Harder-Völkmann-Orgel

Harder-Völkmann-Orgel
Harder-Völkmann-Orgel
Foto
Allgemeines
Ort Gröbenzell
Orgelerbauer Harder-Völkmann-Orgelbauer
Baujahr 2006–2009
Epoche 21. Jahrhundert
Orgellandschaft Fürstenfeldbruck
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen 2.050
Anzahl der Register 178 Registerschaltungen aus 60 Registern
Anzahl der Pfeifenreihen 32

Die Harder-Völkmann-Orgel ist die weltweit größte Orgel in einem Bürocenter. Sie wurde von Harder-Völkmann Orgelbau unter Verwendung historischer Substanz neu erbaut. Neben 53 Orgel-Registern, Akkordeon und Klavier besitzt sie das umfangreichste Orgelglockenspiel und die einzige Orgelmarimba Europas. Insgesamt werden 60 klingende Register auf drei Manualen und Pedal in Multiplextechnik erzeugt. Integriert ist ein 1953 von der Orgelbauanstalt Paul Faust in Schwelm in traditioneller Orgeltechnik gefertigtes Instrument mit ursprünglich 16 Registern Pfeifen-Werk auf elektropneumatischer Versorgung. Diese stand bis 2005 in der evangelischen Johannis-Kirche in Duisburg-Walsum. Wegen Einsturzgefahr des Gebäudes veräußerte die Gemeinde das Instrument bei guter, restaurierungswürdiger Substanz.

Inhaltsverzeichnis

Standort

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Im Juni 2005 ließ der Orgelliebhaber Christian Stock, Eigentümer des Bürozentrums Stockwerk, das Instrument abbauen und nach München überführen. Das Bürozentrum im Münchner Vorort Gröbenzell (Nähe der A8) umfasst mehrere Gebäudekomplexe. Zu einem stilvollen Ambiente gehört für Christian Stock die intensive Einbindung der schönen Künste. Mit Orgel und Konzertflügel, Kabarett-, Kleinkunst- und Konzertbühne verwirklichte er seine Vision von erlebbarer Kunst und Kultur für jedermann und bereichert so den öffentlichen Kulturraum. So sind neben Orgelkonzerten weitere musikalische Darbietungen jeglicher Couleur, Kabarett, Vernissagen und Events im Kulturprogramm fest verankert.

Künstlerisch-musikalisches Konzept

Grundlegende Zielsetzung des Initiators Christian Stock war es, den dem großen Publikum verlorengegangenen Klangkosmos der Orgel seiner Entrückung und Selbstvergessenheit auf den den Experten vorbehaltenen Kirchenemporen zu entreißen. Die untergegangenen, früher selbstverständlichen säkularen Nutzungen der „Königin der Instrumente“ sollen wiederbelebt und Wege zu neuen Experimentierfeldern gebahnt werden.

Das Haus der Firma will ein Ort sein, an dem an diese abgerissenen Traditionen wieder angeknüpft wird. Darüber hinaus soll die Orgel wieder im Focus progressiven Musizierens und der Erweiterung der Klangräume stehen, somit diesem heute weitgehend rückwärtsgewandt genutzten Instrument neue Beachtung und neues Publikum verschaffen. Dazu werden die Teiltonexperimente der späten Orgelbewegung in den 50/60er Jahren wieder aufgenommen, die neue synthetische Klangräume für avantgardistische Kompositionen schufen – mittels Orgelpfeifen auf rein akustischem Weg, wie sie dem heutigen Publikum nur mittels Synthesizer möglich erscheinen. Kunstinstallationen in Interaktion mit der Orgel, Kombinationen von Orgel und Rockmusik, modernem Tanz, elektronischen Klangerzeugern u. a.m. sollen angeregt werden.

Umsetzung

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Zur Ermöglichung all dieser Tendenzen hat die Firma Harder-Völkmann Orgelbau ein Instrument konzipiert, das sieben verschiedene historische Stränge des Orgelbaus integriert, teils kontinentaler, teils angelsächsisch-amerikanischer Tradition.

