- Allgäu
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Lage des Allgäus in Deutschland Das Allgäu ist eine Landschaft und Teilregion Oberschwabens, die sich über den südlichen Teil des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben (Bayerisch-Schwaben), das äußerste südöstliche Baden-Württemberg sowie einige zu Österreich gehörende Grenzgebiete erstreckt. Es ist in der Gegenwart vor allem als Ferienregion und als Dachmarke bekannt.
Herkunft des Namens
Nach einer Theorie leitet sich der Name Allgäu vom althochdeutschen „alb“ (Berg, Bergwiese) und mittelhochdeutschen „göu“ ab, was soviel wie Landschaft, Gegend, im übertragenen Sinn auch Herrschaftsbereich bedeutet. Eine andere These geht davon aus, dass mit „gäu“ nicht der „Gau“ gemeint ist, sondern dass die zweite Silbe von Ge-Äu kommt, also für mehrere Auen steht (analog wie mehrere Berge zum Gebirge werden).[1] In diesem Fall wäre die Bedeutung etwa mit „bergige Landschaft mit viel Wasser und Wiesen“ anzugeben.
Geologie
Die Allgäuer Berge und mit ihnen das gesamte Gebirge der Alpen sind Ausdruck eines Prozesses, der vor etwa 200 Millionen Jahren begann, als sich infolge gewaltiger plattentektonischer Kräfte im Erdmantel das Gebirge der Alpen aufzufalten begann und aus dem Urmeer Tethys der Meeresboden nach oben gedrückt wurde. Die Allgäuer Alpen sind aus unterschiedlichen Sedimentgesteinen aufgebaut, die sich überwiegend während des Erdmittelalters abgelagert haben. Siehe Allgäuer Alpen, Abschnitt Geologie.
Das Alpenvorland zwischen Lech und Bodensee ist dagegen ein von der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren geprägtes, aus Moränenwällen bestehendes Berg- und Hügelland. Dabei reichen die Moränenhügel des Lech-Gletschers bis in die Gegend des heutigen Kaufbeuren, die des Illergletschers bis zu einer Linie Legau–Bad Grönenbach–Obergünzburg und das Geschiebe des Rheingletschers findet sich bis in die Gegend von Leutkirch.
Ein Merkmal der Moränenlandschaft im Allgäu sind die in Mulden zurückgebliebenen Seen und Hochmoore, sowie die besonders im Westallgäu anzutreffenden Tobel.
Umgrenzung und Teilregionen
Das Allgäu ist eine Teilregion von Oberschwaben und hat keine streng definierte geographische Begrenzung, oft geht es fließend in die benachbarten Landschaften über. Insbesondere nach Westen und Norden ist dies der Fall. Allerdings gibt es einen Bereich, der in der Fachliteratur als Urallgäu gilt. Dieses wird in einer gedachten Linie gezogen, welche von Rohrsee, Riedlings, Diepoldshofen, Herlazhofen, Friesenhofen, Legau, Altusried, Ziegelberg, Ittelsburg, Schrattenbach, Wagegg, Immental, Günzach, Hochgreut, Westenried, Neuenried, Salenwang, Kaufbeuren, Mauerstetten, Ödwang, Ingenried und Hohenfurch führt.[2] Für größere Ausdehnungen des Allgäus werden von verschiedenen Forschern als Kriterien beispielsweise die landwirtschaftliche Bewirtschaftungsform, hier vor allem die Milchwirtschaftsgrenze, die Sprache, Bauart und Lebensweise der Menschen herangezogen. Ebenfalls wird teilweise die Niederschlagsmenge betrachtet, was in Zusammenhang mit der Lage unmittelbar vor dem Gebirge der Alpen und der Meereshöhe von über etwa 600 Metern steht, in der sich die Voralpenlandschaft des Allgäus befindet.
Im Süden ist die Landschaft durch den Hauptkamm der Allgäuer Alpen relativ eindeutig abgegrenzt. Nach Osten stellt der Flusslauf des Lech im Wesentlichen die Grenze dar, wobei im südlichen Ostallgäu der Bereich etwas nach Osten zu den Ammergauer Alpen hin ausgedehnt ist.
