Gliedergürteldystrophie 1A

Gliedergürteldystrophie 1A
Klassifikation nach ICD-10
G71.0 Muskeldystrophie
- Becken- oder Schultergürtelform
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Gliedergürteldystrophie 1A (LGMD1A) ist eine sehr seltene Erkrankung aus der Gruppe der Gliedergürteldystrophien. Die LGMD1A wird durch Mutationen im MYOT-Gen (beim Menschen Chromosom 5, 5q31.2) verursacht und autosomal-dominant vererbt. MYOT kodiert für das Protein Myotilin[1][2], das vor allem in quergestreifter Muskulatur (Skelett- und Herzmuskel) nachzuweisen ist. Eine wichtige Funktion ist die Verbindung von Aktinfilamenten (so genanntes „cross-linking“) im Bereich der Z-Scheibe von Muskelzellen. Darüber hinaus spielt Myotilin eine Rolle bei der Bildung der Myofibrillen (Myofibrillinogese). Bisher gibt es nur wenige Fallbeschreibungen. Bekannt sind drei Mutationen im MYOT-Gen, die zum Phänotyp der LGMD1A führen.[3][4][5]

Klinisch ist die Erkrankung durch eine zunächst proximale Muskelschwäche gekennzeichnet, die sich im dritten Lebensjahrzehnt manifestiert. Im Verlauf sind auch die distalen Muskeln betroffen. Neben der Muskelschwäche sind Sprechstörungen (Dysarthrie) mit nasaler Aussprache, schmale Stimmbänder und eine bis 15fach erhöhte Kreatinkinase typisch. Abgeschwächte Muskeleigenreflexe wurden ebenfalls beschrieben.

Neben der Gliedergürteldystrophie gibt wurden Myotilin-Genmutationen auch bei anderen Erkrankungen gefunden. Diese führen zu einer Erkrankung aus der Gruppe der myofibrillären Myopathien,[6] der Myofibrillären Myopathie 3 (MFM3).[7] Diese ist durch eine spätere Krankheitsmanifestation und durch bevorzugt distal betroffene Musklepartien gekennzeichnet. LGMD1A und MFM3 werden aufgrund der gemeinsamen Ursache, nämlich Mutationen im MYOT-Gen, auch als Myotilinopathien bezeichnet. Es wurden auch Fälle beschrieben in denen sich beide Phänotypen überlappen.[8]

Literatur

  • D. Selcen, A.G. Engel: Myofibrillar myopathies. In: Robert Griggs: Muscular Dystrophies, Handbook of Clinical Neurology, Band 101, 3. Auflage, Elsevier, 24. Mai 2011, ISBN 978-0-08045-031-5, S. 149.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Myotilin bei Online Mendelian Inheritance in Man
  2. UniProt Q9UBF9
  3. M. A. Hauser, S. K. Horrigan u. a.: Myotilin is mutated in limb girdle muscular dystrophy 1A. In: Human molecular genetics. Band 9, Nummer 14, September 2000, S. 2141–2147, ISSN 0964-6906. PMID 10958653.
  4. M. A. Hauser, C. B. Conde u. a.: Myotilin Mutation found in second pedigree with LGMD1A. In: American journal of human genetics. Band 71, Nummer 6, Dezember 2002, S. 1428–1432, ISSN 0002-9297. doi:10.1086/344532. PMID 12428213. PMC 378586.
  5. P. Reilich, S. Krause u. a.: A novel mutation in the myotilin gene (MYOT) causes a severe form of limb girdle muscular dystrophy 1A (LGMD1A). In: Journal of neurology. Band 258, Nummer 8, August 2011, S. 1437–1444, ISSN 1432-$2459. doi:10.1007/s00415-011-5953-9. PMID 21336781.
  6. * D. Selcen, A. G. Engel: Mutations in myotilin cause myofibrillar myopathy. In: Neurology. Band 62, Nummer 8, April 2004, S. 1363–1371, ISSN 1526-632X. PMID 15111675.
  7. Myofibrilläre Myopathie 3 bei Online Mendelian Inheritance in Man
  8. M. Olivé, L. G. Goldfarb u. a.: Myotilinopathy: refining the clinical and myopathological phenotype. In: Brain : a journal of neurology. Band 128, Pt 10Oktober 2005, S. 2315–2326, ISSN 1460-$2156. doi:10.1093/brain/awh576. PMID 15947064.
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