Die jeweiligen Einflüsse aus den so heute seit den 1920er bis 1960er Jahren nicht mehr angewandten Klangkonzepten begründen die Sonderstellung dieser Orgel. Ihr dadurch spezieller Dispositionsaufbau ermöglicht erst die weitgefächerte Nutzung für verschiedenste auch weltliche Literatur.

Um dies auf engem Raum bereitzustellen, dabei aber nicht zu einer der heute verpönten „Universalorgeln“ zu gelangen, war von Beginn an eine komplexe elektronische Ansteuerung des rein akustischen Klangkörpers Bestandteil der Entwicklung.

Die diese Orgel prägenden Aspekte aus verschiedenen Epochen sind:

  1. Baugruppen einer restaurierten neobarocken Kirchenorgel steiler Disposition bei strengem Werkscharakter bilden das klangliche Fundament der Gesamtanlage. Sie ermöglichen die adäquate Darstellung barocker Kompositionen, sind aber, in Verbindung mit einem neuen Aliquotenwerk, auch Ausgangspunkt für expressiv-mystische und experimentell-aggressive Klänge.
  2. Neue Teilwerke nehmen Ideen des frühromantischen Orgeltheoretikers „Abbe“ Vogler (Georg Joseph Vogler) zur Umbildung der Orgel zu einem klassischen „Orchester“ auf, die später prägend in die Charakteristik des deutschromantischen Orgelkonzepts einfließen werden.
    In der Harder-Völkmann-Orgel verwirklichte Aspekte sind
    • Verteilung des Pfeifenwerks auf diverse „Orchestergruppen“ statt auf die weitgehend gleichberechtigten „Teilorgeln“ barocken Konzepts.
    • diese besetzt mit stark imitativen Registerfarben wie „Streicher, Holzbläser, Blechbläser“
    • möglichst stufenloses Registercrescendo zur Dynamisierung des Orgelklangs
    • durchschlagende Zungenregister als Basis eines Werkes
    • Grundtonverstärkung durch Kombinationstonbildung tiefliegender Aliquoten
    Dies fördert die Darstellung von transkribierten Orchesterwerken der Klassik bis Frühromantik auf diesem Instrument.
  3. Orchestral ausgerichtete Vorstellungen und technische Erfindungen des englischen Orgelvisionärs Robert Hope-Jones um 1900 werden aufgegriffen.
    Hier angewendete Merkmale sind:
    • Die technische Ansteuerung der neuen Baugruppen im sogenannten „Multiplex- oder Unitsystem“, das aus einer begrenzten Zahl von Pfeifen–Grundreihen eine Vielzahl von Registern als sogenannte „Auszüge“ gewinnt.
    • Die einzelne Pfeife im erweiterten Teil wird hier in verschiedenen Registern mehrfach verwendet; im Gegensatz zum barocken Werksprinzip bereitgestellt auf allen Manualen.
    • Die Aufnahme der Perkussion als voll ausgebaute Orchestergruppe und des Klaviers in die Orgel
    • Der "2nd-touch" auf erstem Manual und dem Pedal.
    Diese Charakteristika dienen vor allem dem Einsatz als Kinoorgel, die in den 1920eer Jahren die Dramaturgie des Stummfilms belebt.
  4. Einflüsse von Georg Ashdown Audsleys "Straight"-Konzept (im Gegensatz zum „Unit“-Konzept alle Register aus eigenständigen Reihen) werden aufgenommen, da geeigneter für charakteristischen Orgelklang und Basis der Disposition der riesigen Konzertorgeln in den USA der Zwischenkriegsära, so beispielsweise die Orgel des Wanamaker Department Store (Philadelphia).
    Sein Konzept spiegelt sich in dieser Orgel in:
    • der Beibehaltung der den reinen Orgelton prägenden hochliegenden Mixturen
    • der Beibehaltung der werksweisen Bindung aller Prinzipale und Mixturen als jeweiliges Plenum
    • der Anlage eines vielreihigen Streicherchores im Sinne einer Orchestergruppe als "Floating Division" (siehe Voglers Konzept)
    • einer eigenen Windlade mit rein gestimmten, damit verschmelzungsfähigen Aliquoten aller Lagen als "Harmonic Division"
    Es befähigt dieses Instrument zur Darstellung der großen romantischen Orgelliteratur und spätromantischer Orchesterwerke.
  5. John Comptons Experimente der 1930er Jahre zeigen sich in der Anlage ergänzender „virtueller“ Mixturen, die ohne eigenes Pfeifenwerk rein steuertechnisch aus den vorhandenen Reihen in reiner Stimmung gezogen werden. Harder-Völkmann nutzt hier die Möglichkeiten der Registereinzelkanzellen-Architektur auf elektrischer Traktur im Sinne eines Mixturensetzers und stellt so expressionistische Klangräume zur Verfügung.
  6. Das zugefügte Akkordeon ist ein typisches Charakteristikum der selbstspielenden belgischen Tanzorgel der 1960er Jahre, bildet als kleine Zungenorgel aber auch die Basis des III. Manuals entsprechend Voglers Konzept (um 1810), Hier bevorzugt Unterhaltungsmusik fördernd (Tango, Jazz), ersetzt es gleichfalls eine spätromantische Phyharmonika und ist auf seinem Windschweller ein weiteres dynamisierendes Element.
  7. Externkoppeln ermöglichen per Ausspeisung des Datenstroms die Integration digitaler Klangerzeuger (z. B. Synthesizer) für weiterführende Experimente.