Gelegentlich herrscht Uneinigkeit darüber, welche Orte im Randbereich noch zum Allgäu zu zählen sind. Meist wird aus Gründen einer angenommenen Attraktivitätssteigerung vor allem in touristischer Hinsicht mit der Marke Allgäu die Zugehörigkeit recht großzügig ausgelegt. Allerdings war der Begriff des Allgäus bereits im Laufe der Geschichte nicht statisch, sondern unterlag einer Wandlung.
Hinsichtlich der ursprünglichen Bezeichnung Allgäu unterscheidet man seit der Gebietsreform von 1972/73 die Landkreise Ostallgäu, Oberallgäu, Unterallgäu und Westallgäu. Hierbei wurden die gleichnamigen Landkreise Ostallgäu, Oberallgäu, Unterallgäu und Lindau gebildet. Die Ausdehnung des Unterallgäus ist aber nicht mit dem Landkreis gleichzusetzen. In der Umgangssprache wird das Unterland als der Bereich zwischen Immenstadt und Dietmannsried gemeint, der Landkreis reicht jedoch weit in das mittelschwäbische Gebiet hinein. So liegen vom Landkreis Unterallgäu nur etwa 2 Prozent des Gebietes auf Allgäuer Flur. Der Begriff Unterallgäu ist erst mit der Gebietsreform für diese Region erfunden worden. In keiner der alten Schriften ist von einem solchen Namen für diesen Bereich die Rede. Im Weingartener Vertrag wird das Niedere Allgäu für den Bereich um Wangen gebraucht. Dagegen können zum Ostallgäu auch Orte aus dem oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau gezählt werden, und dem Oberallgäu werden Gebiete aus den angrenzenden österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol zugerechnet, wie das Kleine Walsertal, die Tiroler Exklave Jungholz und das Tannheimer Tal. Die Auffassung, dass dem Allgäu auch österreichische Gebiete angehören, ist jedoch teilweise umstritten.
Oft werden mit den Teilregionen nicht vorrangig die Landkreise gemeint, sondern unscharf abgegrenzte, ineinander übergehende landschaftliche Bereiche. In dieser Hinsicht wird mit Oberallgäu je nach Zusammenhang entweder nur das Gebiet der Allgäuer Alpen mit dem unmittelbaren Vorland verstanden, das etwa im ehemaligen Landkreis Sonthofen gelegen ist, oder aber sich bis zur Gegend etwas nördlich von Kempten ausdehnt. Das nördlich von Kempten sich anschließende Hügelland wird heute als das Unterallgäu bezeichnet. Das im Osten des Allgäus an Oberbayern angrenzende Alpenvorland, etwa im Bereich der Flüsse Wertach und Lech wird Ostallgäu genannt.
Das Westallgäu gehört zum größeren Teil zu Baden-Württemberg (Württembergisches Allgäu). Es besteht aus Teilen des bayerischen Landkreises Lindau sowie jenem Teil des württembergischen Landkreises Ravensburg, der bis zur baden-württembergischen Gebietsreform den Landkreis Wangen gebildet hatte.
Städte und größere Orte
Die Städte Memmingen, Mindelheim sowie der Markt Ottobeuren werden erst seit einigen Jahrzehnten über die sogenannte Heuschreckengrenze durch Alfred Weitnauer dem Allgäu zugerechnet. Vor allem der Heimatpfleger Alfred Weitnauer plädierte hier für eine Zugehörigkeit, während in der älteren Literatur und vom Allgäu-Forscher Otto Merkt davon nicht die Rede ist. Die früher zum Illergau, dann zu Oberschwaben gehörenden Orte schmücken sich vor allem aus touristischen Gründen mit dem Titel im Allgäu. Diese Zugehörigkeit kann auch heute noch an den für Oberschwaben typischen Bauwerken und der Sprache gesehen werden.[3] Einen weiteren Sonderfall stellt die Stadt Mindelheim dar. In der Literatur ebenfalls nicht zum Allgäu gerechnet, wurde sie 1972 im Zuge der Gebietsreform der Verwaltungssitz des neu gebildeten Landkreises Unterallgäu und gehört seitdem zumindest in dieser Eigenschaft zum Allgäu. Bad Wörishofen im Landkreis Unterallgäu gehört ebenfalls nicht zum Allgäuer Landschaftsbereich, schmückt sich aus touristischen Gründen aber ebenfalls mit dem Titel im Allgäu.
