Haus Badstraße 64 (Heilbronn)

Haus Badstraße 64 (Heilbronn)
Das Haus Badstraße 64
Abbruch des Hauses Badstraße 64

Das Haus Badstraße 64 in Heilbronn, auch Villa Angele, war ein Wohnhaus im neobarocken Stil. Es wurde im Februar 2010 trotz Protesten in der Bevölkerung abgerissen.

Geschichte

Die Villa Angele wurde 1925 nach Plänen des Architekten Hermann Steus für die Unternehmerin Berta Angele im neobarocken Stil erbaut, der für das Allgäu und für Oberschwaben typisch ist.[1] Das Gebäude besaß unter anderem Erker, Balkone, halbrunde Fenster mit Schlusssteinen und ein kupferbedecktes Türmchen.[2] Angeles Familie führte hier bis 1944 eine Wäscherei mit Mangelstube. Beim Luftangriff auf Heilbronn im Zweiten Weltkrieg blieb die Villa als eines von wenigen Gebäuden in der Nähe der völlig zerstörten Kernstadt weitgehend verschont. Lediglich das Dach wurde beschädigt. Ab 1958 wohnte der Soziologe Reinhard Blomert im Gebäude, das zu dieser Zeit wieder von der Wäscherei genutzt wurde. Die Wäscherei beschäftige zwischen 30 und 50 Arbeiter, „darunter Wäscherinnen, Heizer und Fahrer“.[3] Das Gebäude war ein „direkt mit einem mittelständischen Unternehmen verbundenen Wohngebäude… aus der Gründerzeit“[3] und damit einerseits eine besondere Gattung, andererseits aber in ihrer Bauweise – Ziegel- und Sandsteinfassaden – prägend für das Gesicht Heilbronns der 1920er-Jahre.[3] Die letzte Bewohnerin, eine Künstlerin, die in der Villa ihr Atelier hatte, zog Ende 2009 aus dem Haus aus.

Ende 2009 kaufte das Unternehmen Lidl & Schwarz das Haus mit dem Plan, es abzureißen. Grund war die geplante Arrondierung der angrenzenden Kaufland-Anlage, vor dessen Warenanlieferung und internationalem Bemusterungszentrum sich das Gebäude befand. Die Firma gehört zum Firmenimperium des Heilbronner Ehrenbürgers und Stifters Dieter Schwarz, was zu Kontroversen führte. Gegen den Abriss des Wohnhauses, das in der Presse als „Stück… prägender Architektur in Heilbronn“ bezeichnet wurde,[1] setzte sich unter anderem die Bürgerbewegung Lokale Agenda 21 ein.

Abriss 2010

Der Abriss wurde unter anderem möglich, da das Gebäude nicht unter Denkmalschutz stand. Obwohl es im Inneren noch ein historisches Treppenhaus, Holzvertäfelungen und Stuck gab, schätzte die Denkmalbehörde die seit 1925 vorgenommenen Veränderungen im Haus als zu stark ein, als dass ein Abriss hätte verhindert werden müssen. Zudem war das Gebäude nach Meinung des Denkmalamtes „landesweit betrachtet nichts Besonderes […], auch der Architekt ist nur zweite Garnitur“.[4] Gleichwohl gab der Heilbronner Denkmalpfleger Joachim Henze zu bedenken, dass bei der Bewertung historischer Gebäudesubstanz der Blick auf ganz Deutschland gerichtet sei. Ein Gebäude könne nicht unter Denkmalschutz gestellt werden, „wenn [es] zwar für die Stadtgeschichte bedeutsam, aus überregionaler Sicht jedoch unwesentlich sei.“[5]

Einzelnachweise

  1. a b Rudi Fritz: Angele-Villa. Der Abriss war nicht zu verhindern. In: Stuttgarter Zeitung. 17. Februar 2010 (bei stuttgarter-zeitung.de, abgerufen am 20. Februar 2010).
  2. Kilian Krauth: Zukunft der gelben Villa ist offen. In: Heilbronner Stimme. 14. Januar 2010 (bei stimme.de, abgerufen am 23. Januar 2010).
  3. a b c kra: Das Geheimnis des Reichtums von Städten steckt in den Häusern. In: Heilbronner Stimme. 13. Januar 2010 (bei stimme.de, abgerufen am 24. Februar 2010).
  4. Kilian Krauth: Kaufland reißt gelbe Villa an der Badstraße ab. In: Heilbronner Stimme. 16. Februar 2010 (bei stimme.de, abgerufen am 18. Februar 2010).
  5. Joachim Friedl: Ober sticht Unter bei Abriss der Villa. In: Heilbronner Stimme. 13. Februar 2010 (bei stimme.de, abgerufen am 18. Februar 2010).
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