- Warna
-
Warna (Варна) Basisdaten Staat: Bulgarien Oblast: Warna Einwohner: 357.752 (15.01.2007) Fläche: 154.236 km² Koordinaten: 43° 13′ N, 27° 55′ O43.21027777777827.90972222222280Koordinaten: 43° 12′ 37″ N, 27° 54′ 35″ O Höhe: 80 m Postleitzahl: 9000-9030 Telefonvorwahl: (+359) 052 Kfz-Kennzeichen: B Verwaltung Bürgermeister: Kiril Jordanow Webpräsenz: www.varna.bg Warna [ˈvarnɐ] (auch Varna, bulgarisch Варна, lateinisch Odessos, von 1949 bis 1956 Stalin) ist eine Hafenstadt und ein Seebad in Bulgarien und nach Sofia und Plowdiw die drittgrößte Stadt des Landes sowie mit seinem internationalen Flughafen der wichtigste Verkehrsknoten von Nordostbulgarien. Warna besitzt den zweitgrößten Hafen Bulgariens. Von hier aus (Hafenareal in Dewnja) fahren Fähren nach Odessa und Istanbul. Die Stadt war auch die erste Endstation des Orient-Express.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Warna liegt im Nordosten Bulgariens unweit der Grenze zu Rumänien, am Schwarzen Meer, an der Nordwestseite der Warnaer Bucht und am Fuße des Frangensko-Plateau.
Varna Klimadiagramm (Erklärung) J F M A M J J A S O N D 386-141703410244157402012462516372718322718312414361810501364582Temperatur in °C, Niederschlag in mm Quelle: WMO Westlich der Stadt erstreckt sich der langgezogene Warnasee, der vom Prowadijska-Fluss gespeist wird.
Geschichte
Seit 1972 das Gräberfeld von Warna im Westen der Stadt entdeckt worden ist, ist die Besiedlung dieser Gegend in der Kupfersteinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Dort wurden zahlreiche Goldfunde aus der Karanowo-IV-Epoche aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. gemacht, die jetzt im Archäologischen Museum zu besichtigen sind. Die Besonderheit des Gräberfeldes sind so genannte „symbolische Gräber“, in denen nur Beigaben, nicht aber menschliche Überreste gefunden wurden. Man geht heute davon aus, dass die „symbolischen Gräber“ für fern der Heimat verstorbene Anführer angelegt wurden. Diese Gräber- und Goldfunde, die bis 1991 ausgegraben wurden, waren eine wissenschaftliche Sensation und führten damals zur partiellen Neuschreibung der europäischen Frühgeschichte.
Die Besiedlung durch diese Warna-Kultur endete nach neueren Forschungserkenntnissen abrupt unter Umständen, die zur Zeit noch diskutiert werden.
Die Stadt, deren frühester Ursprung schon in thrakischer Zeit lag, wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern aus Milet gegründet. Sie gaben der Stadt den Namen Odessos, unter welchem sie in der Antike und Mittelalter bekannt war. Auf der Grundlage des Handels mit den Thrakern gewann die griechische Polis rasch an Bedeutung. Im 3. Jahrhundert v. Chr. war die Stadt von Makedonien und im 1. Jahrhundert v. Chr. vom Römischen Reich abhängig; Handwerk (Töpferei, Metallverarbeitung) und Handel entwickelten sich dennoch günstig. Erhalten haben sich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Fragmente der römischen Thermen.
593–594 diente die Stadt als römisches Winterlager während der Balkanfeldzüge des Maurikios. Auch kam es in der Umgebung zu Kämpfen zwischen Römern und Slawen. Eine Ansiedlung von Slawen fand vermutlich ab 615 statt. 681 eroberte der bulgarische Khan Asparuch die Stadt. Aus jener Epoche stammt auch ihr jetziger Name Warna. Während des Ersten Bulgarischen Reiches im 9. und 10. Jahrhundert war Warna ein wichtiger Mittelpunkt des Christentums, im Zweiten Bulgarischen Reich im 13. Jahrhundert wurde es zu einer Stadt des Handwerks mit einem bedeutenden Handelshafen. Es bestanden Verbindungen zwischen Nordbulgarien und Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, später auch mit der Republik Ragusa sowie den italienischen Städten Venedig und Genua.
