Grenzverlauf auf dem Mont Blanc

Grenzverlauf auf dem Mont Blanc
Gipfel des Mont Blanc
Französische Karte von 1865 mit Grenzverlauf südlich des Gipfels
Sardischer Atlas von 1869 mit Grenzverlauf über den Gipfel

Der genaue Grenzverlauf auf dem Mont Blanc ist zwischen den Anrainerstaaten Frankreich und Italien bis heute ungeklärt. Vom Grenzverlauf hängt ab, ob der Gipfel des Mont Blanc (4.810 m), wie von Frankreich behauptet, ganz auf französischem Territorium liegt, oder gemäß der italienischen Sichtweise die Grenze genau über den Gipfel verläuft. Im zweiten Fall könnte auch Italien den Mont Blanc als höchsten Punkt seines Staatsgebietes bezeichnen, andernfalls wäre der 500 Meter südöstlich gelegene Mont Blanc de Courmayeur (4.748 m s.l.m.) der Grenzgipfel und höchste Berg Italiens.

Inhaltsverzeichnis

Zur Zeit des Königreichs Sardinien

Bis zu den Koalitionskriegen stellte sich die Frage nicht, da seit dem Mittelalter auch das heute italienische Aostatal zum Haus Savoyen (ab 1720 Königreich Sardinien) gehörte und es keine internationale Grenze gab.

Mit dem Vertrag von Paris (1796) wurde Savoyen vom sardischen König Viktor Amadeus II. an Frankreich abgetreten, und der Mont Blanc wurde zum Grenzgebiet. Im Ersten Pariser Frieden von 1814, nachdem Napoleon Bonaparte nach Elba in sein erstes Exil ging, wurde Savoyen wieder Sardinien zugewiesen. Auf sardischen Karten von 1823 und 1854 verläuft die Binnengrenze zwischen den Herzogtümern Aosta und Savoyen exakt über den Gipfel des Mont Blanc.

Nach der italienischen Einheit

Im Vertrag von Turin von 1860 wurde das Herzogtum Savoyen wiederum, zusammen mit der Grafschaft Nizza, von Sardinien an Frankreich abgetreten. In mehreren Zusatzprotokollen wurde auf den bisher kartographierten Grenzverlauf Bezug genommen.

Erstmals im Jahr 1865 war auf einer französischen Generalstabskarte ein Grenzverlauf verzeichnet, welcher den ganzen Gipfel des Mont Blanc Frankreich zuschrieb. Dieser Grenzverlauf wurde später vom zivilen französischen Institut géographique national übernommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 21. September 1946 regelte der Präfekt des Départements Haute-Savoie den zwischen den französischen Gemeinden Saint-Gervais-les-Bains, Les Houches und Chamonix strittigen Grenzverlauf. In seiner Verfügung wird deutlich, dass er davon ausgeht, der ganze Gipfel sei französisches Hoheitsgebiet. Frankreich sieht das etwa 15 Hektar große, vollständig vergletscherte umstrittene Gebiet als Exklave der Gemeinde Saint-Gervais-les-Bains, während der Rest des Berges dem Gemeindegebiet von Chamonix zugerechnet wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf der Pariser Friedenskonferenz 1946 der Verlauf der Landesgrenzen an vier Orten zwischen Frankreich und Italien ohne Festlegung in Bezug auf den Mont Blanc zu Gunsten der Siegermacht Frankreich korrigiert.

Auf französischen Karten ist weiterhin der Grenzverlauf der Karte von 1865 eingezeichnet, während auf italienischen Karten des Militärgeographischen Instituts die Grenze über den Gipfel verläuft.

Siehe auch

Literatur

  • Laura Aliprandi und Giorgio Aliprandi: La frontière italo-française du mont Blanc: deux solutions pour le même problème. Aosta: Valdotaine, 1988.
  • Edoardo Girola: È italiana a metà la vetta del Bianco. In: Corriere della Sera, 27. Februar 1996. [1]
  • Henri Onde: Le Mont-Blanc: limite administrative et frontière politique de l’époque du cadastre sarde à nos jours. In: Cahiers de Savoie, 1947, S. 32–37.
  • Dario Rivolta: L'ecclatante caso del Monte Bianco. In: Corriere della Sera, 2. Januar 2006. [2]
  • Joseph Vallot: Le Capitaine Mieulet et la carte du Mont-Blanc. In: La Montagne, 1905.
  • NN: Le grandi mappe di montagna. Quanto fascino in quei contorni. In: Repubblica, 31. Januar 2005. [3]
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