Hubert de Burgh, 1. Earl of Kent

Hubert de Burgh, 1. Earl of Kent
Wappen Huberts de Burgh

Hubert de Burgh (* um 1165; † 12. Mai 1243) war ein Earl of Kent, Justiciar von England und Irland und einer der einflussreichsten Adligen Englands in der Regierungszeit der Könige Johann Ohneland und Heinrich III..

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hubert de Burgh stammt aus einer Familie des niederen Adels, über die wenig bekannt ist. Seine Mutter hieß Alice, die in der Kirche von Walsingham (Norfolk) bestattet ist. Er wird erstmals im Januar 1297 im Haushalt des Prinzen Johann als Kämmerer genannt, ein Posten den er auch nach der Thronbesteigung Johanns 1199 König beibehielt. Die königliche Gunst machte Hubert zum reichen Mann; er erhielt 1199 das Lehen Corfe sowie 1201 mit Grosmont, Skenfrith und Llantilo drei wichtige Burgen in Gwent (Wales). Er war Sheriff von Dorset, Somerset und Herefordshire sowie Kastellan von Laucester und Wallingford. Im Jahr darauf wurde Hubert de Burgh zum Konstabler von Dover Castle ernannt, darüber hinaus erhielt er Falaise in der Normandie.

Nachdem König Johann 1202 seinen Neffen Arthur von Bretagne und dessen Schwester Eleonore gefangen genommen hatte, wurde Hubert ihr erster Aufseher. In Shakespeares Schauspiel König Johann bekommt er dabei den Auftrag, Arthur zu blenden, dem er sich aber widersetzt. Die geschichtliche Wahrheit des Auftrag wie des Widerstands stehen jedoch in Zweifel. Die Bewachung Arthurs übernahm aber schon bald William de Braose, der für dessen Beseitigung verantwortlich war. Im Jahr 1203 bekam Hubert die Befehlsgewalt in der Burg Chinon in der Touraine und damit die Aufgabe, das unterer Loiretal gegen König Philipp August zu verteidigen. Der aber konnte 1204 die Normandie erobern und anschließend in die Touraine ziehen. Im Juni 1205 musste er Chinon nach einer Belagerung aufgeben.

In den zwei folgenden Jahren war Hubert in französischer Gefangenschaft und verlor in dieser Zeit die meisten seiner Posten und Besitzungen, ohne dass die Gründe dafür bekannt sind. Nach seiner Rückkehr nach England 1207 bekam er neue Aufgaben und neue Güter, darunter die Burgen von Lafford und Sleaford, sowie 1208 das Amt des Sheriffs von Lincolnshire, das er bis 1212 innehatte. Bereits 1213 wurde er zum stellvertretenden und im Jahr darauf zum Seneschall Johanns für das Poitou ernannt.

Ab dem Jahr 1215 war Hubert entscheidend in die Ereignisse in England verstrickt. Zunächst wird er im Amt „Lord Warden“ der Cinque Ports erwähnt. Nach dem Aufstand der Barone 1215 war er dann in Runnymede einer der Anhänger König Johanns, die ihm zur Unterzeichnung der Magna Charta rieten. Dazu wurde er zu einem der 25 Garanten für die Umsetzung der Vereinbarungen und zum Justiciar von England ernannt. Obwohl der König darauf eine Revision der Magna Charta anstrebte und damit den „First Baron's War“ provozierte, blieb Hubert weiter loyal an dessen Seite und war entscheidend im Kampf gegen den französischen Prinzen Ludwig VIII. engagiert, der 1216 auf Einladung der aufständischen Barone in England gelandet war. Der Prinz konnte vier der Cinque Ports (fünf Häfen) einnehmen, Hubert aber verschanzte sich in Dover, wo er bis Mai 1217 einer Belagerung des Prinzen stand hielt. Anschließend führte er am 24. August 1217 eine englische Flotte in der Schlacht von Sandwich zum Sieg gegen eine zahlenmäßig überlegene Flotte des Prinzen, der sich darauf vollständig aus England zurückziehen musste.

Hubert de Burgh vor einem Altar kniend. Darstellung aus der Historia Anglorum des Matthäus Paris, 13. Jahrhundert.

