchien entstehen entweder durch subkulturelle Einstellungen oder durch die eigentliche Gruppendynamik. Meistens genießen Bankräuber das höchste Ansehen, während Kindesmissbraucher das niedrigste Ansehen haben[1][2].

Inhaltsverzeichnis

Subkulturelle Hierarchie

Nach dieser Methode geht es darum, für welche Verbrechen man verurteilt wurde. Dabei geht es auch nicht um die Frage, ob man eigentlich unschuldig ist. Entscheidend ist die Verurteilung. Eine „respektable“ Verurteilung wird einem Gefangenen Ansehen bei anderen Gefangenen geben[1].

Die wesentlichen Kriterien die Ansehen anhand des Verbrechens bestimmen sind dabei:

  1. Gewaltbereitschaft[1][2]. Dabei ist es entscheidend, ob sich die Gewalt gegen eine höhere Gewalt (z.B.: Polizei) oder gegen eine niedere Gewalt (z.B.: Kinder) gerichtet hat. Im ersten Fall wird ein Gefangener hohes Ansehen genießen, im zweiten Fall dagegen niederes Ansehen. Somit sind Kindesmissbraucher und Kindermörder normalerweise ohne Ansehen bei anderen Gefangenen, da sich ihre Gewaltbereitschaft gegen einen Schwächeren (Kind) gerichtet hat. Derjenige, der eine Bank ausgeraubt hat und dabei (möglicherweise) auch Polizisten verletzt (bzw. getötet) hat, wird hohes Ansehen aufgrund seiner „richtigen“ Gewaltbereitschaft haben.
  2. Reichtum[1][2]. Wenn zu erwarten ist, dass ein Gefangener aufgrund seines Verbrechens auch viel Geld hat, so steigt sein Ansehen bei anderen Gefangenen erheblich. Somit können Bankräuber auch in diesem Fall profitieren.

Hierarchie durch Gruppendynamik

An dieser Stelle ist es entscheidend, ob man gegen andere Gefangenen Gewalt ausüben kann, ohne dabei selbst wegstecken zu müssen. Physische Kraft und der Besitz von Waffen (z.B. eigens hergestellte Messer) sind dabei nur von bedingtem Vorteil. Viel entscheidender ist dabei die Mitgliedschaft in einer „Gang[3][4]. Dabei sollte man beachten, dass ein Gefangener nur bei seinesgleichen diese Form von Schutz suchen sollte. In deutschen Gefängnissen sind häufig mindestens vier solcher Gruppen zu finden[5]:

  1. „neutrale“ Deutsche
  2. rechtsradikale Deutsche
  3. Muslime (meistens Türken)
  4. Russen (bzw. Russlanddeutsche)

Der Versuch, Schutz bei Wärtern zu suchen, ist eher kontraproduktiv, denn „Maulwürfe“ haben ein genauso niedriges Ansehen wie Pädophile.

Folgen der Gefängnishierarchie

Die etablierte Hierarchie manifestiert sich in der Fähigkeit eines Gefangenen, Güter und Dienstleistungen von einem anderen Gefangenen zu erhalten (bzw. es von ihm abzuverlangen).

Vergewaltigung unter Gefangenen

Aufgrund der Gefängnishierarchie haben dominante Gefangene das „Recht“, von schwachen Gefangenen sexuelle Dienste zu verlangen. Der schwache Gefangene hat dann zwei Möglichkeiten. Er kann sich entweder mit seiner Stellung abfinden, oder er kann versuchen, sich dagegen zu wehren. Ein schwacher Gefangener, der sich mit seiner „weiblichen“ Rolle abgefunden hat, steht in der Gefängnishierarchie über demjenigen, der sich gegen Vergewaltigungen wehrt[3][6].

In amerikanischen Gefängnissen werden die ersten als „Queens“ und die letzteren als „Punks“ bezeichnet[3][6]. Während die „Punks“ nach einer Prügelei vergewaltigt werden, werden „Queens“ für ihre Dienste bezahlt und gelten deshalb auch als Prostituierte in Gefängnissen. „Queens“ schmücken sich wie richtige Frauen und lassen sich oft lange Haare wachsen[3][6]. „Queens“ haben normalerweise einen „Daddy“, der als der Beschützer und Zuhälter einer „Queen“ auftritt[3][6]. Der „Daddy“ der „Queen“ ist normalerweise ein Gefangener mit hohem Ansehen, und meistens der Führer einer Gang[3][6]. Deshalb hat eine "Queen" auch etwas mehr Macht als ein „Punk“, der ohne jeglichen Schutz ist[3][6]. Der „Daddy“ kann seine Queen auch an andere Gefangenen verleihen, um z.B. seine Spielschulden zu begleichen[3][6].

Einzelnachweise

  1. a b c d Focus Online: JUSTIZVOLLZUG-Könige und Aussätzige aus Focus Nr. 23 (1998)
  2. a b c Spiegel Online: DEUTSCHER SITTENSPIEGEL '99: IM KNAST HERRSCHEN KLARE GESETZE aus Spiegel Spezial 1/1999
  3. a b c d e f g h Scott L. Anderson, Fall 2006
  4. http://www.insideprison.com/prison-rape.asp
  5. Youtube-Dokumentation
  6. a b c d e f g Sabo, D., Kupers T.A. and London, W. (2001). Prison Masculinities. Temple University Press. Verfügbar bei Google Books

Siehe auch


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