Girdlestone-Operation

Girdlestone-Operation

Die Girdlestone-Operation oder Girdlestone-Plastik ist ein operativer Eingriff in der Orthopädie und Unfallchirurgie, bei dem der Hüftkopf reseziert, also entfernt, wird. Das Ergebnis des Eingriffes wird Girdlestone-Hüfte oder Girdlestone-Situation genannt.

Bei der Operation werden der Hüftkopf und der Schenkelhals abgetragen, der verbleibende Femurstumpf stützt sich mit dem Trochanter major am oberen Rand der Gelenkpfanne und an der Beckenschaufel ab. Es verbleibt eine Beinverkürzung von etwa 6 cm. Das Gehen ist nach Abheilung für kurze Strecken mit Unterarmgehstützen nahezu schmerzlos möglich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Resektion des Hüftkopfes zur Behandlung der schweren Zerstörung von Hüftgelenkkopf oder -pfanne, beispielsweise durch eine Hüftkopfnekrose, eine eitrige Coxitis oder eine destruierende Coxarthrose wurde in den 1940er Jahren durch den englischen Orthopäden Gathorne Robert Girdlestone (1881 – 1950) vorgeschlagen und nach ihm benannt.[1]

Indikation

Durch die Entwicklung der modernen Endoprothetik wird die Indikation zur Girdlestone-Operation seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch ausnahmsweise gestellt. Nur bei schweren, eitrigen Hüftgelenksentzündungen muss primär auf die Implantation einer Prothese verzichtet werden, in diesen Fällen wird vorläufig eine Girdlestone-Situation angelegt und die prothetische Versorgung nach Ausheilung des Infektes angestrebt.

Häufiger kommt die Girdlestone-Plastik bei der Behandlung septischer Komplikationen nach Implantation einer Hüftgelenkendoprothese zum Einsatz: Hier wird das Kunstgelenk ausgebaut, die Girdlestone-Situation so lange belassen, bis der Infekt saniert ist und danach - wenn möglich - eine neue Prothesenversorgung angestrebt.

Operation

Das Hüftgelenk wird über einen längsverlaufenden seitlichen Hautschnitt aufgesucht und die Gelenkkapsel entfernt. Der Schenkelhals wird mit der oszillierenden Säge abgesetzt und der Hüftkopf entnommen. Die in diesen Fällen meist schwer zerstörte Pfanne wird ausgefräst. Sämtliches infiziertes oder nekrotisches Gewebe wird entfernt, zur Infektsanierung werden gegebenenfalls gentamycinhaltige Kugelketten eingebracht, die ihren antibiotischen Wirkstoff über längere Zeit hinweg in hoher Konzentration an das umliegende Gewebe abgeben. Blut und Wundsekret werden in den ersten Tagen über Redon-Drainagen abgesaugt.[2]

Nachbehandlung

Eine teilweise Belastung des betroffenen Beines ist erst mehrere Wochen nach der Operation, wenn sich tragfähiges Narbengewebe in der Hüftpfanne und rund um das obere Femurende gebildet hat, möglich. Die krankengymnastische Mobilisierung erfolgt daher zunächst unter Entlastung. Die Einstellung des Femurstumpfes zum oberen Pfannenrand beziehungsweise zur Hüftpfanne kann durch Verordnung von entsprechenden Orthesen gefördert werden. Die Beinlängenverkürzung wird durch Absatzerhöhung ausgeglichen.

Ergebnisse

Der resultierende Grad der Behinderung ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Lebensalter und Motivation des Patienten fallen ebenso ins Gewicht wie Begleiterkrankungen und individuelles Schmerzempfinden. Eine niederländische Arbeitsgruppe berichtete, dass 37% der behandelten Patienten in der Lage waren, ohne oder mit nur einer Gehstütze zu gehen, 63% benötigten zwei Gehstützen; keiner der Patienten habe Probleme beim Sitzen.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin - Heidelberg 2004, ISBN 3540204121, S. 791 (hier online).
  2. John Callaghan, Aaron G. Rosenberg, Harry E. Rubash: The Adult Hip. 1, Lippincott Williams & Willki, 2006, ISBN 078175092X, S. 756ff. (hier online).
  3. Michiel Mulier, Jos Stuyck: Girdlestone Resection Arthroplasty of the Hip. In: G. H. I. M. Walenkamp (Hrsg.): Local Antibiotics in Arthroplasty: State of the Art from an Interdisciplinary Point of View. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 1588906078, S. 157 (hier online).
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