- Herzogtum Ratibor
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Das Herzogtum Ratibor (lat. Ducatus Ratiboria, cs. Ratibořské knížectví, poln. Księstwo Raciborskie) entstand 1173 durch Teilung des Herzogtums Schlesien. Es ist nach der gleichnamigen Wallburg benannt, die im Jahre 1108 erstmals erwähnt wurde und die 1155 Mittelpunkt einer Kastellanei war. Sie wurde auch namensgebend für die spätere Stadt Ratibor.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Herzogtum Ratibor entstand 1173 durch die erste Teilung des Piastischen Herzogtums Schlesien zwischen den Brüdern Konrad I. und Mieszko I. Der letztgenannte erhielt das kleinere oberschlesische Gebiet Ratibor-Teschen und nahm seinen Sitz in Ratibor. 1246 stiftete Herzog Mieszko II. († 1246) die Ratiborer St.-Jakob-Kirche mit einem Dominikanerkloster. Während eines Streits zwischen Herzog Heinrich IV. von Breslau und Bischof Thomas II. gewährte Herzog Primislaus/Przemko 1285 dem Bischof Schutz auf der Ratiborer Burg. Als Dank stiftete der Bischof das dem hl. Thomas von Canterbury geweihte Ratiborer Kollegiatstift. 1299/1306 stiftete Herzog Primislaus das Jungfrauenstift mit einem Dominikanerinnenkloster, dessen erste Äbtissin seine Tochter Euphemia († 1369) wurde.
1327 huldigte Herzog Lestko dem böhmischen König Wenzel II., wodurch das Herzogtum als ein Lehen der Krone Böhmen unterstellt wurde. Die böhmische Lehenshoheit wurde 1335 mit dem Vertrag von Trentschin vom polnischen König bestätigt. Nach dem Tod des Herzogs Lestko 1336 fiel Ratibor als erledigtes Lehen an Böhmen. 1337 übertrug der böhmische König Johann von Luxemburg das Herzogtum Ratibor als ein Lehen an Nikolaus II. von Troppau, der mit Lestkos Schwester Anna verheiratet war und der přemyslidischen Linie der Herzöge von Troppau entstammte. Dessen ältester Sohn Johann I. erhielt 1365 als Alleinerbe das Herzogtum Ratibor und begründete die přemyslidische Stammlinie Troppau-Ratibor, die 1521 mit Herzog Valentin 1521 erlosch, wodurch das Herzogtum Ratibor wiederum als erledigtes Lehen an Böhmen fiel.
Nachfolgend gelangte es an Herzog Johann II. von Oppeln, der beide Herzogtümer zum Herzogtum Oppeln-Ratibor vereinte. Nach seinem Tod 1532 fiel Oppeln-Ratibor wieder als erledigtes Lehen an Böhmen, von dem es in der Folgezeit häufig verpfändet wurde, u. a. 1532–1551 an die Herzöge von Brandenburg-Ansbach. Als Ersatz für nicht bezahlte Mitgift mehrerer nach Polen verheirateter österreichischer Prinzessinnen war es 1645–1666 an das polnische Königshaus verpfändet.[1]
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel das Gebiet wie fast ganz Schlesien an Preußen. Aus den Kammergütern und 1810 säkularisiertem Kirchengut ging die Herrschaft Ratibor hervor, die 1812 vom Kurprinzen von Hessen-Kassel erworben wurde.
1820 wurde Ratibor zum Mediat-Herzogtum erhoben, das der Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg zusammen mit Corvey als Ersatz für an Frankreich abgetretene Gebiete links des Rheins bekam. Ihm folgte 1834 sein Neffe Victor Herzog von Ratibor, der jedoch nicht in Ratibor sondern in Groß Rauden residierte. 1840 erhielt er vom König von Preußen den erblichen Titel Herzog von Ratibor.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Ratibor 1945 an Polen. Es entspricht in etwa dem Powiat Raciborski in der Woiwodschaft Schlesien.