Geschichte
Frühgeschichte (bis 8. Jahrhundert n. Chr.)
Um 7000 vor Christus lebten Steinzeitmenschen im Allgäu, was durch Funde im Kleinwalsertal belegt ist. Etwa 1200 vor Christus wurden mit den Illyrer das erste namentlich bekannte Volk in diesem Gebiet nachgewiesen. Etwa 500 vor Christus hat die keltische Besiedlung im Gebiet nördlich der Alpen begonnen. Dabei waren die Keltischen Stämme (von den Römern Vindeliker – genauer Estionen und Likatier – genannt) von Westen her eingewandert.
Etwa 15 vor Christus hatten die römischen Feldherrn Drusus und Tiberius die Kelten auch im Gebiet des heutigen Allgäu unterworfen. Zudem wurde eine offene römischen Marktsiedlung auf dem Lindenberg bei Kempten (Cambodunum) gegründet. „Cambodunum“ wird Garnisonsstadt. Das Allgäu gehörte der römischen Provinz Rätien an. Im Jahr 18 nach Christus erwähnte der griech. Geograph Strabon die Keltenstadt „Kambódunoum“ nördlich der Alpen.
Im Jahr 233 durchbrachen die germanischen Alemannen und Sueben erstmals den Limes und besetzten das Land beiderseits des Rheins bis zu den Alpen. Dabei wurde die Römerstadt Cambodunum (Kempten) zerstört. Die Zerstörung dieser Stadt wurde nochmal von 259 bis 260 durchgeführt. Im Jahr 488 verließen die letzten regulären römischen Truppen auf Befehl Odoakers die Region. Mit ihnen emigrieren viele romanische Siedler nach Italien. Die Alemannen nehmen deren Platz ein und siedeln sich an. Das Gebiet wurde in alemannische und suebische Gaue eingeteilt. 536 wurden die Alemannen von den Franken unterworfen.
Vom 6. bis zum 9. Jahrhundert fand eine Christianisierung der Alemannen statt. 764 wurde das Benediktinerkloster Ottobeuren gegründet. 771 wurde die alemannische Herzogstochter Hildegard die zweite Gemahlin des Frankenkönigs und späteren Kaisers Karl des Großen. 773 wurde das Kloster Kempten gegründet.
Mittelalter (bis 17. Jahrhundert)
Im Jahr 817 wurde das Allgäu in einer St. Gallener Urkunde zum ersten Mal urkundlich als „Albigauge“ (später „Albigoi“) erwähnt. 1079 wurden die Staufer Herzöge von Schwaben. Vom 11. bis Mitte 13. Jahrhundert lebten die Welfen und Staufer. Im Jahr 1241 wurden Memmingen, Kaufbeuren und Kempten Reichsstädte. 1268 wurde auch Leutkirch eine Reichsstadt. Gleichzeitig begann mit dem Tod Konradins, dem letzten Staufer, die territoriale Zersplitterung. Der Bischof von Augsburg, der Fürstabt von Kempten, mehrere Reichsstifte, Reichsstädte, Grafen und Ritter wurden Herren im Gebiet des heutigen Allgäu.
Im Jahr 1348 wurde Wangen eine Reichsstadt. 1365 betraf dies auch Isny. 1488 wurde der „Schwäbische Bund“ als Vereinigung der schwäbischen Reichsstädte gegründet. 1496 fand der erste Reichstag in Lindau statt. Im Jahre 1500 wurde der Schwäbische Reichskreis, der siebte der zehn Reichskreise, der bis 1803 bestand, geschaffen. 1525 brach der Bauernkrieg im Kemptener Gebiet aus, wo der geistige Mittelpunkt in Memmingen war. Dort wurden die Forderungen der Bauern koordiniert, formuliert und als die Zwölf Artikel veröffentlicht; sie gelten als die erste Niederschrift von Menschenrechten in Europa. 1527 bekennen sich die Reichsstädte Kaufbeuren und Kempten zur Luthers Lehre.
Im Jahr 1533 wurde der Schwäbische Bund aufgelöst. Gleichzeitig bekennt sich auch Memmingen zur lutherischen Lehre.
