Gefängnisfilm

Gefängnisfilm

Der Gefängnisfilm war ursprünglich ein reines Subgenre des klassischen Gangsterfilms, der sich wiederum dem Kriminalfilm unterordnet. Seit den 1970er-Jahren nimmt der Gefängnisfilm zunehmend Aspekte anderer Genres auf, etwa des Actionfilms, des Abenteuerfilms oder des Sportfilms. Das Gefängnis ist als Handlungsort meistens Ausdruck eines Wandels in der Geschichte der Protagonisten: entweder ein Ort der Läuterung oder einer Fortführung der kriminellen Karriere unter den veränderten Bedingungen einer Haftanstalt. Maßgeblich für die handlungsprägende Gefängnissituation sind die Zwangsbedingungen der Haft: Isolation, fehlende Selbstbestimmung und Entmenschlichung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zur ersten Blütezeit des Gangsterfilms in den frühen 1930er-Jahren entstand auch der Gefängnisfilm. Oft dienten reale Haftanstalten als Drehorte für Gefängnisfilme, etwa in 20.000 Jahre in Sing Sing von Michael Curtiz (1933). In den 1970er-Jahren löst sich der Gefängnisfilm zunehmend von Sujets des Gangsterfilms und stellt etwa Aspekte des Abenteuerfilms (Papillon, Franklin J. Schaffner, 1973) oder die Nacherzählung realer Erlebnisse (12 Uhr nachts – Midnight Express, Alan Parker, 1978) in den Vordergrund.

Beliebter Handlungsort war das Gefängnis auch im Exploitationfilm der 1970er-Jahre. Vornehmlich im Frauengefängnisfilm wurden Aspekte von Sex, Folter und Gewalt publikumswirksam vermengt, etwa in Jonathan Demmes Das Zuchthaus der verlorenen Mädchen (1974) oder in Das Haus der Peitschen (Pete Walker, 1977). In den 1990er-Jahren gab es einen Aufschwung des Gefängnisfilms durch Frank Darabonts Die Verurteilten (1994) und durch Tony Kayes American History X (1998), die psychologische Tiefe in das Genre zurückbrachten.

Motive und Themen

Oft verfolgt der Gefängnisfilm einen sozialkritischen Ansatz, etwa wenn das Gefängnis mit seinen unmenschlichen Bedingungen als Kontrast zur liberalen Gesellschaft inszeniert wird (Jagd auf James A., Mervyn LeRoy 1932) oder die Stressbedingungen der Haft für eine Brutalisierung des Inhaftierten sorgen (Die Verrohung des Franz Blum, Reinhard Hauff, 1973).

Eine beliebtes Thema des Gefängnisfilms ist der Gefängnisaufstand, dessen filmischen Umsetzung von reportagehafter Dokumentation wie in Don Siegels Terror in Block 11 (1954) bis hin zu surrealistisch-satirischen Allegorien auf das Thema Gewalt wie in Oliver Stones Natural Born Killers (1994) reicht.

Der Ausbruchsfilm thematisiert oft die Kraftanstrengungen des menschlichen Willens, sich durch eine Flucht den Haftbedingungen zu entziehen. Oft ist hier die Hauptfigur ein zu Unrecht Verurteilter, um den Zuschauern eine leichtere Identifikation zu ermöglichen. Dazu zählen Jacques Beckers Das Loch (1960), Stuart Rosenbergs Der Unbeugsame (1967), Don Siegels Flucht von Alcatraz (1979) und Frank Darabonts Die Verurteilten (1994).[1]

Einzelnachweise

  1. Marcus Stiglegger: Gefängnisfilm in: Thomas Koebner (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. 2. Auflage, 2007. Philipp Reclam jun. GmbH & Co, Stuttgart. S.281ff.

Literatur´

  • James Robert Parish: Prison Pictures from Hollywood. Jefferson, 1991.

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