Nach dem Tod William Marshal's 1219 avancierte Hubert de Burgh faktisch zum Regenten Englands für den unmündigen Heinrich III. – eine Position, in der sich eine große Zahl von Rivalen und Feinden erwarb, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigen sollten. Vor allem der von ihm vorangetriebene Krieg gegen Wales führte zu einer zunehmenden finanziellen Belastung der englischen Krone, die bis zu einem Verkauf von Kronjuwelen an den Herzog der Bretagne führte. Im Jahr 1224 schlug er eine Rebellion des Falkes de Breauté nieder, womit er sich besonders den Bischof von Winchester, Peter des Roches, zum Feind machte. Genoss er dabei zunächst die Unterstützung der mächtigsten Barone, wandten diese sich nach zunehmenden Steuerdruck gegen hin. Dennoch konnte Hubert bis zur Mündigkeit des Königs 1227 seine Position behaupten und auch danach den größten Einfluss auf die Politik ausüben. Für seine Verdienste wurde er vom König zum Earl of Kent ernannt.

1232 löste Hubert seinen Neffen, Richard Mór de Burgh, als Justiciar von Irland ab. Aber schon unmittelbar darauf fiel er einer Verschwörung seiner Feinde um Peter des Roches zum Opfer, auf die er nicht nur all seine Posten verlor, sondern auch ins Gefängnis geworfen wurde. Nach einer gelungenen Flucht unterstützte er Richard Marshal, 3. Earl of Pembroke, im Kampf gegen die ausländischen, Poitevins genannten, Günstlinge des Königs. Nachdem Peter des Roches 1234 gestützt werden konnte, wurde Hubert nach der Fürsprache von Edmund Rich, Erzbischof von Canterbury, begnadigt und wieder in königlicher Gunst aufgenommen. Allerdings erlangte er nie wieder seinen politischen Einfluss.

Hubert de Burgh starb 1243 in Banstead/Surrey und wurde in der Kirche der Dominikaner in London bestattet. Bei seinem Tod hielt er die Ländereien um Burgh, Beeston, Newton in Norfolk und Sotherton in Suffolk.

Ehen und Nachkommen

Hubert de Burgh war drei Mal verheiratet:

  • 1. mit Beatrice de Warenne (Haus Warenne), mit der er zwei Söhne hatte:
    • John de Burgh, der die Ländereien seines Vaters erbte, nicht aber die Grafschaft Kent oder andere Titel
    • Hubert de Burgh
  • 2. seit 1217 mit Isabel von Gloucester († 14. Oktober 1217), die geschiedene Frau von König Johann
  • 3. mit Margarete († 1259), eine Tochter von König Wilhelm I. von Schottland, mit der eine Tochter hatte:
    • Margaret „Megotta“ de Burgh (* um 1222; † 1237), ∞ mit Richard de Clare († 1262), 5. Earl of Hertford und 2. Earl of Gloucester

Vor diesen Ehen hatte er einen Ehevertrag mit Joan, einer Tochter von William de Redvers, 5. Earl of Devon, geschlossen, der aber 1200 wieder gelöst wurde.

Die verwandtschaftliche Beziehung Huberts de Burgh zu den de Burghs in Irland ist unklar. Aber wahrscheinlich war er ein Bruder von William de Burgh († 1204), dem englischen Statthalter von Limerick. Dessen Sohn, Richard Mór de Burgh, wurde auf Betreiben Huberts nicht nur 1227 zum Lord of Connacht, sondern auch zum Justiciar von Irland ernannt. Bei einer dieser Gelegenheiten wurde Hubert von ihm als „Onkel“ bezeichnet. Die Nachkommen von Richard Mór de Burgh stiegen zu Earls of Ulster auf.

Literatur

  • Eamon Burke: Burke People and Places. Dublin, 1995.
  • D. A. Carpenter: "The Fall of Hubert De Burgh. In: Journal of British Studies, vol. 19, 1980
  • C. Ellis: Hubert de Burgh, A Study in Constancy 1952
  • S.H.F. Johnston: The Lands of Hubert de Burgh. In: English Historical Review, vol. 50, 1935
  • Michael Weiss: The Castellan: The Early Career of Hubert de Burgh. In: Viator, vol. 5, 1974

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Peter des Roches Justiciar von England
1215–1232
Stephen de Segrave
Titel neu geschaffen Earl of Kent
1227–1232
Titel eingezogen

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