1543 gründen die Mönche von Ottobeuren auf Veranlassung des Kemptener Fürstabts Wolfgang von Grünenstein eine eigene Universität („Academia Ottemburana“).[4] Im Jahr 1555 fand der Augsburger Religionsfrieden statt. Von 1618 bis 1648 brachte der Dreißigjährige Krieg Elend, Plünderung und Zerstörung auch über das Allgäu. Dabei besetzten 1632 Schwedische Truppen das Stift Kempten und zerstörten Kloster und Kirche. Die Schweden erlitten 1634 die entscheidende Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen. Von 1639 bis 1673 wurden die St.-Lorenz-Kirche und die Stiftsgebäude in Kempten gebaut.
18. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg
Von 1701 bis 1713/14 brachte der Spanische Erbfolgekrieg Belagerungen und Verwüstungen mit sich. In der Zeit fand auch der Bau der Klosterkirche St. Mang in Füssen statt, die 1717 fertig gestellt wurde. 1704 erwarb Bayern die Herrschaft Mindelheim. 1711 begannen die Bauarbeiten an der Klosteranlage Ottobeuren, 1737 an deren Klosterkirche. 1742 wurden die Prunkräume in der Residenz Kempten vollendet. Gegen Ende des 18. Jahrhundert erreichte die Vereinödung im Allgäu ihren Höhepunkt.[5]
Im Jahr 1796 zog die französische Revolutionsarmee in Memmingen und Kempten ein. 1802 und 1803 fand die Säkularisation statt.
Von 1803 bis 1810 wurde das Territorium durch Napoleon neugegliedert. Der bayerische Kurfürst erhielt den schwäbischen Besitz von der Donau bis zum Bodensee. Das Allgäu wurde dabei in einen württembergischen und einen bayerischen Teil geteilt. 1808 wurde das bayerische Schwaben in drei Kreise aufgeteilt, Hauptstädte wurden Ulm, Augsburg und Kempten. 1818 wurde die Reichs- und die Stiftstadt Kempten endgültig zu einer Stadt vereinigt. 1837 wurde Augsburg Regierungssitz des Bezirkes Schwaben.
Im Jahr 1847 wurde das Allgäu mit der Bahnstrecke Augsburg–Kaufbeuren an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Schienenweg wurde 1852 bis Kempten, ein Jahr später bis Lindau verlängert.
Im selben Jahr errichtete Caspar Honegger eine mechanische, durch Wasserkraft betriebenen Spinnerei und Weberei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden weitere Fabriken zur Textilverarbeitung und im Maschinenbau. Mitte des 19. Jahrhundert wurde aus dem „blauen“ Allgäu des Flachsanbaus das „grüne“ Allgäu der Milchwirtschaft. 1869 begannen die Bauarbeiten für Schloss Neuschwanstein. Um 1877 kamen die ersten „Sommerfrischler“ ins Allgäu, damit begann der Tourismus. 1921 wurde die „Allgäuer Butter- und Käsebörse“ in Kempten errichtet.
Im Jahr 1943 richteten die Nationalsozialisten in einem Ortsteil der Gemeinde Durach das Außenlager Weidach des Konzentrationslagers Dachau ein.
1945 bis heute
Im Jahr 1945 wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges das Gebiet des Allgäus von französischen und amerikanischen Truppen besetzt. 1950 fand die „Süddeutsche Butter- und Käse-Börse“ statt. Etwa ab 1960 wurde die Technisierung in der Landwirtschaft und agrarpolitische Rahmenbedingungen durch die EG verstärkt. 1972 fand eine Gebietsreform statt. Dabei wurden Landkreise und Gemeinden im bayerischen Teil des Allgäus neu gegliedert. 1978 eröffnete die Fachhochschule Kempten.
Wirtschaft
Der Tourismus stellt inzwischen einen Wirtschaftsfaktor dar, dessen Bedeutung in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen hat. Einen weiteren Wirtschaftsfaktor stellt die Landwirtschaft dar, wobei heute die Grünlandwirtschaft mit Milcherzeugung den Hauptanteil darstellen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war im Allgäu der Flachsanbau verbreitet. Der Ausdruck vom „blauen Allgäu“ stammt aus dieser Zeit, der auf den blau blühenden Flachs zurückzuführen ist. Dieser wurde von den Leinenwebern zu Textilien weiterverarbeitet.
Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich daraus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die textilverarbeitende Industrie, die ihre Bedeutung am Ende des 20. Jahrhunderts wieder verlor. Eine weitere Branche, die im Gegensatz dazu bis heute im Allgäu vertreten ist, stammt aus dieser Zeit und ist der Maschinenbau. In einigen Orten entwickelten sich Spezialhandwerke, beispielsweise der Lauten- und Geigenbau in Füssen oder das Hutmacherhandwerk in Lindenberg, wobei das heute nur noch historische Bedeutung hat. Im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz siedelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Glasschmuckindustrie an.
Gegenwärtig gibt es im Allgäu eine überwiegend mittelständisch orientierte Wirtschaft in unterschiedlichen Branchen und Großbetriebe im Maschinenbau, in der Elektrotechnik und der Nahrungsmittelverarbeitung.
Infrastruktur
An das Luftverkehrsnetz ist das Allgäu über den Flughafen Memmingen angeschlossen. Der auch als Flughafen München-West vermarktete Airport liegt rund 110 km von der bayerischen Landeshauptstadt entfernt. Die Kapazität des Terminals beträgt seit Mai 2010 rund 1,5 Millionen Passagiere. Die mit Abstand bedeutendste Fluggesellschaft für den Flughafen ist Ryanair.
Das Allgäuer Straßennetz kennzeichnet sich vor allem durch die Bundesautobahn 96, die Bundesautobahn 980 sowie die Bundesautobahn 7. Die A 7 wurde seit 1992 in mehreren Bauabschnitten durch den Landkreis Ostallgäu bis Füssen verlängert. Weitere Hauptverkehrsadern sind die Bundesstraße 12, Bundesstraße 18 und Bundesstraße 19.
Zum Allgäuer Nahverkehrsnetz zählen die Bayerische Allgäubahn und die Württembergische Allgäubahn. Wichtige Verkehrsgesellschaften sind der Regionalverkehr Allgäu, die Verkehrsgemeinschaft Kempten, der Verkehrsverbund Mittelschwaben und die Verkehrsgemeinschaft Oberallgäu.
Gewässer
Fließgewässer
Durch das Allgäu erstreckt sich eine europäische Hauptwasserscheide, das bedeutet, dass ein Teil der Fließgewässer über Bodensee und Rhein zur Nordsee hin abfließen und ein Teil über das Flusssystem der Donau zum Schwarzen Meer. Zu letzterem Teil gehören als Nebenflüsse der Donau die Flüsse Iller und Lech, sowie als Nebenfluss des Lech die Wertach. Durch das Westallgäu fließen die Obere Argen und Untere Argen, welche in den Bodensee münden.
Seen
Als Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit gibt es im Allgäu zahlreiche kleine und größere Seen. Zu den bedeutenderen gehören bei Immenstadt der Große Alpsee und im Ostallgäu der Hopfensee. Daneben gibt es noch einige künstlich angelegte größere Seen, wie den durch das Wasser des Lech aufgestauten Forggensee, den Rottachsee und den Grüntensee.
Ferner finden sich vor allem im Voralpenland, wie auch vereinzelt im Gebirge, unzählige kleinere Seen und Weiher. Zu den landschaftlich besonders reizvollen Beispielen zählen unter anderem der Weißensee, der Alatsee und der Niedersonthofener See, sowie als angelegte Staubecken der Eschacher Weiher und der Schwaltenweiher.
Berge
Im Süden ist das Allgäu alpin geprägt. Es besitzt den überwiegenden Anteil an der Gebirgsgruppe der Allgäuer Alpen und im südlichen Osten einen kleinen Anteil am Ammergebirge und im Westen am Bregenzerwald. Die höchsten Gipfel des Allgäus liegen im Zentralen Hauptkamm der Allgäuer Alpen. In einem Seitenkamm davon, der Hornbachkette, die in Tiroler Gebiet hineinragt, befindet sich nahe der Grenze zu Bayern der höchste Berg der Allgäuer Alpen, der Große Krottenkopf mit 2657 Metern Höhe. Der zweithöchste Gipfel, ebenfalls in Tirol gelegen, ist das Hohe Licht mit 2652 Metern. Viele Berge des Hauptkammes befinden sich direkt auf der deutsch-österreichischen Grenze.
