Titan (1941)

Titan (1941)
Titan im Long Beach Naval Shipyard 1993

Titan ist der heutige Name eines Schwimmkrans der Autoridad del Canal de Panamá (ACP, panamaische Kanalbehörde), der vor allem unter dem Spitznamen Herman the German bekannt ist. Ursprünglich wurde er von der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg als einer von drei[1] oder vier[2] baugleichen Kränen genutzt. Bei seiner Inbetriebnahme zählte der Kran zu den leistungsstärksten seiner Art. Die US Navy nutzte den Kran nach Kriegsende unter der Bezeichnung 350T GERCRANE (YD 171) bis 1994.[3]

Inhaltsverzeichnis

Technische Daten[2]

Titan besitzt eine Tragkraft von 350 t an seinen Hebeösen. Die Spitze des Hauptarms ragt 114 m über die Wasseroberfläche und allein dieser Hauptarm wiegt 400 t. Das Gesamtgewicht des Krans beträgt inklusive fest verbundenem Ponton 5000 t. Der Ponton hat die Maße 62x33x5 Meter mit einem Tiefgang von etwas über drei Metern. Der Kran hat einen Voith-Schneider-Antrieb mit drei Propellern, der eine Geschwindigkeit von acht Knoten ermöglicht und für den hafennahen Fahrbetrieb ausgelegt ist.

Die benötigte Elektrizität des elektro-hydraulischen Krans wird mit Hilfe von drei 900 PS starken Dieselgeneratoren gewährleistet. Nahezu 13 Kilometer Kabel sind im Kran verlegt. Seine Stabilität erhält der Kran durch ein 400 t-Gegengewicht unter der Maschinenanlage und ein 200 t-Gegengewicht am Hauptträger. Der gesamte Tragabschnitt des Krans ruht auf einem Aufleger mit 18,5 m Durchmesser.

Es sind Quartiere für bis zu 28 Personen auf dem Schwimmkran vorgesehen und die Kransteuerung befindet sich in 27 Metern Höhe.

Geschichte

Im Laufe seiner Betriebszeit wurde der Schwimmkran an drei verschiedenen Orten ab- und wieder aufgebaut.

Zweiter Weltkrieg und Reparation

Die deutsche Kriegsmarine benötigte im Verlauf des Krieges immer größere Schiffe und Schiffsteile. Um die U-Boot-Waffe schneller und flexibler aufbauen zu können, wurden große Segmente entworfen, die dann in Sektionsbauweise zusammengesetzt wurden. Da diese Segmente nach und nach das Lastvermögen der existierenden Kräne überstiegen und der Zusammenbau wegen der Bombardierungen auch manchmal verlagert werden musste, wurden vier dieser Schwimmkräne in Auftrag gegeben.

Sie wurden 1941 von MAN gebaut[4] und anschließend an die größten Marinehäfen Deutschlands verfrachtet. Der Schwimmkran Titan[A 1] tat seinen Dienst zunächst in Bremerhaven.[2] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Kräne von den Siegermächten als Reparationsleistung demontiert und mitgenommen.

YD 171 wurde 1945 von amerikanischen Truppen in Bremerhaven demontiert und im Schleppverfahren quer über den Atlantik und durch den Panamakanal transportiert. Das war insofern ein sehr riskantes Manöver, als ein weiterer Kran beim Versuch, ihn über den Ärmelkanal zu schleppen, kenterte.[5] Der dritte Kran wurde von der Sowjetunion beansprucht, nach der Demontage gelang es nicht, ihn wieder in Betrieb zu nehmen.[1] Der Verbleib des vierten Krans ist unbekannt.