1391 eroberten Streitkräfte des Osmanischen Reiches die Stadt und machten sie wegen ihrer militärisch-strategisch günstigen Lage zu einer Küstenbastion. 1402 bzw. 1413 gaben die Osmanen die Stadt und die gesamte Küste bis hinunter nach Konstantinopel zurück an das Byzantinische Reich, um sie noch vor 1444 erneut und endgültig zu erobern. Dann fiel am 10. November 1444 in der Umgebung der Stadt der polnische und ungarische König Władysław (1424–1444), der den Beinamen Warneńczyk (von Warna) erhielt, in der Schlacht bei Warna mit den osmanischen Truppen unter der Führung von Sultan Murad II. (1404–1451). Im Jahre 1828 eroberte die russische Flotte die Stadt, konnte sie aber nur zwei Jahre halten. Während des Krimkrieges zwischen 1853 und 1856 spielte Warna eine große Rolle. Die Stadt war 1854 vorübergehend von britischen und französischen Truppen besetzt.
Obwohl im 18. und 19. Jahrhundert Russland und das Osmanische Reich mehrmals Kämpfe um Warna ausfochten, erlebte die Stadt in den 1830er und 1840er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem des Handels, und wurde Sitz mehrerer Konsulate europäischer Staaten. Die erste Eisenbahnlinie im Osmanischen Reich im Jahre 1866 verband Warna und Russe an der Donau und damit mit Westeuropa. Sie stimulierte die Entwicklung der Schifffahrt und der Leichtindustrie. Auch nach dem Ende der osmanischen Herrschaft am 28. Juli 1878 bewahrte sich Warna seine Bedeutung als Hafen- und Handelsstadt.
1893 wurde in der Stadt die Sozialdemokratische Partei gegründet und 1901 kam es zum ersten Streik der Warnaer Hafenarbeiter. Im Zweiten Weltkrieg kam es in der Stadt zu Kämpfen zwischen bulgarischen Partisanen und der deutschen Wehrmacht; Warna war Zentrum der 10. Operationsarmee. Am 8. August 1944 eroberten sowjetische Streitkräfte und bulgarische Partisanen die Stadt. Nach dem Sturz der kommunistischen Regierung in Sofia am 10. November 1989 begannen sich auch in Warna demokratische Verhältnisse durchzusetzen.
Wirtschaft und Verkehr
Mit Hafenarealen in Dewnja, Baltschik, LeSport und Kawarna, war der Hafen Warna in der Vergangenheit der größte Seehafen des Landes, wo etwa die Hälfte des seeseitigen Güterumschlages Bulgariens abgewickelt wurde. Getreide, Molkereierzeugnisse und Vieh gehören noch heute zu den wichtigsten Exporterzeugnissen. Zum Unternehmen Hafen Warna gehören heute jedoch neben der Häfen Warna-Ost und Warna-West nur noch das Areal in Dewnja und liegt somit hinter dem Hafen von Burgas an zweiter Stelle. Um den Hafen in Warna konzentrieren sich die Werften.
Das Hafen- und Werftgelände erstreckt sich mittlerweile entlang des – nördlichen – „Kleinen Kanals“ bis zum Prowadijska-See, der Schiffsverkehr in den See erfolgt fast ausschließlich durch den – südlichen – „Großen Kanal“.
In der Stadt werden Dieselmotoren, elektrische Geräte, Metallwaren, Nahrungsmittel und Textilien hergestellt. Der Tourismus trägt einen großen Anteil zum Bruttosozialprodukt in Warna bei. Die Stadt Warna, der Ort Sweti Konstantin und der Goldstrand beherbergen in der Saison mit einer großen Zahl von 4-Sterne- und 5-Sterne-Hotels 3 Millionen Gäste pro Jahr. Die größte und modernste osteuropäische Dentalklinik befindet sich ebenfalls hier.
Die Bauwirtschaft nimmt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung den 2. Platz ein.
Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknoten des Landes mit internationalem Flughafen Warna, der besonders in der Sommersaison eine große Bedeutung im Charterverkehr hat, mit Eisenbahn- und Straßenverbindungen in viele Teile des Landes und mit Buslinien in die nähere und weitere Umgebung.
Der innerstädtische Verkehr nimmt trotz der massiven – und auch sehr stark genutzten – Entlastung durch ein gut ausgeprägtes Netz von Stadtbuslinien ständig zu, wobei vor allem der chronische Parkplatzmangel mitunter zu chaotischen Zuständen führt.
Bildung
Warna besitzt mehrere Bildungseinrichtungen. Dazu gehören die Freie Universität Warna, die Medizinische Universität Warna, die Wirtschaftsuniversität Warna, die Technische Universität Warna die zivile Marineakademie und mehrere Forschungseinrichtungen unter anderem für Ozeanografie, Fischwirtschaft und Hydrodynamik. Außerdem kann man in der Stadt viele Gymnasien besuchen, darunter mehrere Fremdsprachengymnasien, in denen man Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch lernen kann. Das erste Fremdsprachengymasium Warna ist international aktiv. Mit einigen Gymnasien, wie zum Beispiel dem BG/BRG Klosterneuburg, werden jedes Jahr Schüleraustausche durchgeführt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Städtischer Mittelpunkt ist die Entschlafung der Gottesmutter-Kathedrale (oft auch Muttergottes-Kathedrale genannt) aus dem Jahre 1896. Unweit von ihr befindet sich der Sitz der Diözese von Warna und Weliki Preslaw der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Die Kathedrale ist ein monumentaler Bau mit interessanten Wandmalereien und beachtlichen Holzarbeiten im Inneren. In der Nähe der Kathedrale befindet sich ein Basar und das Museum des Marinemalers Georgi Welschew (1891–1955) mit einer Kollektion von 250 Bildern. Südlich liegt eine Parkanlage, in deren Südostecke sich um eine Freifläche unter anderem das Theater Stojan Batschwarow und die Staatliche Warnaer Oper gruppieren; nahebei ein schönes Wasserspiel, dessen abends angestrahlte Fontänen dann in vielen Farben sprühen.
Ein Stück weiter gegen Süden steht das Volkskundemuseum von 1860 mit seiner Schau altbulgarischer Arbeitsgeräte, Volkstrachten und Hauseinrichtungen. Südöstlich davon, in der St.-Atanas-Kirche aus dem Jahre 1838 ist eine wertvolle Ikonensammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen. Dahinter schließen sich die freigelegten römischen Thermen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. an, mit 7.000 Quadratmetern die größten der Balkanhalbinsel. Das ehemals 18 Meter hohe Mineralbad enthielt mehrere von Kuppeln überdachte Säle, die mit Marmor und Mosaikplatten ausgestattet waren.
In der Nähe liegen die Byzantinischen Thermen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., die offenbar ohne eigene Heizung nur aus Thermalquellen gespeist wurden.
In dem sich östlich anschließenden Parkgelände befinden sich das „Neue Römische Bad“ aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., das Marinemuseum (Entwicklung der bulgarischen Schifffahrt) und das Aquarium, in dem die Fauna des Schwarzen Meeres vorgestellt wird. Sehr sehenswert ist weiter östlich das Archäologische Museum (ein ehemaliges Mädchen-Gymnasium) mit zahlreichen Schaustücken aus der ältesten Vergangenheit der Stadt, einem Münzkabinett und hervorragenden kunsthandwerklichen Arbeiten.