Architektonisches Konzept

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Die bewusst offene technische Anlage des Werkes ohne umfassendes Gehäuse ermöglicht Einblick in den komplexen Aufbau des Instruments Orgel. Das Publikum kann die Schaltvorgänge beim Spiel teilweise direkt optisch erleben.

Vielen Besuchern wird erst so bewusst, wie vielschichtig die abendländische Tradition des Orgelbaus ist, dass hier nichts künstlich zugefügt, sondern alles auf rein akustischem Weg mittels natürlicher Klangerzeuger kreiert wird.

Auf ein geschlossenes Schwellwerk wurde daher zunächst verzichtet. Die Dynamisierung erfolgt allein über Register- und Windschweller. Stilistisch hat Harder-Völkmann hier Bezug auf die „offenen Prospekte“ des deutschen Orgelbauers Johannes Klais genommen, der schon um 1930 in engem Kontakt zu Bauhaus-Architekten fassadenlose, rein durch Rhythmisierung der funktionellen Baugruppen geprägte Gestaltungen fand (form-follows-function).

Walter Holtkamp experimentierte zeitgleich ähnlich in den USA. In den Farbwerten werden die Raumelemente Stahl, Terracotta, Pflanzengrün reflektiert.

Zur optischen Unterstützung ist die gesamte Orgelarchitektur durch eine professionelle Theaterlichtanlage ausgeleuchtet. Sie kann per Pult oder vorprogrammiert ereignisentsprechend angefahren werden.

Aufbau des Werkes

Verteilung des klanglichen Materials

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Das Instrument ist nach klanglichen und architektonischen Gesichtspunkten so über den Raum verteilt aufgestellt, dass der Hörer inmitten des „Orchesters“ Platz nimmt.

Es setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • 16 Registern Pfeifenwerk und 5 Windladen der 1953 gefertigten „Faust“-Orgel auf elektropneumatischer Versorgung. Diese stellt den neobarocken Kern dar.
  • 13 sogenannte „Ranks“ (= Unitpfeifenreihen) von bis zu 92 Noten auf Einzelregisterladen mit jeweils eigener Tonschaltung pro Reihe ergänzen diese nicht nur, sondern bilden das Instrument in seiner Klangarchitektur völlig um. Steuerungstechnisch stellt jede dieser Reihen ein ganzes Werk mit Oktavkoppeln dar, jeweils eine Art „Floating Division“ in Multiplextechnik. 12 dieser Reihen stellen 37 weitere Register auf allen drei Manualen und Pedal(en) zur Verfügung, die 13. Reihe dient im Hintergrund allein der Bildung „virtueller“ Register.
  • Akkordeon, Klavier, Glockenspiel, Marimba und Trommel vervollständigen den orchestralen Charakter.