Herzöge von Ratibor aus der schlesischen Linie der Piasten
- 1173–1211 Mieszko I. († 1211). Da er bei der Teilung 1173 benachteiligt worden war, erhielt er 1177 vom neuen Seniorherzog Kasimir „dem Gerechten“ Beuthen, Auschwitz, Zator, Sewerien und Pleß geschenkt.
- 1211-1229/30 Kasimir I. († 1229/30), Sohn Mieszkos I.
- 1230-1246 Mieszko II. († 1246), Sohn Kasimirs I.
- 1234-1281 Wladislaus I. († 1281), Sohn Kasimirs I.
- 1281 Teilung des Herzogtums Oberschlesien in Teschen-Auschwitz, Beuthen, Oppeln und Ratibor
- 1281-1290 Mieszko III. († 1313/16), Sohn Wladislaws I.
- 1281-1306 Primislaus/Przemko († 1306), Sohn Wladislaws I.
- 1295-1336 Lestko († 1336), Sohn Primislaus. Nach dessen Tod fiel Ratibor als erledigtes Lehen an Böhmen.
Herzöge von Ratibor aus der přemyslidischen Linie Troppau-Ratibor
- 1337–1365 Nikolaus II. († 1365)
- 1365-1378 Johann I. († 1380/82)
- 1378-1424 Johann II. († 1424)
- 1424-1437 Nikolaus V. († 1452), Sohn Johanns II., gemeinsam mit Wenzel
- 1424-1456 Wenzel († 1456), Sohn Johanns II.
- 1456-1493 Johann III. d. J. († 1493), Sohn Wenzels
- 1493-1506 Nikolaus VI. († 1506), Sohn Johanns III.
- 1493–nach 1506 Johann IV. († nach 1506), Sohn Johanns III.
- 1493-1521 Valentin († 1521), Sohn Johanns III.; mit Herzog Valentin erlosch 1521 die přemyslidische Linie Troppau-Ratibor
Herzöge von Ratibor aus der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst
- 1840−1893 Victor I. Herzog von Ratibor zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey (1818–1893), verzichtete auf das Fürstentum Schillingsfürst
- 1893−1919 Victor II. Amadeus von Ratibor, Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey (1847–1923)
Chefs der Familie nach 1918
- 1919−1923 Victor II. Amadeus von Ratibor und Corvey (1847–1923)
- 1923−1945 Viktor III. von Ratibor und Corvey (1879−1945)
- 1945–2009 Franz-Albrecht Metternich-Sandor (1920–2009)
- seit 2009 Viktor IV. von Ratibor und Corvey (* 1964)
Literatur
- Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 426–430 sowie Stammtafel auf S. 600–601.
- Günter Tiggesbäumker: Viktor I. Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1818-1893). In: Westfälische Zeitschrift, 144, 1994. S. 266-280.
- Günter Tiggesbäumker: Von Franken nach Westfalen und Schlesien. Der Erbprinz von Hohenlohe-Schillingsfürst wird erster Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey. In: Frankenland 3/2003. S. 207-212.
- Günter Tiggesbäumker: Von Schillingsfürst nach Corvey und Höxter. Zur Geschichte der Herzoglichen Familie Ratibor und Corvey. In: Die Warte, Nr. 136, 2007. S. 13-18.
- Günter Tiggesbäumker: Die Familie Hohenlohe-Schillingsfürst in Höxter und Corvey. Zur Geschichte des Herzoglichen Hauses Ratibor und Corvey. In: Frankenland 60 (1) 2008. S. 26-34.
- Günter Tiggesbäumker: Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey. 6. neu überarbeitete Auflage. Werl 2011 (Deutsche Fürstenhäuser. 5).
Weblinks
Commons: Herzogtum Ratibor – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Ludwig Petry und Josef Joachim Menzel (Hg.): Geschichte Schlesiens. Bd. 2, ISBN 3-7995-6342-3, S. 64
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