In den Allgäuer Alpen liegen viele besonders markante Gipfel. Zu ihnen gehören der Hochvogel, die Trettachspitze, die Mädelegabel, der Widderstein und der Hohe Ifen. Ebenfalls dazu gezählt werden können die Höfats und der Schneck. Der Bereich dieser zwei Berge ist aufgrund ihrer Geologie einzigartig in den Ostalpen. Zudem sind Höfats und Schneck für ihren Reichtum an Gebirgsblumen berühmt.
Aufgrund der guten Erreichbarkeit durch die Seilbahn gehört das Nebelhorn zu den bekannten Bergen des Allgäus. Es eignet sich als Ausgangspunkt für viele Bergtouren. Das Haldenwanger Eck in der Nähe des Biberkopfes markiert den südlichsten Punkt Deutschlands. Ein großer Bereich der Allgäuer Alpen gehört zu den Naturschutzgebieten Allgäuer Hochalpen und Hoher Ifen.
Bei Wanderern sehr beliebt sind die Berge der Allgäuer Voralpen. Dazu gehören im Westen die Berge der Nagelfluhkette und im Osten der Grünten und das Wertacher Hörnle. Als Ausläufer der Alpen oder als Moränenhügel finden sich im Alpenvorland des Allgäus zahlreiche Berge mit mittelgebirgsartiger Ausprägung.
Tourismus
Das Allgäu zählt ganzjährig zu den beliebtesten Touristenregionen in Deutschland. Die Natur- und Kulturlandschaft zieht hunderttausende Gäste jährlich an. Vor allem die Vielseitigkeit der Region wird geschätzt. Von Alpinsport über Wassersport sind zahllose Aktivitäten möglich. Das Allgäu ist darüber hinaus Deutschlands größtes Wintersportzentrum. Neben Alpinem Skisport und Eislauf ist auch Langlauf auf einem weit ausgedehnten Loipennetz möglich. Auch zum Skibergsteigen, Mountainbiken und Sportklettern bietet das Allgäu zahlreiche Möglichkeiten. Im Gegensatz zum benachbarten Tirol wird das touristische Potential kaum genutzt oder gar beworben, da Freizeitsport im Allgäu aus Jagdgründen als Problem betrachtet wird.[6]
Kunst und Kultur
Außerdem gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten kultureller und kunstgeschichtlicher Art. Das weltweit bekannte Schloss Neuschwanstein befindet sich beispielsweise in dieser Region, auch wenn größtenteils nicht die Landschaft des Allgäus, sondern das Land Bayern damit in Zusammenhang gebracht wird. Ferner sind die in weiten Teilen noch erhaltenen historischen Altstädte von Memmingen und Wangen von touristischer Bedeutung, aber auch die Städte Isny, Füssen, Kaufbeuren und Kempten, sowie Ottobeuren mit seiner Klosterkirche. Zu den bedeutenden römischen Hinterlassenschaften in den ländlichen Regionen gehören die Römerstraße Via Claudia Augusta, einige ergrabene Gutshöfe (Villae rusticae) sowie Reste der Siedlung am Tegelberg.
Landschaft
Eine wesentliche Rolle für den Tourismus spielt die Landschaft des Allgäus mit seinen Bergen, Seen und Naturdenkmälern. Besonders reich sind das Ober- und das Westallgäu damit ausgestattet. Als Beispiele aus dem Oberallgäu sind zu erwähnen der Grünten, auch als Wächter des Allgäus bezeichnet, der Blender bei Kempten, der Illerursprung und die Breitachklamm bei Oberstdorf, die Starzlachklamm bei Burgberg, die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein und das Gottesackerplateau im Kleinen Walsertal. Im Westallgäu sind zu finden unter anderem der Schwarze Grat, die Scheidegger Wasserfälle, der Eistobel bei Isny und das Wurzacher Ried.
Eine umfassende Aussicht auf das Ostallgäu hat man vom Auerberg aus. Weitere Geotope im Allgäu sind der Lechfall bei Füssen und der Illerdurchbruch bei Altusried.