Im Hauptteil auf der Galerie sind platziert:

  • I. Manual und Pedal der Basisorgel
  • Flötengruppe
  • Aliquoten und „virtuelle“ Mixturen
  • Solo-Trompeteria (horizontal)
  • Glockenspiel
  • Klavier

Der Schwerpunkt liegt hier auf plenum- und füllebezogenen Stimmen und diesen sich eingliedernder Perkussion.

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Gegenüberliegend über dem Eingangsbereich sind platziert:

  • II. Manual der Basisorgel
  • Streichergruppe
  • Solozungen
  • Lieblich-Trompete
  • Akkordeon
  • Marimba und Perkussion

Tendenziell vereinigt dieser Teil die Solostimmen (mit ihren Unterstützern) und Perkussion entsprechender Prägung.

Versorgt werden die Windladen durch eine neu konzipierte, in den Winddrücken ausdifferenzierte Balganlage mit zwei Tremulanten, gespeist durch drei Gebläse.

Steuerelektronik

Wichtiger Bestandteil des sehr komplexen Konzepts des Instruments ist die Steuerelektronik, die die über den Raum verteilten, elektrisch oder elektropneumatisch traktierten Werke per Datenbus mit dem Spieltisch verbindet.

Sie wurde durch den Physiker Dr. Jürgen Scriba und den Orgelbauer Markus Harder-Völkmann konzipiert (Bundespatent Nr. 10 2006 032 800, erteilt am 5. Juli 2007). Dr. Scriba übernahm deren weitere technische Entwicklung und Realisierung.

Kernpunkte der Patentierung sind die insbesondere für die Unitreihen wichtige „Tonlochmaskierung“ und die dezentrale Verarbeitung. Das in Multiplexsystemen möglicherweise entstehende „Tonloch“ durch gleichzeitige Verwendung einer Pfeife in sich kreuzender Stimmen wird durch den Wiederanschlag des bereits gehaltenen Tons maskiert. Die Zeitwerte sind frei einstellbar und können so je nach Bedarf der eingesetzten Windladentechnik angepasst werden. Die Note der bewegten Stimme spricht erneut und für das Ohr verzögerungsfrei an, der Lauf bleibt ungebrochen.

Im Unterschied zu gängigen Orgeldatenbussen erfolgt die Auswertung und Zuweisung der Informationen an die Schaltelektrik in den Windladen orgelseitig dezentral, der über den Bus übertragene Datenstrom wird minimiert. Da jede Unitreihe schalttechnisch einem eigenen Manual mit seinen Oktavkoppeln gleichkommt, würde eine rein spieltischseitige Auswertung aller Auszüge auf allen Manualen eventuell zu verzögerter Verarbeitung führen.

Die Elektronik erlaubt in ihrem modularen Aufbau die permanente Erweiterung der Anlage ebenso wie die Integration orgelfremder Elemente (z. B. Synthesizer). Die digitale Aufzeichnung und Wiedergabe von „Live“-Einspielungen sowie das Abspiel extern erstellter Arrangements ist gleichfalls möglich.

Der Spieltisch

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Der neue Spieltisch ist für die Besucher sichtbar über der Filmvorführungen dienenden Leinwand angeordnet. Das Agieren des Organisten kann beobachtet werden. Bei rein konzertantem Einsatz übertragen mehrere Kameras die Aktionen des Spielers aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Projektionsfläche. Für den flexiblen Einsatz ist der Spieltisch möglichst klein, leicht und transportabel gehalten. Er kann von der Empore genommen und ins jeweilige Bühnengeschehen integriert werden.