Einsatz in den USA

Modernisierung von USS Missouri, rechts im Hintergrund der Kranarm des Titan

Nach seiner Reise über den Atlantik passierte YD 171 zum ersten Mal den Panamakanal. An der engsten Stelle blieben zwischen dem Kran-Ponton und den Kanalmauern nur etwa jeweils 7,5 cm Platz. Anschließend kam er an seinen Einsatzort im Long Beach Naval Shipyard. Dort wurden die defekten Teile des Krans ersetzt, und er wurde mithilfe des Schiffskrans der USS Kearsarge aufgebaut. Der Ponton wurde dazu in ein Trockendock gebracht und so weit abgesenkt, dass man den Kran in seiner vollen Höhe wieder vollständig zusammenbauen konnte.[2]

Als das Flugboot Hughes H4 Spruce Goose 1992 ins Evergreen Aviation & Space Museum kommen sollte, wurde die Titan eingesetzt, um es zunächst für zwei Tage an Land zu hieven und anschließend auf einen Schwimmponton zu befördern.[6]

Panamakanal

Das Schwergutschiff Swan (früher SeaSwan), das den Titan 1996 nach Panama transportierte

In den frühen 1990er Jahren wurde die Marinewerft in Long Beach geschlossen; der technisch immer noch funktionsfähige Schwimmkran YD 171 wurde zum Verkauf angeboten. Der Defense Reutilization and Marketing Service (DRMS) fand die Panamakanalgesellschaft als Käufer, denn am Panamakanal benötigte man einen starken Schwimmkran für die Schleusentorwartung[7] und bei dem Kanalausbauprojekt[8]. Der Verkauf fand am 19. September 1994 statt und die Reiseroute wurde ausgearbeitet. Aufgrund fehlender Werftkapazität in Panama war es nicht möglich, den Kran vor dem Transport zu demontieren und vor Ort wieder aufzubauen. Deshalb wurde er auf dem Transportschiff Sea Swan nach Panama gebracht.[9]

Im aufrechten Zustand konnte der Kran nicht unter der Puente de las Américas hindurchfahren. Die Möglichkeit, das Mittelteil der Brücke anzuheben und später wieder aufzusetzen, wurde wegen der erwarteten Kosten von zwei Millionen US-Dollar verworfen. Somit blieb nur noch die Möglichkeit einer Teildemontage, bei der der Kran mit eigenen Mitteln wieder aufgebaut werden konnte. Es genügte dafür, die Verbindung des Hauptträgers zum Aufleger zu trennen und ihn dadurch im Winkel auf 24° zu neigen, so dass der Kran unter der Brücke hindurchfahren konnte.[10] Anhand einer FEM-Analyse wurde überprüft, ob die beim Transport auftretenden dynamischen Lasten für Schäden in der Struktur sorgen würden und sie wurde daher sicherheitshalber verstärkt. Die Firma SeaTeam Heavy Lift of Oslo bekam den Transportauftrag und transportierte den Kran auf dem Float-on/Float-off-Schiff, der Sea Swan. Am 19. Mai 1996 wurde der Kran aufgeladen und die Reise mit der Sea Swan begann am 22. Mai 1996. Am Ende des selben Monats wurde der Kran abgeladen und den neuen Besitzern übergeben.[9]

Weblinks

 Commons: Schwimmkran Titan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Michael D. White: The Port of Long Beach. Arcadia Publishing 2009. ISBN 0-7385-6985-2. online, abgerufen am 7. Januar 2011
  2. a b c d Popular Mechanics: It takes one crane to assemble a bigger one, Ausgabe von September 1948, abgerufen am 5. Januar 2011
  3. EX/35OT GERCRANE (YD 171) im Naval Vessel Register, abgerufen am 5. Januar 2011
  4. Brückenbau mit Siebenmeilenstiefeln – Die Puente Centenario über den Panamakanal aus Ingenieurbaukunst in Deutschland Jahrbuch 2005/2006.
  5. Maritime Reporter: Floating Crane Titan delivered to Panama, Ausgabe von September 1996, abgerufen am 5. Januar 2011
  6. Abbildung der Verladung auf airliners.net
  7. ACP selling the Hercules, Artikel vom 10. Mai 2009 in The Panama News; abgerufen am 8. Januar 2011
  8. Authority Beefs Up Fleet To Expand Panama Canal auf enr.construction.com vom 26. April 2007; abgerufen am 8. Januar 2011
  9. a b Titan Crane Analysis auf www.argonautics.com, abgerufen am 3. Januar 2011
  10. Panama Canal Spillway 4. Dezember 1998 auf www.argonautics.com, abgerufen am 5. Januar 2011

Anmerkung

  1. Der deutsche Name ist nicht überliefert

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