In den Allgäuer Bergen werden sowohl in den Sommermonaten als auch im Winter viele Arten von Berg- und Wintersport betrieben. Bergbahnen erschließen die hochalpinen Gebiete auch für Nichtalpinisten, z. B. am Tegelberg, Breitenberg, Nebelhorn, Fellhorn und dem Hochgrat.
Ferienstraßen
Folgende Ferienstraßen führen durch das Allgäu:
- Deutsche Alpenstraße (westlicher Teil)
- Mühlenstraße Oberschwaben
- Oberschwäbische Barockstraße
- Romantische Straße (südliches Ende)
- Schwäbische Bäderstraße
Reiseberichte verwenden gelegentlich die oft lobend gemeinte Formulierung „wie im Allgäu“. Sie taucht z. B. bei Landschaftsbeschreibungen Islands, Chiles, Südafrikas und Hessens sowie zu vielen anderen Gegenden auf.
Weitere touristische Ziele
- Burgruine Falkenstein bei Pfronten
- Burgruinen Eisenberg und Hohenfreyberg im Ostallgäu
- Allgäu Skyline Park
Dialekt
Im Allgäu wird vielerorts noch Dialekt gesprochen, vor allem von der mittleren und der älteren Generation und insbesondere auf den Dörfern. Auch wenn alle im Allgäu gesprochenen Dialekte dem alemannischen Sprachbereich angehören und sich damit sprachlich nahestehen, kann man eigentlich nicht von einem gemeinsamen „Allgäuerisch“ sprechen. Denn während die Dialekte im Westallgäu und im südlichen Oberallgäu niederalemannisch sind und damit vor allem dem südlich benachbarten, niederalemannischen Teil des Vorarlbergischen ähneln, sind die Dialekte in der Mitte, im Osten und im Norden des Allgäus dem Schwäbischen zuzurechnen.
Spezialitäten der regionalen Küche
Die traditionelle Allgäuer Küche ist gekennzeichnet durch die Zutaten, die es in früheren, eher ärmlichen Zeiten in der Region ausreichend und billig gab. Das waren vor allem Eier, Mehl, Milch, Fett und Sauerkraut und was im Bauerngarten an Kräutern und Gemüse gewachsen ist. Dementsprechend gibt es ein breites Spektrum von Mehlspeisen und anderen einfachen Gerichten, bei denen die Materialkosten gering sind, die aber trotzdem gut schmecken und einen hohen Nährwert haben.
Einige Beispiele:
- Mehlspeisen:
- Kässpatzen
- Krautspätzle
- Kratzat
- Schleifernudla (ähnlich wie Schupfnudeln, aber Teig aus Weizenmehl)
- Süßspeisen:
- Nonnafürzle (kleine Teigknödel in heißem Fett goldbraun gebacken)
- Versoffene Jungfern (in schwimmendem Fett ausgebackene Teigstückchen, die anschließend mit heißem Most oder Wein übergossen werden)
- Verschiedenes:
- Brenntar oder Schwarz-Mus (Habermus mit gerösteten Kartoffeln)
- Katzegschrei (Rindfleischgröstl)
Bedeutsame Persönlichkeiten
- Johann Jakob Herkomer (* 1648 oder 1652 in Sameister bei Roßhaupten; † 1717 in Füssen), Baumeister, Maler, Bildhauer und Stuckateur des Barock
- Johann Georg Fischer (* 1673 in Marktoberdorf; † 1747 in Füssen), Baumeister des Barock
- Johann Georg Specht (* 1720 in Lindenberg im Allgäu; † 1803), Baumeister und Architekt
- Johann Althaus (* 1798 in Lauperswil im Emmental/Schweiz; † 1876 in Sonthofen), Sennermeister und Käsepionier
- Carl Hirnbein (* 1807 in Wilhams; † 1871), Großbauer, Politiker und Begründer der Milchwirtschaft im Allgäu
- Sebastian Kneipp (* 1821 in Stephansried; † 1897 in Wörishofen), Pfarrer und Hydrotherapeut
- Ludwig Ganghofer (* 7. Juli 1855 in Kaufbeuren; † 24. Juli 1920 in Tegernsee), Schriftsteller und Erfinder
- Otto Merkt (* 1877 in Kempten (Allgäu); † 1951 in Kempten (Allgäu)), Kommunalpolitiker und Heimatforscher
- Peter Dörfler (* 1878 in Untergermaringen; † 1955 in München), Priester und Heimatdichter
- Alfred Weitnauer (* 1905 in Kempten (Allgäu); † 1974 in Obergünzburg), Schriftsteller, Heimatpfleger, Historiker und Volkskundler
- Michael Bredl (* 1916; † 1999 in Hindelang), Volksmusiker
Weitere mit dem Allgäu verbundene Personen, siehe Kategorie:Person (Allgäu)
Umgebung
Landschaftlich und sprachlich können auch Teile des benachbarten österreichischen Vorarlbergs (Kleinwalsertal) und Tirols (Außerfern / Bezirk Reutte) zum Allgäu gerechnet werden. Weitere Nachbarlandschaften sind der Bregenzerwald, die Bodenseeregion, Oberschwaben, Mittelschwaben und das bayerische Oberland mit dem Pfaffenwinkel.