  • Das virtuelle III. Manual ist daher ohne eigene Klaviatur angelegt. Es erlaubt, aus den ergänzenden Multiplexreihen ein zusätzliches Werk zusammenzustellen, besitzt mit dem basierenden Akkordeon und darauf bezogener kleiner Klangpyramide aber auch eigenen Werkscharakter im Stil einer „Salon-Orgel“. Dieses lässt sich einerseits wie gewohnt zu allen Werken koppeln, andererseits auf die Klaviatur des II. Manuals im Wechsel (III = II nicht gekoppelt) mit diesem schalten.
  • Im I. Manual (und im Pedal) ist zudem ein „2nd touch“ angelegt – ein zweiter, tiefer liegender Anschlagspunkt der Klaviatur, der sowohl der Akzentuierung einzelner Noten als auch der Begleitfähigkeit des I. Manuals mit sich selbst dient. Die höher liegenden Manuale können darauf gekoppelt werden.
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  • Insgesamt stellt der Spieltisch 178 Registerschaltungen und 17 Koppeln bereit. Die Registertaster der Basisorgel sind dabei klassisch werkweise gruppiert. Im Gegensatz zur sonst üblichen Einfügung ergänzter Register in die Werke sind diese hier als Orchestergruppen angeordnet. Dies verdeutlicht den inneren Aufbau der Orgel als Orchester im Sinne Voglers oder Audsleys. Die Gruppen sind quasi „Floating Divisions“, die aus einer oder mehreren Reihen gewonnen werden. Der Organist weist die Register der Unitreihen in der gewünschten Lage dem gewünschten Werk zu, die Zuweisung bleibt erkennbar. Oktavkoppeln sind in einer weitgehenden Multiplexanlage nicht sinnvoll, da die Auszüge ihrerseits eine Einzelregisteroktavkopplung darstellen.
  • Die beiden Externkoppeln E1 und E2 dienen der Ansteuerung nicht orgelimmanenter Klangerzeuger (Synthesizer etc.) über eine MIDI-Schnittstelle. Der Koppel Extern1 stehen dabei freie, einem optionalen mobilen Fernwerk zuweisbare Registerschaltungen zur Verfügung.
  • Ein Setzer stellt 80 Bänke à 40 Kombinationen = 3.200 Kombinationen bereit. Je 20 dieser Bänke sind dabei per Zugangsberechtigung abgetrennt. Es gibt 10 Direktzugriffe auf die Setzerpositionen 01/01 – 10/01, insbesondere wertvoll für improvisiertes Spiel, sowie Sequenzer „+“- und „–“-Schaltung.
  • Die 30-stufige Crescendowalze kann mit eigenem Walzensetzer in 25 verschiedenen Abläufen programmiert werden. 2 Schwelltritte für Windschweller Akkordeon und ein optionales Schwellwerk sind vorhanden.

Baugeschichte

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Die einzelnen Bauabschnitte:

Juni 2005 – April 2006

  • Ankauf der Basisorgel, Transferierung und Restaurierung des wiederverwendeten Materials in der Erbauerfirma
  • Konzipierung und Bau der neuen Gesamtanlage (Windversorgung, zusätzliche Einzelregister-Windladen, elektrische Trakturen, Steuerelektronik, neuer Spieltisch)
  • Ergänzung um fundamentierende orchestrale Klangfarben durch alle Lagen (Unit-Reihen der Offenflöten und Streicher)
  • Ergänzung um plenumsbezogene Zungen (Trompeteria)
  • Ergänzung um Solozungen

Eröffnungskonzert am 21. April 2006

November 2006 – Juli 2007

Folgende neue Klangfarben auf neuangefertigter Technik:

  • Ergänzung der Streichergruppe
  • Erweiterung der Trompeteria
  • Ergänzung um die Aliquoten
  • Installation von Klavier und Akkordeon

Februar–März 2009

  • Anfertigung und Installation des Glockenspiels

Oktober–November 2009:

  • Anfertigung und Installation der Marimba und sonstiger Perkussion

Technische Daten und Besonderheiten

  • Basis: 15 Register + 1 Transmission mit 1.016 Pfeifen
  • Erweiterung: 37 Register aus 12 + 1 Unitreihen (= Ranks) mit 1.034 Pfeifen
  • Gesamtbestand: 2.050 Pfeifen
  • Körperlänge der größten Pfeife: 5,20 m/C des Violon 16’ in Holz
  • Körperlänge der kleinsten Pfeife: 10 mm/g’’’ der None 8/9’

Die Windanlage stellt dem Pfeifenwerk 5 Druckstufen zur Verfügung:

  • Basisorgel, Aliquoten, Streicher und Lieblich-Trompete (85 mm WS)
  • Solozungen (95 mm WS)
  • Violon 16’ (105 mm WS)
  • Offenflöten, Flutes harmoniques (110 mm WS)
  • Horizontaltrompeten (125 mm WS)

Tremulant 1 wirkt auf II. Manual Basisorgel und Streichergruppe Tremulant 2 wirkt auf die Solozungen Schalmei und Krummhorn

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Das integrierte Klavier (Marke Schimmel) ist in den 3 dynamischen Abstufungen p, mf und f ansteuerbar. Die Dämpfungsaufhebung ist per Fußschalter vom Spieltisch angesteuert. Die Effektschaltung „Mandoline“ führt eine Veränderung zwischen Hammer und Besaitung ein, die den Klangcharakter ins Zart-Obertönige verschiebt.

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Das integrierte Akkordeon besitzt einen 8-stufigen Windschweller von 20–100 mm Wassersäule. Diskant und Bass sind gesplittet bei e /f – entsprechend Klaviatur- und Knopfseite des realen Instruments.

  • Die 3 Diskantzungenspiele sind: 16’, 8’, Musette 8’+ 8’ (= Doppelreihe über-/unterschwebend)
  • Die 5 Basszungenspiele bei zarterer Intonation sind: 16’, 8’, 4’, 2’, 1’
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Das Glockenspiel in 4’-Lage besitzt 122 stählerne Klangplatten (= 61 Noten × 2 Register) auf offenen Resonatoren voller Länge.

  • Die 1. Reihe besitzt Einzeltondämpfung und gemeinsame Aufhebung.
  • Die 2. Reihe auf Schwebung (= Celesta-Effekt) ist per gemeinsamer Dämpfungsaufhebung zuschaltbar.
  • Durch den großen Umfang sind Auszüge werkweise in verschiedenen Lagen möglich.

Es ist das umfangreichste Orgelglockenspiel Europas.

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Die Marimba 8’ umfasst 49 Klangplatten ab c aus Padoukholz auf gedeckten Resonatoren.

  • Mit ihren weichen Klöppeln und den grundtonfördernden Resonatoren unterscheidet sie sich klanglich stark von einem Orgelxylophon.
  • Sie ist ein Soloregister in 8’-Lage.
  • Sie lässt sich sowohl auf Einzelschlag als auch repetierend schalten.

Auszüge sind werkweise in verschiedenen Lagen möglich. Ihre Klangplatten und Resonatoren stammen aus der Moeller-Kinoorgel des Temple Theatres in Birmingham/Alabama/USA – 1924 gefertigt und dorthin zugeliefert durch die US-Firma Deagan. Ihre technische Anlage ist neu. Sie ist damit die einzige Orgelmarimba Europas, dazu mit 49 Tonstufen um eine Oktave umfangreicher und tiefer liegend als die meisten Marimbas oder Xylophone (z. B. Mighty Wurlitzer in Berlin mit 37 Tonstufen).

Ergänzt wird die Perkussion durch eine kleine Trommel und Triangel. Die gesamte soloseitige Perkussion ist in zwei Dynamikstufen ansteuerbar.

