Guri Iwanowitsch Martschuk

Guri Iwanowitsch Martschuk

Guri Iwanowitsch Martschuk (russisch Гурий Иванович Марчук; englische Transkription Guri Ivanovich Marchuk; * 8. Juni 1925 in Petro-Chersonez, heute zur Oblast Orenburg) ist ein russischer Mathematiker, bekannt für angewandte Arbeiten in der Meteorologie.

Martschuk habilitierte sich 1957 (russischer Doktorgrad) und war schon ein Jahr später 1958 Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Er war lange an der Sibirischen Abteilung der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Nowosibirsk und lehrte an der Universität Nowosibirsk.

1980 organisierte er die Abteilung Numerische Mathematik in der Russischen Akademie der Wissenschaften und war deren Direktor von 1980 bis 2000. Aus ihr ging später das Institut für Numerische Mathematik (INM RAS) der Akademie hervor, dessen Ehrendirektor er heute (2009) ist.

Martschuk beschäftigt sich sowohl mit der mathematischen Modellierung von Klima- und Wettermodellen als auch mit deren numerischer Behandlung. Er entwickelte die „Splitting“-Methode zur Lösung der in der Meteorologie angewandten hydrodynamischen Differentialgleichungen. Eine weiterer Durchbruch gelang ihm mit der Entwicklung der Methode der adjungierten Gleichungen in inversen Problemen der Modellierung meteorologischer Probleme. Die Methode ist in Verfahren der Dateninitialisierung und Fehleranalyse in Wetterprognosen von Bedeutung und dient auch beispielsweise dazu, Umweltverschmutzer rückwirkend zu lokalisieren. Martschuk beschäftigt sich auch mit Fragen der mathematischen Modellierung des Immunsystems und dessen Reaktion auf Krankheitserreger (ein russisches Buch dazu von ihm erschien schon 1980) sowie mit numerischer Modellierung bei Kernexplosionen und von Kernreaktoren (ein russisches Buch dazu von ihm erschien 1961).

Er ist Präsident (und war vorher Vizepräsident) der sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften und war außerdem 1986 der Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften und ist heute (2008) deren Vizepräsident. Er ist auswärtiges Mitglied der französischen (1989), polnischen, tschechoslowakischen, bulgarischen, indischen und finnischen Akademie der Wissenschaften. Er ist mehrfacher Ehrendoktor (unter anderem Dresden, Toulouse). Er erhielt die Goldmedaille der tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, die deutsche Karpinsky-Medaille. Er ist Ritter der französischen Ehrenlegion. 2008 erhielt er die Wilhelm Bjerknes Medaille. 1970 hielt er einen Plenarvortrag auf dem ICM in Nizza (Methods and problems of computational mathematics).

Schriften

  • Science and Sibiria, Moskau, Nowosti Press, 1983
  • Herausgeber: Numerical Methods and Applications, CRC Press, Boca Raton 1994
  • mit Valeri Agoshkov, Victor Shutyaev: Adjoint equations and perturbation algorithms in nonlinear problems, CRC Press 1996
  • Adjoint equations and the analysis of complex systems, Kluwer 1995
  • Mathematical modelling of immune response in infectious disease, Kluwer 1997
  • Mathematical models in environmental problems, Elsevier 1986

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Martschuk — ist der Familienname folgender Personen: Guri Iwanowitsch Martschuk (* 1925), russischer Mathematiker Jewhen Martschuk (* 1941), ehemaliger Ministerpräsident der Ukraine Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterschei …   Deutsch Wikipedia

  • Lomonossow-Goldmedaille — Die Lomonossow Goldmedaille ist nach dem Begründer der russischen Wissenschaft Michail Wassiljewitsch Lomonossow benannt. Seit 1959 wird sie üblicherweise jährlich von der Russischen Akademie der Wissenschaften an einen russischen und einen… …   Deutsch Wikipedia

  • Anatoli Petrowitsch Alexandrow — (* 31. Januarjul./ 13. Februar 1903greg. in Taraschtscha, heute Gebiet Kiew, Ukraine; † 3. Februar 1994 in Moskau) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Académie des sciences — Die Académie des sciences besteht aus französischen Mitgliedern, assoziierten Ausländern und korrespondierenden Mitgliedern. Sie teilt sich in zwei Divisionen auf: Mathematik, Physik und ihre Anwendungen zum einen und Chemie, Biologie, Medizin… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”