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Allgäu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Allgäu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Hilmar Sturm: Das Allgäu Ein erster Überblick und weitere Literatur
Literatur
- Franz Ludwig Baumann: Geschichte des Allgäus, 3 Bände. Kempten (Allgäu) 1883 ff., Neudruck Aalen 1971 f. (4. Band: Das 19. Jahrhundert von Josef Rottenkolber, Kempten (Allgäu) 1938, Neudruck Aalen 1973)
- Franz X. Bogner: Allgäu und Iller aus der Luft. Theiss-Verlag 2009. ISBN 978-3-8062-2236-4.
- Ulrich Crämer: Das Allgäu – Werden und Wesen eines Landschaftsbegriffs, Forschungen zur Deutschen Landeskunde. Verlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1954.
- Lydia L. Dewiel: Das Allgäu: Städte, Klöster und Wallfahrtskirchen zwischen Bodensee und Lech, DuMont, Köln 1985.
- Walter Jahn: Strukturwandel und Abgrenzung der voralpinen Allgäuer Kulturlandschaft. Kempten (Allgäu) 1954 (= Allgäuer Heimatbücher, Verlag für Heimatpflege; zugleich in den Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in München, 39. Band, 1954)
- Alfred Schädler: Allgäu (Deutsche Lande – Deutsche Kunst). München/Berlin 1959
- Herbert Scholz: Bau und Werden der Allgäuer Landschaft, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1995.
- Wolfgang Wüst: Salz und Wein. Transalpines Lebenselixier für das Allgäu und seine Nachbarregion, in: Otto Kettemann (Hg.), „Droben im Allgäu, wo das Brot ein End’ hat“. Zur Kulturgeschichte einer Region. Begleitband zur Sonderausstellung, Kronburg-Illerbeuren 2000, S. 139-150, S. 472-474.
- Alfred Weitnauer: Bei uns im Allgäu, Verlag für Heimatpflege, Kempten (Allgäu)
- Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik, 3 Textbände und 1 Bildband, Verlag für Heimatpflege, Kempten (Allgäu) 1964–1972
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Weitnauer: Bei uns im Allgäu, Verlag für Heimatpflege, 5. Auflage, Kempten (Allgäu) 1965, Seite 38
- ↑ Crämer, Seite 129
- ↑ siehe Bauernhof (Oberschwaben), Ferdinand Eggman: Die Geschichte des Illerthales. J.F. Ling, Ulm 1862., Joachim Jahn und andere: Die Geschichte der Stadt Memmingen – Von den Anfängen bis zum Ende der Reichsstadt. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1315-1., Ein Reisebericht von der schwäbischsten aller bayerischen Städte, Memmingen auf Spiegel.de, Memminger Zeitung vom 27. Januar 2009 – Seite 30 „Dialekt stiftet Identität“
- ↑ Die erste Universität in Bayerisch-Schwaben stand nicht in Augsburg Universität Augsburg
- ↑ Amt für Landwirtschaft und Forsten, Kempten (Allgäu)
- ↑ „Freizeitsportler sind das Problem“ Alfons Zeller, Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu/Bayrisch Schwaben, in der Allgäuer Zeitung vom 31. Mai 2010, Allgäuer Zeitung, Lokalteil Immenstadt
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