Hutfabrik (Iosefin)

Hutfabrik (Iosefin)

Die Hutfabrik in Iosefin (rumänisch Fabrica de palarii din Iosefin, ungarisch Józsefváros Kalapgyár) war eine Fabrik zur Herstellung von Kopfbedeckungen in der Splaiul Nicolae Titulescu Nr. 5 im IV. Bezirk Iosefin (deutsch Josefstadt) der westrumänischen Stadt Timișoara (deutsch Temeswar), auf der rechten Seite der Bega. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Hutfabrik wurde vermutlich in den Jahren 1882 bis 1899 gebaut, da die Quellen in Bezug auf das Gründungsjahr variieren. Es werden die Jahre 1882[2], 1896[3][4] und 1899[5] genannt. Das Gründungskapital betrug 1,5 Millionen Kronen[5], wobei es dem Gründer der Firma PALTIM, Philip Lenstein, gelang, 600.000 Kronen österreichisches Kapital der Unternehmer Faller, Pieck und Riecken[6] heranzuziehen.[3] PALTIM war die erste Fabrik ihrer Art im Südosten Europas. [5]

1900, als das Gebäude fertig gestellt wurde, begann die Produktion der Hutfabrik. Schon bald nach der Gründung wurden 650 Dutzend verschiedene Kopfbedeckungen aus Baumwolle und 80 Dutzend aus Kaninchenfell als tägliche Produktionszahlen genannt. Die Fabrik verfügte über eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 20 Pferdestärken. Die Zahl der Beschäftigten lag zwischen 480 und 500, wovon 70% Frauen waren. Die Kopfbedeckungen wurden nach ganz Europa aber auch nach Nord- und Südamerika exportiert.[5] Während des Ersten Weltkrieges fertigte PALTIM Hüte und Stiefel für das österreichisch-ungarische Militär.[3] Den Arbeitern standen ein öffentliches Bad, eine Kantine und ein Aufenthaltsraum zur Verfügung.

Zur ursprünglichen Produktpalette kamen 1952 nach Investitionen in das Unternehmen zivile und militärische Barette hinzu. Die Fabrik war die einzige in Rumänien, die diese Produkte herstellte. 1972 begann PALTIM zusätzlich mit der Produktion von Schutzhelmen. Zwischen 1948 bis 1990 wurde das Unternehmen verstaatlicht, ging aber 1990 wieder in Privateigentum über. Der Privatisierungsprozess wurde im Jahr 1995 mit einem Grundkapital von 3.754.754.000 Lei abgeschlossen. [4]

Nach der Schließung der Fabrik 2008 eröffnete in einem Teil der ehemaligen Fabrik die Diskothek Club Pure,[7] ein anderer Teil des Gebäudes wird zum Indoor-Klettern genutzt.[8]

Filiale in Periam

Neben der Hutfabrik in Timișoara produzierte zwischen 1892 bis in die Nachkriegszeit eine weitere Hutfabrik in dem circa 40 Kilometer nordwestlich gelegenen Periam. 1865 stellte der Hutmacher Johann Wohl die ersten Hüte in Perjamosch her. In den darauffolgenden Jahren legte Johann Rudach den Grundstein der hiesigen Hutfabrik. 1892 begann die Hutfabrik die Produktion. Hauptaktionär war Ioan Korber.[9] Hier wurden unter anderem die Hutmarke Korber unter dem Namen Lux Periam gefertigt. Im Zuge der Unternehmenskonzentrationen in der zweiten Hälfte der sozialistischen Ära wurde sie als Filiale dem Werk in Timișoara zugeordnet.[10]

Die Produktion hier wurde Ende 1996 eingestellt, aber im April 1997 wieder aufgenommen.[11] Am 1. August 2006 wurde die Fabrik geschlossen.

Literatur

  • Ioan und Rodica Munteanu: Timișoara, Monografie, Editura Mirton, Timișoara, 2002, 572 Seiten

Filmografie

  • Fabrica de palarii - Timișoara (1921)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. cultura.ro, Denkmalliste Lista Monumentelor Istorice 2004 des Județ Timiș, TM-II-m-B-06168, in rumänischer Sprache
  2. Hans-Heinrich Rieser: Temeswar: geographische Beschreibung der Banater Hauptstadt, Band 1 von Schriftenreihe des Instituts für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Franz Steiner Verlag, 1992, ISBN 3799525017, 9783799525015, S. 197, hier S.124.
  3. a b c banateanul.gandul.info, Banațeanul, Horatiu Ardelean , Geanina Jinaru , Marian Buga: Fabricat în Banat, 14. April 2008
  4. a b dccpcnjtimis.ro, Corpul administrativ al Fabricii de Pălării (secolul XX), 16. Juli 2007
  5. a b c d primariatm.ro, Primaria Municipiului Timișoara, Octavian Lescu: Fabrici functionale inainte de 1900, Februar 2008
  6. Ioan und Rodica Munteanu:Timișoara, Monografie, Editura Mirton, Timișoara, 2002, 572 Seiten
  7. agenda.ro, Zoltan Varga: S-au deschis cluburile Pure si Fratelli, 14. Dezember 2008
  8. agenda.ro, Miodrag M. Hojda: Campionat de catarari! Prima etapa – la Timisoara, 10. März 2010
  9. e-oferta.ro, Lux Periam SA
  10. Hans-Heinrich Rieser: Das rumänische Banat: eine multikulturelle Region im Umbruch: geographische Transformationsforschungen am Beispiel der jüngeren Kulturlandschaftsentwicklung in Südwestrumänien, Band 10 von Schriftenreihe des Instituts für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Franz Steiner Verlag, 2001, ISBN 3799525106, 9783799525107, S. 549, hier S.240.
  11. banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Das Deutschtum schwindet auch in Perjamosch, November 2001

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