Disposition

Basis: Duisburg-Walsum, Faust 1953

I. Manual
Prinzipal 8’
Gemshorn 8’
Oktave 4’
Nachthorn 2’
Mixtur 1/3 4-fach
Dulzian 16’
II. Manual
Gedeckt 8’
Rohrflöte 4’
Oktave 2’
Nasat 1/3
Scharf 2/3 3-fach
Tremulant auf II + Streichergruppe
Pedal
Subbaß 16’
Offenbaß 8’
Choralbaß 4’
Quintadena 2’
Dulzian 16’ (Trans.)

Erweiterung: Harder-Völkmann 2006–2009

III. Manual (ohne eigene Klaviatur)
Akkordeon 16’,8’,8’+8’-Schwebung
Gambette 4’
Hörnlein 2’ 2-fach
Flageolett 1’
Glöckleinton 1/2 3-fach
Zu I:
Akuta 4/7 4-fach
Zu II:
Buntzymbel 8/19 2-fach
Zum Pedal:
Rauschbaß 2/3 6-fach
Hintersatz 1/3 3–4-fach
12 den Werken frei zuschaltbare Unitreihen
1.–3. Streicher
Violon 16’ 1. Reihe
Salizional 16’ 3. Reihe
Cello 8’ 1–2-fach 1. Reihe
Gamba 8’ 1–2-fach 2. Reihe
Vox coelestis 8’ 1–2-fach 3. Reihe
Violine 4’ 1. Reihe
4. Flöten
Untersatz 32’ 4. Reihe
Flötbaß 16’
Hohlflöte 8’
Traversflöte 4’
Zartflöte 4’
Quinte 2/3
Flute harmonique 2’
5. + 6. Trompeten
Posaune 16’ 5. Reihe
Trompete 8’
Clarine 4’
Lieblich Trompete 8’ 6. Reihe
7.+ 8. Solo – Zungen
Schalmei 8’ 7. Reihe
Schalmei 4’
Krummhorn 8’ 8.Reihe
Tremulant Schalmei/Krummhorn
9.–12. Aliquoten: (reingestimmt)
Quinte / Nasat 1/3’, 2 2/3’, 1 1/3 9.Reihe
Terz 1/5’, 1 3/5’, 4/5 10. Reihe
Septime 2/7’, 1 1/7 11. Reihe
None 8/9 12. Reihe
Perkussion
Glockenspiel 4’ ab C
Marimbaphon 8’ ab c
Piano 16’, 8’, 4’
Koppeln
I – P II – P III – P E1 – P E2 – P
II – I III – I E1 – I
II – 2nd III – 2nd
I – II III – II P – II III = II E1 – II E2 – II
E1 – III

Weblinks

Literatur

Zu Umsetzung 2:

  • Martin Balz: Die Orgel als Orchester – zum 250.Geburtstag von Georg Joseph Vogler. In: Ars Organi. Jahrgang 47 Heft 4/1999, ISSN 0004-2919, S. 194–204.
  • Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Verlag F. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5, S. 205.

Zu Umsetzung 4:

  • George Ashdown Audsley: The Organ of the Twentieth Century. Dover Publications, Mineola (NY) 2004, ISBN 0-486-43575-X. (Erstveröffentlichung: Dodd, Mean & Company NY 1919)

Zu Umsetzung 3 + 5:

  • Stephen Bicknell: The History of the English Organ. Cambridge United Press, Cambridge u. a. 2001, ISBN 0-521-65409-2.
  • Orpha Ochse: The History of the Organ in the United States. Indiana University Press, Bloomington 1988, ISBN 0-253-20495-X.

Zu Umsetzung 5:

  • Winfred Ellerhorst: Handbuch der Orgelkunde. Frits Knuf, Buren (NL) 1986, ISBN 90-6027-515-2. (Erstveröffentlichung: Verlagsanstalt Benzinger & Co.A.G. Einsiedel 1936)

Zu “Architektonisches Konzept”:

  • Phillipp Klais: Hans Klais – Werkgerechter Orgelentwurf zw. Orgelbewegung und Mod.Architektur. In: Aspekte der Orgelbewegung. Merseburger, Kassel 1995, ISBN 3-87537-261-1, S. 219–262.

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