Herzogtum Freudenthal

Herzogtum Freudenthal

Das selbständige Herzogtum Freudenthal (tschechisch Bruntálské knížectví, auch Bruntálsko) bestand von 1682 bis 1684, als der Hochmeister des Deutschen Ordens Johann Caspar von Ampringen Landeshauptmann von Schlesien war.

Geschichte

Das nordmährische Gebiet von Freudenthal war zunächst im landesherrlichen Besitz und wurde später dem neu gegründeten přemyslidischen Herzogtum Troppau zugeteilt. Nach dessen Teilung 1377 wurde es aus diesem ausgegliedert und war danach zeitweise im Besitz der Herzöge von Jägerndorf bzw. der Herzöge von Ratibor, deren Herrscher zu dieser Zeit ebenfalls Přemysliden waren. Folgende Herzöge führten das Prädikat Herzog von Freudenthal:

  • Johann I., 1365–80/82 Herzog von Ratibor, 1367–1377 Herzog von Troppau, seit 1377 auch Herzog von Jägerndorf und Freudenthal
  • Johann II., 1380/82–1424 Herzog von Ratibor und Freudenthal, 1380/82–vor 1385 und ab 1422 Herzog von Jägerndorf
  • Nikolaus IV. von Freudenthal († 1405/07)
  • Nikolaus V., 1424–1437 Herzog von Jägerndorf und Ratibor, 1437–1452 Herzog von Freudenthal und Rybnik

Vermutlich unter Herzog Johann IV. d. Ä., der 1464–1474 als Herzog von Jägerndorf titulierte, gelangte das Gebiet von Freudenthal an die Herren von Würben auf Freudenthal, die seit 1473/74 als Besitzer von Freudenthal belegt sind[1]. Sie erreichten, dass die Herrschaft Freudenthal aus dem Herzogtum Jägerndorf ausgegliedert, wieder dem Herzogtum Troppau zugeschlagen und zu einer Minderherrschaft (status minor) erhoben wurde. Da Johann von Würben und Freudenthal am böhmischen Ständeaufstand von 1618 beteiligt war, wurde die Herrschaft Freudenthal nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 vom Kaiser konfisziert und an den Deutschen Orden verkauft.

Nachdem 1682 der Hochmeister des Deutschen Ordens Johann Caspar von Ampringen zum Ober-Landeshauptmann von Schlesien ernannt wurde, erfolgte gleichzeitig für dessen Lebenszeit die Erhöhung der Herrschaft Freudenthal zu einem selbständigen Herzogtum. Die Erhöhung war notwendig geworden, da nach dem Großen Landesprivileg des böhmischen Königs Vladislav II. von 1498 der Oberlandeshauptmann von Schlesien stets ein schlesischer Fürst sein sollte.

Nach dem Tod des Hochmeisters Johann Caspar von Ampringen 1684 erlosch das Herzogtum. Die Herrschaft Freudenthal blieb weiterhin im Besitz des Deutschen Ordens.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 150.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herzogtum Troppau — Rot silberner Wappenschild des Herzogtums Troppau Zwischen 1260 und 1269 wies der böhmische König Ottokar II. Přemysl seinem außerehelichen Sohn Nikolaus I. die Provinz Troppau zu, die zur Markgrafschaft Mähren gehörte. Die Erhebung zu einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Opava — Rot silberner Wappenschild des Herzogtums Troppau Das Herzogtum Troppau war ein Territorium um die heute tschechische Stadt Troppau (Opava) im Grenzgebiet zwischen Mähren und Schlesien. Weitere Städte des Gebiets waren Freudenthal (Bruntál),… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Jägerndorf — Das Herzogtum Jägerndorf (tschechisch Krnovské knížectví) entstand 1377 durch Teilung des Herzogtums Troppau, das ein Lehen der Krone Böhmen war und dessen Gebiet zur Markgrafschaft Mähren gehörte. Residenzort war die Stadt Jägerndorf (heute… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Leobschütz — Das Herzogtum Leobschütz entstand 1377 durch Teilung des Herzogtums Troppau. Es ist nach der gleichnamigen Stadt Leobschütz benannt, die erstmals 1224 erwähnt wurde und zu Mähren gehörte. Sie wurde von Ottokar I. Přemysl gegründet und gelangte… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Rybnik — Das Herzogtum Rybnik (tschechisch Rybnické knížectví; polnisch Księstwo Rybnickie) wurde 1437 als Teilherzogtum des Herzogtums Jägerndorf begründet. Es stand bis 1474 unter der Regentschaft der Stammlinie Troppau Ratibor der Troppauer Přemysliden …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus IV. (Ratibor-Freudenthal) — Nikolaus IV. von Freudenthal (auch: Nikolaus IV. von Ratibor und Freudenthal, auch Nikolaus I. von Troppau Ratibor[1]; tschechisch: Mikuláš IV. z Bruntálu; * um 1370; † um 1406) war gemeinsam mit seinem Bruder Johann II. „dem Eisernen“, Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Bruntál — Bruntál …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtümer in Schlesien — Die Herzogtümer in Schlesien sind durch zahlreiche Erbteilungen aus dem ursprünglichen Herzogtum Schlesien entstanden, das bis 1202 zum polnischen Staatsverband der Piasten gehörte und anschließend mit der Aufhebung des Senioratsprinzips unter… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des chevaliers de l'ordre de la Toison d'or — Le collier de l’ordre de la Toison d’or L ordre de la Toison d or est un ordre de chevalerie séculier fondé en janvier 1430 par Philippe le Bon à Bruges lors des festivités données à l occasion de son mariage avec sa troisième épouse, Isabelle de …   Wikipédia en Français

  • Johann II. (Troppau) — Johann II. von Troppau (auch: Johann II. von Troppau Ratibor; Johann der Eiserne; tschechisch: Jan II. Opavský; Hanuš Ferreus; * nach 1365; † 1424) war Herzog von Troppau und Ratibor sowie 1388–1397 Landeshauptmann und 1397–1422 Pfandherr von… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”