Etwas weiter steht die 1860/1861 erbaute erste bulgarische Schule von Warna mit dem Museum der Nationalen Wiedergeburt. Im Erdgeschoss sind die Baulichkeiten der Erzengel-Michael-Kirche und im Obergeschoss Exponate aus dem 17. bis 20. Jahrhundert zu besichtigen. Interessant ist auch die St.-Nikolaus-Kirche von 1866 mit einer Sammlung von Ikonen und Holzschnitzereien aus neuerer Zeit. Sehr interessant sind auch die Museen der Geschichte von Warna, der Geschichte der Medizin, der Naturkunde, der Puppen, das Parkmuseum und der Historisch-ethnographische Komplex Protobulgarische Siedlung Fanagoria, letzterer im Stadtteil Asparuchowo. Ebenfalls etwas außerhalb der Stadt liegen – 18 km an der alten Straße nach Sofia – die alte Felsensiedlung Pobiti Kameni und – im Naturpark Goldsand – das Aladschakloster.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Warna sind der Uhrturm, das Planetarium, das Pantheon, das Portaldenkmal und all die reich mit Fresken und Ikonen ausgestatteten Kirchen. Zwischen dem Zentrum und der Küste liegt ein Gebiet, in dem noch heute viele alte Jugendstilfassaden zu sehen sind, teils stark vom Zahn der Zeit zerfressen, teils auch gut gepflegt und/oder renoviert.
Warna ist eine Festivalstadt: Hier finden verschiedene Festivals des Theaters, Films, der klassischen Musik, des Balletts, Jazz usw. statt. Eine Internationale Biennale der Graphik existiert ebenfalls in der Stadt (seit 1981).
Sport
In Warna fanden mehrere Europa- und Weltmeisterschaften statt, so die Turn-Weltmeisterschaften 1974, die Ringer-Weltmeisterschaften der Männer 1991 und die Ringer-Europameisterschaften 2005. Die Stadt war auch Austragungsort der Schacholympiade 1962. Im April 2010 fanden hier die Europameisterschaften im Trampolinturnen statt.
Im Titscha-Stadion ist der Fußballverein Tscherno More Warna beheimatet, der in der Saison 2009/2010 in der höchsten bulgarischen Liga spielt. Ein weiterer Verein, Spartak Warna, stieg 2009 in die Zweite Liga ab.
Städtepartnerschaften
Warna unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- Miami (USA)
- Noworossijsk (Russland)
- Odessa (Ukraine)
- Piräus (Griechenland)
- Rostock (Deutschland)
- Turku (Finnland)
Eine Stadtteilpartnerschaft besteht seit 2003 mit dem Hamburger Bezirk Eimsbüttel.[1]
Söhne und Töchter der Stadt
- Peter Konstantinow Danow (Béinsa Duno) (1864–1944), Begründer der Weißen Bruderschaft, einer Sekte mit Anhängern im In- und Ausland
- Trajan Djankow (* 1976), bulgarischer Fußballspieler
- Zweta Georgiewa (* 1963), Abgeordnete im 41. bulgarischen Parlament
- Aleksandar Jordanow (* 1952), bulgarischer Politiker
- Dragomir Josifow (* 1966), bulgarischer Komponist, Dirigent und Pianist
- Atanas Kareew (* 1945), bulgarischer Pianist
- Iwajlo Marinow (* 1960), bulgarischer Amateurboxer
- Metropolit Simeon (* 1926), bulgarischer orthodoxer Geistlicher, Metropolit und Gründer der bulgarisch-orthodoxen Diözese von West- und Mitteleuropa
- Wanja Stambolowa (* 1983), bulgarische Leichtathletin
- Milena Trendafilowa (* 1970), bulgarische Gewichtheberin
- Fritz Zwicky (1898–1974), Schweizer Physiker und Astronom
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Lili Ivanova, erfolgreichste Sängerin Bulgariens, erlernte hier den Beruf der Krankenschwester und lebt vor allem im Sommer in Warna
Sonstiges
Das „Festa Dolphinarium“ ist eine in Bulgarien beliebte Zirkusschau mit Delfinen. Es besteht seit 1984.
Vor dem Strand zieht sich mit knapp 10 km länglich der „Meeresgarten“ hin (bulg. Morska Gradina). Er bietet den Besuchern nicht nur einen schönen Anblick, sondern auch einen Tretbootteich und viel Platz zum Entspannen.
Warna hat viele größere und kleinere Thermalquellen, die teils für Schwimmbäder, teils als Brunnen genutzt werden, teils aber auch einfach ins Meer fließen.
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Warna – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Ort in der Oblast Warna
- Ionische Stadtgründung
- Thrakischer Ort
- Ort mit Seehafen
- Warna
- Schwarzes Meer
Wikimedia Foundation.