Hafen Warna

Hafen Warna
Personenterminal im Hafen von Varna

Der Hafen Warna (engl. Port of Varna, bulgarisch пристинище Варна/pristanischte Warna) ist nach dem Hafen Burgas der zweitgrößte Seehafen Bulgariens. Er befindet sich in der Schwarzmeerstadt Warna, der drittgrößten Stadt des Landes. Der Grundstein für den modernen Hafen wurde 1888 durch einen Beschluss der bulgarische Regierung zum Hafenausbau gelegt. In seiner alten Form wurde der Hafen jedoch bereits seit der Antike genutzt. Der heutige Hafen ist in Warna Istok (bulg. Варна Изток, zu dt. Warna Ost) und Warna Zapad (bulg. Варна Запад, zu dt. Warna West) geteilt. Zum heutigen Unternehmen Hafen Warna gehören noch der Hafen von Dewnja und Beloslaw.

Geschichte

Statistik der Schwarzmeerhäfen von Burgas,
Warna und Constanța für das Jahr 1865[1]
Hafen Burgas Hafen Warna Hafen Constanța
Anzahl der Segelschiffe 4487 1286 460
Ladefähigkeit der Segelschiffe 250.693 112.503 92.675
Anzahl der Dampfschiffе 63 239 157
Ladefähigkeit der Dampfschiffе 27.401 108.427 66.319
Gesamtzahl der Schiffe 4550 1507 617
Ladefähigkeit aller Schiffe 278.094 220.930 158.993

Bis zum Bau des modernen Hafens mussten die Schiffe 100 m vor der Küste ankern und die Waren wurden auf große Boote umgeladen und angelandet, da das Wasser nur drei bis vier Meter tief war. Bei starkem Wind mussten die Schiffe sogar in einer anderen Bucht Zuflucht suchen. 1888, 10 Jahre nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich, beschloss die bulgarische Regierung dann den Bau und Ausbau der Seehäfen in Burgas und Warna.

Mit dem Hafenbau von Warna wurde nach einer Ausschreibung eine namenlose Aktiengesellschaft beauftragt, die von Iwan Groseb (bulg. Иван Грозеб) und Jiří Prošek geleitet wurde. Der Bau des Schwarzmeerhafens von Warna war der Höhepunkt der Bautätigkeit der Brüder Prošek (neben Juri war auch sein Bruder Bogdan Prošek in Bulgarien tätigt). Mit der Planung des neuen Hafens wurde der Direktor des Hafens von Marseille (Alter Hafen), der französische Ingenieur Gerard betraut, der in Europa als erfahrener Spezialist auf diesem Gebiet bekannt war.

Der Hafen wurde am 18. Mai 1906 feierlich im Beisein des bulgarischen Fürsten Ferdinand I. eröffnet, drei Jahre nach dem Hafen Burgas. Da die beiden Brüder 1905 im Abstand von einem Monat gestorben waren, gab es erhebliche Probleme bei der Fertigstellung der Arbeiten.

Der Hafen bestand aus Kaimauern mit einer Gesamtlänge von 731 Metern, Lagerhallen, Hebevorrichtungen, Verwaltungsgebäuden und zwei Wellenbrechern von 1220 m Länge mit einer 200 m breiten Durchfahrt dazwischen. Das Hafenbecken war 8 bis 10 m tief und umfasste eine Fläche von 21 ha. Der Hafen bekam einen Eisenbahnanschluss, gleichzeitig wurde die Bahnlinie Warna-Sofia gebaut und damit ein nationales Transportsystem für Nordbulgarien geschaffen.[2] Über die Bahnlinie Warna-Russe konnte die Ware an die Donau und zum weiteren Transport nach Mitteleuropa gebracht werden.

1976 wurde das Unternehmen Hafenkomplex Warna (bulg. Пристанищен комплекс-Варна) gegründet, das die Häfen von Warna (Ost und West), von Dewnja (ca. 35 km westlich von Warna entfernt), von Baltschik (ca. 50 km nördlich von Warna), von Lesport (ca. 15 km westlich von Warna) und von Kawarna (ca. 60 km nördlich) mit einschloss. Dadurch wurde der größte Hafen des Landes geschaffen. Bis in die 1980er Jahre wurde durch das Unternehmen etwa die Hälfte des seeseitigen Güterumschlages Bulgariens abgewickelt. Getreide, Molkereierzeugnisse und Vieh gehören noch heute zu den wichtigsten Exporterzeugnissen. In den 90er Jahren folgte jedoch eine Umstrukturierung und die Abtrennung der Hafenareale in Kawarna und Lesport in eigenständige Unternehmen. Seit 2006 operiert der Hafen in Baltschik ebenfalls selbständig.

Zum Unternehmen Hafen Warna gehört heute jedoch neben den Häfen Warna Ost und Warna West nur noch das Areal in Dewnja. Somit liegt das Unternehmen Hafen Warna erneut hinter dem Hafen von Burgas an zweiter Stelle. Um den Hafen in Warna konzentrieren sich die Werften.

Einzelnachweise

  1. Iwan Karajotow, Stojan Rajtschewski, Mitko Iwanow: История на Бургас (zu dt. etwa Geschichte der Stadt Burgas), 2011, ISBN 978-954-92689-1-1, S. 107
  2. Филип Панайотов, Иванка Николова: България XX век. Verlag: Trud Publishers, 1999, ISBN 9789545281464; (bulg.; deutsche Übersetzung des Buchtitels: Filip Panajotow, Iwanka Nikolowa: Bulgarien XX Jahrhundert.; Seite: 597

Weblinks


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