- Gripswalder Matronensteine
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Bei den Gripswalder Matronensteinen handelt es sich um ein Ensemble mehrere römische Votivsteine. die 1863 nahe Haus Gripswald auf dem Gebiet der heutigen Stadt Meerbusch in Nordrhein-Westfalen gefunden wurden. Besondere Bedeutung haben die Steine die inschriftlich der Matrone „(Matronae) Octocannae“ (Muttergottheiten) gestiftet waren da diese namentlich und örtlich nur hier archäologisch feststellbar sind.
Inhaltsverzeichnis
Fund
Die Steine wurden Ende Februar 1863 von Waldarbeitern bei Rodungsarbeiten südlich von Haus Gripswald51.3033336.645484 in der Nähe eines Fußwegs zum Schloss Pesch auf dem heutigen Stadtgebiet von Meerbusch nahe der Grenze zur heutigen Stadt Krefeld gefunden.[1]
Die Rodungsarbeiten verliefen entlang der Bruchkante einer Hochfläche. Dabei wurde in 3,14 m Tiefe (10 Preußische Fuß) Reste einer Tuff- und Sandsteinmauer freigelegt. Die Mauerreste waren 2,51 m (8 Fuß) im Halbkreis groß, 0,31 m (1 Fuß) stark und 2,51 m (8 Fuß) hoch. Der Innenraum war über einen engen Eingang zugänglich.
Der Fund enthielt sechs Votivsteinen zu Ehren der Matronae Octocannae sowie einigen Steinen zu Ehren des Mercurius Arvernus. Gestiftet wurden die Matronensteine von verschiedenen Personen, zwei davon offenbar von Gaius Salvius Quietus.
Die Steine wurden nach dem Fund auf das Ende des 2. Jahrhunderts bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Zu dieser Zeit verliefen in der näheren Umgebung römische Militärstraßen und wenige Kilometer entfernt lag das bedeutende römische Kastell Gelduba sowie einige römische Villen (villae rusticae).
Interpretation
Zeitgenössische Autoren deuten die Gebäudereste als Überbleibsel einer ländlichen Kapelle. Dies ist jedoch nicht belegt und wurde bereits damals kritisch diskutiert. Es wird angenommen, dass es sich um Artefakte des Matronenkults handelt.
Der Matronenkult verehrte Muttergottheiten, die Matronen. Über die Ausübung des Kultes ist wenig bekannt. Der Matronenkult wurde durch römische Legionäre verbreitet. Votivsteine des Kultes wurden nicht nur alleinstehend, sondern häufig in Verbindung mit Kultplätzen oder Tempeln aufgebaut. Bei den Gripswalder Matronensteinen ist nicht gesichert, ob sie vor Ort aufgestellt waren. Möglicherweise wurden sie zum Schutz vor Zerstörung durch Christen in dieses abgelegene Heiligtum gebracht.[1] Auf den Votivsteinen wurden Fruchtkörbe mit Obst (Apfel, Birne, Granatapfel oder Pinienzapfen) und auch Opferszenen mit Tieropfern von Eber und Fisch dargestellt. Symbole der Matronen waren Schlange, Mond und Kranich.
Aufbewahrung
Der damalige Besitzer des Hauses Gripswald, Jacob Herberz aus Uerdingen, schenkte die Funde dem „Museum Rheinisch-Westfälischer Alterthümer“ in Bonn, dem heutigen Rheinischen Landesmuseum. Sie sind dort noch zu besichtigen. Die Kopie eines der Steine findet sich im Dorf Ossum, nahe der Fundstelle.
Beschriftung der Steine
Matronen-Stein I
Rötlicher Standstein, vermutlich aus der Gegend um Trier, 2 Fuß 11 Zoll hoch, 21 Zoll breit, 9 Zoll stark.
Inschrift:[2] Mat(ronis) Octocannis / Q(uintus) Iul(ius) Quietus et / [I]ucundus et Ursu/lus imp(erio) ips(arum) l(ibentes) m(erito)
Übersetzt: „Den Matronae Octocannae Quintus Iulius Quietus und Iucundus und Ursulus nach deren Gebot gern und nach Gebühr“
Matronen-Stein II
Grauer Sandstein, 22 Zoll hoch, 14 Fuß [!] breit, 6 Zoll stark.[A 1]
Inschrift:[3] Matronis Oc/tocannabus / C(aius) Iulius Seranus / et Vipsania Fa/hena ex imp(erio) i(p=B)sa(rum) v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)
Übersetzt: „Den Matronae Octocannabae haben Gaius Julius Seranus und Vipsania Fahena nach deren Gebot ihr Gelübde gern und nach Gebühr erfüllt“
Mercurius-Stein VI
Rötlicher Sandstein, 2 Fuß 1 Zoll hoch, 13 Zoll breit, 6 Zoll stark.
Inschrift:[4][5] Mercurio / Arverno / Sext(us) Sempro/nius Super / l(ibens) m(erito)
Übersetzt: „Dem Mercurius Avernus (von) Sextus Sempronius Super gern und nach Gebühr“
Matronen-Stein III
Rötlicher Standstein, vermutlich aus der Gegend um Trier, 2 Fuß hoch, 15 Zoll breit, 7 Zoll stark.
Inschrift:[6] Matronis / Octocan(n)ab/us C(aius) Salvius / Quetus v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
Übersetzt: „Den Matronae Octocannabae hat Gaius Salvius Quietus sein Gelübde gern und nach Gebühr erfüllt“
Matronen-Stein IV
Inschrift:[7] Matronis / Octocan/abus Q(uintus) Va/rianus
Übersetzt: „Den Matronae Octocannabae (von) Quintus Varianus“
Matronen-Stein V
Inschrift:[8] Matronis / [Octo]cannabus / [3 Vi]ctorine
Übersetzt: „Den Matronae Octocannabae (von) Victorine (?)“
Literatur
- Franz Fiedler: Die Gripswalder Matronen- und Mercuriussteine. Festprogramm zu Winckelmanns Geburtstage am 9. December 1863. Vorstand des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland, Bonn 1863 (online bei Google Bücher).
- Max Ihm: Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande (Bonner Jahrbücher). Heft 83, 1887, S. 1–200 (online bei archive.org).
Weblinks
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Commons: Gripswalder Matronensteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Denkmalgalerie Meerbusch
- Lageplan bei Christoph Reichmann: Das Heiligtum in Krefeld-Elfrath, Online-Publikation „Archäologie in Krefeld“ aus Die Heimat, Jahrgang 62, 1991, S. 9.
Anmerkungen
- ↑ Das Maß ist bei Franz Fiedler: Gripswalder Matronensteine, S. 17 so angegeben. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Druckfehler. Richtig dürfte sein: 2 Fuß hoch, 14 Zoll breit, 6 Zoll stark. 14 Fuß Breite würde bedeuten, dass der Stein mehr als 4 Meter Breite erreicht (bei einer Längenangabe von einem Preußischen Fuß mit etwa 0,31cm).
Einzelnachweise
- ↑ a b Franz Fiedler: Die Gripswalder Matronen- und Mercuriussteine. Festprogramm zu Winckelmanns Geburtstage am 9. December 1863. Vorstand des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland, Bonn 1863, S. 21 ff. (online bei Google Bücher).
- ↑ CIL 13, 8571.
- ↑ CIL 13, 8572.
- ↑ CIL 13, 8580.
- ↑ Kölner Inschriftendatenbank
- ↑ CIL 13, 8573.
- ↑ CIL 13, 8574.
- ↑ CIL 13, 8575.
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