Unqi

Unqi

Unqi oder Unqu (assyrisch: KURun-qi/qa- (a-a), aramäisch ʿmq, hethitischer Name unbekannt) war ein späthethitisches Königreich in der Amuq-Ebene und damit einer der Nachfolgenden Kleinstaaten in die das Hethitische Großreich bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. zerfiel. In assyrischen Quellen wird es manchmal auch als Pat(t)in, KURPA-ti-na-a-a bezeichnet. Außer den assyrischen Berichten sind aus Tell Ta'yinat auch Hieroglypheninschriften bekannt, die aber meist schlecht erhalten sind.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung

KURPA-ti-na-a-a wurde, in Anlehnung an die Stadt URUHattena der Bogazköy-Texte auch als KURhat-ti-na-a-a gelesen,[1] die Stadt des Hattiers und dementsprechend als Hattina transkribiert. Eine Inschrift von Tiglat-pileser III. führt jedoch in einer Liste syrischer Staaten ein KURpat-ti-nu auf,[2] was die Lesung als Patina belegt.[3]

Geschichte

Bevor die Assyrer Unqi einnahmen, residerte der hethitische Fürst von Unqi wohl in Kinalua (Kunulua) ca. 200 Jahre, der vermutlichen Hauptstadt von Unqi. Tiglat-Pileser III. eroberte 738 die Stadt Kinalua und das Land Unqui nach seinen Angaben vollständig und setzte seinen Eunuchen als Statthalter ein[4], außerdem siedelte er 6000 Gefangene in Kinalua an. Auch in Huzarra, Tac, Tarmanazi, Kulmadara, Hatatirra und Sagillu wurden Gefangene angesiedelt. Die Eroberung von Kullani/Kulnia gab dem Jahr 738 den Namen (Eponymenlisten) und der Statthalter von Kullani war 684 limmu. Unqi wird in der Folge nicht als Provinz erwähnt,[3] Hawkins vermutet, dass es nun als Provinz von Kullani geführt wird.[4]

Nach der Inschrift auf seinem Thron in Kalhu (Zeile 48) nahm Salmanasser III. in seinem 11. palu, also 848 v. Chr. den Tribut von Qalparunda von Unqu entgegen.[5] Er bestand aus Silber, Gold, Zinn, Bronze, Bronzeschüsseln, Elfenbein, Ebenholz, Zedernstämmen, bunten Gewändern und Leinen sowie aus Gespannpferden.

Herrscher

Folgende Herrscher sind bekannt, meist aus assyrischen Quellen:[6]

Könige von Unqi Datierung assyrische Könige Bemerkungen
Tutammu 738 Tiglath-pileser III. -
Sasi Salmanasser III.
Surri 830 Salmanasser III.
Lubarni Salmanasser III.
Halparuntiyas Inschrift von Tell Tayinat, eventuell mit Qalparunda identisch
Qalparunda 857-853 Salmanasser III.
Sapalulme 858 Salmanasser III.
Lubarna (Liburna) ca. 870 Assurnasirpal

Städte

  • Hatatirra
  • Huzarra
  • Kinalua (URUku/ki-na/nu-li/lu-a), vielleicht mit Kullani identisch,[3] vermutlich die Hauptstadt
  • Kullani/Kulnia (hebräisch klnw/klnh), oft mit dem biblischen Kalne identifiziert, das Jesaja 10, 9 im Rahmen der Prophezeiungen gegen Assur erwähnt: „Ist Kalne nicht wie Karkemisch, Hamath, nicht wie Arpad, Samaria nicht wie Damaskus?“. Auch Amos (6,2) erwähnt die Zerstörung von Kalne: „Geht hinüber nach Kalne und seht! Und geht von dort aus nach Hamat, der Großen, und steigt hinab nach Gat der Philister! Sind sie besser als diese Königreiche, oder ist ihr Gebiet größer als euer Gebiet?“. Gelb lehnte eine gleichsetzung von Kullani mit Kinalua aus linguistischen Gründen ab und identifizierte Kullani mit Kullanköy bei Arpad.[7]
  • Kulmadara (Tiglat-Pileser III.)
  • Sagillu
  • Tac
  • Tarmanazi

Fundorte

  • Tell Ta'yinat
  • Tell Ain Dara
  • Kinalua/Kunulua. Aktuell im Jahre 2011 stießen Archäologen auf dem Burgberg von Kunulua auf eine 1,3 m x 1,6 m große sehr gut erhaltene Löwenstatue aus Basaltgestein. Sie gehörte zu einer monumentalen Toranlage. Die Ausgräber um Timothy Harrison von der University of Toronto fanden außerdem eine Statuenbasis für eine zweite Torfigur. Auf dessen Sockel befindet sich die Darstellung des Königs, dessen Hände in die Mänen zweier Löwen vergraben sind. Dabei handelt es sich um einen für die Hethiter bekannten Topos, der den König und seine Macht über die Natur symbolisiert. 738 wurde der Torkomplex vermutlich durch die Assyer zerstört. Allerdings behielten auch die Assyrer die hethitische Sitte bei, Löwenfiguren an Toren aufzustellen. So finden sich häufig Löwenskulpturen an den Eingängen assyrischer Tempel.[8]

Einzelnachweise

  1. A. Gustavs, In: Orientalistische Literaturzeitung (OLZ). Berlin 20.1917, 321ff. ISSN 0030-5383
  2. L. D. Levine: Two Neo-Assyrian Stelae from Iran. In: Occasional paper. Toronto 23.1972, 11ff.
  3. a b c J. D. Hawkins: Assyrians and Hittites. In: Iraq. London 36.1974, 1-2, 82. ISSN 0021-0889
  4. a b J. D. Hawkins: Assyrians and Hittites. In: Iraq. London 36.1974,1-2, 83. ISSN 0021-0889
  5. P. Hulin: The Inscriptions on the carved Throne-Base of Shalmaneser III. In: Iraq. London 25.1963,1, 48-69. ISSN 0021-0889
  6. J. D. Hawkins: Assyrians and Hittites. In: Iraq. London 36.1974,1-2, 81. ISSN 0021-0889
  7. Gelb: In: The American journal of Semitic languages and literatures (AJSL). Chicago 51.1935, 189ff. ISSN 1062-0516
  8. Katharina Bolle: Löwenstatue überdauerte unversehrt drei Jahrtausende. In: EPOC. Heidelberg 2001,5. ISSN 1865-5718

Literatur

  • J. D. Hawkins: Assyrians and Hittites. In: Iraq. London 36.1974,1/2, 67–83. ISSN 0021-0889
  • P. Hulin: The Inscriptions on the carved Throne-Base of Shalmaneser III. In: Iraq. London 25.1963,1, 48–69. ISSN 0021-0889

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